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„Der Fußball ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie wer wann geht“ (Frei nach Forrest Gump)

Auch Aufstiegshelden bleiben nicht ewig. Aber sie werden auf ewig Aufstiegshelden bleiben. Diejenigen, die uns nach so vielen vergeblichen Versuchen endlich diesen einen Traum erfüllt haben, den wir gerade alle leben!

Gut, im Falle von Daniel Heber, seines Zeichens amtierender Kapitän der Hafenstraße, kam es dann doch überraschend. Wohlwissend, was unsere Nummer vierzehn schon in der Vergangenheit auch anderswo an Begehrlichkeiten ausgelöst hat. Es scheint fast so, als ob Rot-Weiss Essen den Fluch der Kapitänsbinde ereilt hat. Auch wenn sich die beiden Vorgänger von Daniel Heber selbst ins Abseits gestellt hatten und der Verlust der Binde natürlich nicht den selben Grund hatte. Vielleicht ja mal eine Verfilmung wert: „Der Fluch der Binde“ mit Henning Baum und Dietrich Hollinderbäumer in den Hauptrollen. Als was weiß ich noch nicht!

Was wir aber nun wissen ist, dass Daniel Heber schon am Freitag im Kader des 1.FC Magdeburg stehen und möglicherweise schon im Gastspiel bei Fortuna Düsseldorf auflaufen wird. Als absoluter Freund seines unglaublich elegant wirkenden Spiel- und Abwehrstils zuzüglich immenser Sprungkraft und guter Spieleröffnung musste ich doch erst schlucken, als die Meldung kam. Der zweite Gedanke war: Nicht schon wieder der Käpt`n. Diesmal konnte man sich im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern schließlich hundertprozentig damit identifizieren. Als dann aber doch schnell rationales Denken die Emotionalität eingeholt hatte, kam Freude auf. Nicht weil er geht, sondern weil Daniel Heber sich nun einen weiteren Traum nach dem Aufstieg mit RWE erfüllen darf und (temporär wenigstens) eine weitere Stufe im schnelllebigen Profifußball erklimmen kann.

Das hat er sich durch seinen guten Job hier bei uns erarbeitet. Dafür bin ich dankbar, und deshalb freue ich mich für ihn. Ja und klar, am Ende des Fußballertages geht es auch ums Geld. Auch dieser Mehrwert sei ihm von Herzen gegönnt. Außerdem lief intern alles dem Vernehmen nach glatt und in gegenseitigem Respekt ab. So muss das, so tritt man als Kapitän ab, wenn es denn schon innerhalb der Saison sein muss. Was das nun alles sportlich für uns bedeutet, werden wir ebenfalls am Freitag sehen, wenn das erste von zwei Gastspielen dieser Saison im Saarland ansteht. Die SV Elversberg als relativ unangefochtener Tabellenführer, damit hat vor Saisonbeginn wohl kaum jemand gerechnet. Aber deswegen bedeutet das noch lange keinen fest definierten Spielausgang gegen unseren RWE. Irgendwie machen wir ja doch immer, was wir wollen, und nicht das, wovon alle ausgehen. Also wird es ein knapper Auswärtssieg. Irgendwann ist ja auch mal gut mit den ewigen Unentschieden. Bei Sieg oder auch Niederlage emotionalisiert es sich halt einfach besser. Aber klar, tabellarisch betrachtet ist ein Punkt immer noch besser als kein Punkt.

Aber zurück zu unseren Aufstiegshelden: Auch Simon Engelmann ist so einer, der aktuell über seine weitere Karriere nachdenkt. Das muss er sogar, läuft doch das Arbeitspapier bei Rot-Weiss Essen zu Saisonende aus. Und auch hier würde ich persönlich eher auf einen Weggang tippen. Schließlich ist „Engel“ dann eine weitere Saison mehr auf „Montage“ in Essen als abends zuhause bei der Familie. Und somit ist es völlig legitim, in seinem Alter die eigene Lebensplanung über die Wünsche der Fans und möglicherweise des aktuellen Vereins zu stellen. So sehr ich mich über einen Verbleib freuen würde, aber ein Wechsel in die Regionalliga vor Ort daheim absolut nachvollziehbar. Und sicher eine Entscheidung, die uns dann nicht so spontan und schwer treffen wird, wie jetzt bei Daniel Heber. Und sollten wir dann wirklich nicht mehr das schöne Engelmann-Lied auf den Tribünen trällern dürfen, auch dafür gäbe es eine Lösung: Bei der Dritten des Hamburger SV spielt tatsächlich ein gewisser Timon Engelmann. Gut, das wäre rein sportlich betrachtet jetzt wohl keine Alternative. Aber sangestechnisch eine richtig gute Nummer.

Würde also Simon Engelmann zu Blau-Weiß Lohne wechseln, was ja allerorten spekuliert wird, so droht ihm allerdings das selbe Ungemach, welches auch Daniel Heber ereilt hat: Blaue Trikots stehen einfach keinem, der von Rot-Weiss Essen kommt. Da muss man sich erst einmal kräftig die Augen reiben. Der nächste Kapitän der Hafenstraße (mittlerweile ist der Begriff fast negativ besetzt) ist dann logischerweise Felix Bastians, seines Zeichens bislang ja Erster Offizier auf der Brücke und somit Vertreter von Käpt`n Heber. Ob er dann auch….? Ich hoffe nicht, sondern würde mich bei ihm so richtig über eine Vertragsverlängerung freuen. Dann geht uns nicht direkt der nächste Kapitän flöten.

