Gute Mädchen kommen in den Himmel, Lisbeth überall hin
Der erste Teil der Millennium Trilogie “Verblendung” ist in Deutschland lediglich in kleinerem Rahmen, sprich in ausgewählten Kinos, angelaufen. Eigentlich eine Überraschung in Anbetracht der drei Millionen Leser. 688 Seiten Roman wurden in 153 Minuten Film zusammengefasst und die vergehen wie im so oft zitierten Fluge. Natürlich kann der Film nicht so in die Tiefe gehen, fallen manche Figuren und Affären dem Zeitraster zum Opfer. All das fällt kaum ins Gewicht, überwiegt doch die Faszination, einer Verfilmung beizuwohnen, die das “geistige Auge” beim Lesen 1:1 auf die Leinwand adaptiert hat. Es sind exakt die Gesichter, die Landschaft und die Kälte zu sehen, die der Leser so und nicht anders zu erwarten hatte. Noch mehr als im Buch konzentriert sich das Geschehen auf die beiden Hauptprotagonisten “Mikael Blomkvist” (Michael Nyqvist) und Lisbeth Salander (Noomi Rapace). Und hier wartet der Film auch schon mit seinem grössten Coup auf: Es wurde eine Lisbeth “wie aus dem Buche” gefunden: Noomi Rapace spielt die Lisbeth mit einer zurückhaltenden und doch gleichermaßen alles aussagenden Mimik und entspricht der Optik. In Konfliktsituationen ungemein physisch daherkommend und wahrlich kräftig zupackend, wird gerade während eines Liebesaktes mit “Mikael” all ihre Anspannung und innere Zerrissenheit deutlich. Das, was sich in einem Buch weitaus differenzierter beschreiben lässt,und von Stieg Larsson immer wieder thematisiert wurde, gelingt dem Film in einer eindrucksvollen Sequenz: In Großaufnahme wird hier keine Erotik gezeigt, sondern der Blick auf Lisbeth`s höchst angespannte Muskulatur gelenkt, die sogar das riesige Drachenmotiv auf ihrem Rücken kurz zum Leben erweckt. Das war es dann und mit einem schlichten “Nacht” verlässt Lisbeth einen ratlosen Mikael. Der Film selber ist in eher kühlen, harten Farben gehalten, so dass sich auch die schwarz weiß Fotografien bestens in die Szenerie einfügen. Schauspieler und Bilder ergeben so einen wahrlich stimmigen Film. Die Trilogie zu kennen ist aber von Vorteil, denn nur dann fügen sich die Bilder zusammen.