Es nimmt also seinen Lauf an der Hafenstraße, nennt sich Fußballgeschäft. Schon seit vielen Jahren zu schnelllebig für uns Fans, tun wir dann einfach das, was wir immer tun, egal wer geht: Wir bleiben! Wie heißt es doch: „Unser ganzes Leben“. Danke Daniel und egal, wie Du Dich entscheidest, einfach so: Danke Simon. Auf ewig Aufstiegshelden von Rot-Weiss Essen. Das wird für immer Eure sportliche Vita vergolden!

Fan-Office

Ein Jahr lang ungeschlagen. Das bedeutet, 365 lange Tage in Liga und Pokal nicht einmal als Verlierer vom Platz gegangen. Ich weiss nicht, ob wir derlei schon einmal seit 1907 erleben durften. Kleiner Rückblick: Es war der erste Februar vergangenen Jahres, als wir vor 12.113 Fans an der Hafenstraße mit null zu zwei gegen den designierten Meister SV Rödinghausen verloren haben. Schon nach zwei Minuten traf ein gewisser Simon Engelmann gegen uns. Gut, dass er nun für uns trifft. Gegen den Bonner SC erneut zweimal. Diesmal auch wieder vom Punkt. Legendär weiterhin seine Freudenausbrüche nach den Toren. Kein Batman Quatsch oder gestenreiches versinnbildlichen privater Ereignisse. Sobald der Ball im Tor zappelt, ist das Ding abgehakt und weiter geht`s.

Vor dem nächsten Torerfolg gilt es aber für ihn und seine Mannschaftskollegen, sich zu regenerieren, denn die kommenden Aufgaben werden auch nicht viel leichter als das Spiel vom vergangenen Wochenende gegen den Tabellenletzten. Dieses barg sogar viel höhere Gefahren in sich, als man sich bei den beiden nächsten Spielen gegen Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund Zwo vorzustellen vermag. Gegen Bonn konnte man eigentlich nur verlieren, gegen Bayer wird man aller Wahrscheinlichkeit nach verlieren und gegen den BVB sollte man irgendwie gewinnen. Erst nach harter Maloche wurde Samstag gewonnen und somit das Jahr ohne Niederlage besiegelt.

Wahnsinn, wer hätte das gedacht, dass in diesen schwierigen Zeiten ausgerechnet unser RWE der Regenbogen am Horizont der Pandemie ist. Das macht schon stolz und zufrieden, wenngleich sich weiterhin alles nicht so wirklich gut anfühlt. Es bleibt weiter ungewohnt, wie sich aktuell Spieltage gestalten. Bis vor einiger Zeit und hoffentlich auch irgendwann mal wieder, sind die neunzig Minuten im Stadion doch nur kleiner (zugleich natürlich wichtigster) Bestandteil vieler Rituale und Vorkommnisse, die sich um das Spiel drehen. Die Anreise nicht mehr auf der Autobahn, sondern höchstens aus einem anderen Raum in das Arbeitszimmer. Oder wo auch immer das Empfangsgerät steht. Es muss auch nicht mehr vor einem Spiel Ölstand und Luftdruck kontrolliert werden, sondern höchstens die Netzwerkverbindung. Es muss nicht einmal getankt werden, Brennstoff zum Spiel ist das Spieltags Ticket, sofern man kein Dauerkartenbesitzer*in ist.

Am heimischen Empfangsgerät gibt es auch keine sogenannten Hochrisikospiele, zu denen man nach Möglichkeit noch früher anreisen sollte, da an solchen Spieltagen leicht überhöhte Sicherheitsmaßnahmen schon mal den Weg abschneiden oder behindern. Im Fan Office zu spät zum Anpfiff zu kommen, liegt also wirklich und ausschließlich an einem selbst. Es sei denn, unverhoffte Baustellen tauchen aus dem Nichts auf, wie Mutters Anruf, zu viel Kontakte auf der Spielvorbereitungshunderunde oder eben auch die Wäsche, die noch aufgefangen werden will. Diese war es übrigens vergangenen Samstag, die aus einem Akt partnerschaftlicher Solidarität aufgehangen wurde. Zeitgleich mit dem Elfmeterpfiff wurde ein Schlüpper mit roter Klammer aufgehangen. Multitasking in Rot und Weiss!

Auch das gewohnte Catering gestaltet sich mittlerweile etwas anders: Die Frikadelle im Brötchen oder die Bratwurst vor dem Hafenstübchen hat sich zu einem flockigen Stück Kuchen gewandelt. Dafür darf aber das Stauder direkt aus der Flasche genossen werden, muss nicht in einem Plastikbecher ausgeschenkt werden. Die „Gefahrenlage“ im Fan Office natürlich auch deutlich entspannter, als man es gemeinhin einem Stadion zuschreibt. Eins aber bleibt immer gleich: An Spieltagen ist irgendeine RWE-Klamotte Pflicht. Ich wechsle diese zur Zeit nach jedem Unentschieden, denn einen obligatorischen Tausch nach einer Niederlage kann man aktuell einfach nicht einplanen. Und man will ja nicht irgendwann aus den Klamotten müffeln, wo es doch gerade alles so nach Erfolg riecht.

Epilog: Gegen Nachmittag hatte ich einen kleinen Empörungsbeitrag geschrieben, in welchem ich mich über den Tausch des Heimrechts der beiden Borussen Mannschaften aufregte. Ich witterte Wettbewerbsverzerrung und war direkt wieder auf 1907. Doch die allseits entspannten Reaktionen darauf, besonders von unserer Vereinsseite, waren ziemlich entspannt und lässig, so dass die Empörung nebst Beitrag nicht mehr vonnöten war. Außerdem klären wir das alles schon bald an der Hafenstraße.