Monatsarchive: Oktober 2009

Kennengelernt

Wenn ein Text ohne Überschrift begonnen wird, dann deshalb, weil die passende noch nicht gefunden wurde. Das ist insofern interessant, weil man ja weiß worüber es eigentlich zu schreiben gilt. Und genau in diesem Dilemma stecke ich gerade. Geht es doch nicht um die sonst üblichen Themen hier, sondern um den Fakt, dass “ISDT” in dieser Woche in sein viertes Jahr geht. Auch das ja nichts Weltbewegendes. Was mich aber wirklich bewegt ist die Gelegenheit, einmal zu reflektieren, was mir diese drei Jahre “Im Schatten der Tribüne” so gebracht haben. Und das, ja das wäre nun wirklich eine Überschrift wert. Anfangs hätte ich nicht gedacht, dass der Plan, etwas zum historischen Tribünenneubau hier in Nordhorn zu veröffentlichen, so schnell von der Herzensangelegenheit RWE überrollt wird. Ich hätte auch aber nicht gedacht, dass mir das Bloggen dabei hilft, den Verlust eines geliebten Freundes und profunden Fußballkenners wenigstens in Ansätzen zu kompensieren. Wenn ich ehrlich bin, ist es bislang bei den Ansätzen geblieben, der Schmerz sitzt tief. Schreiben ist demnach auch Therapie, das Spiel des RWE war es weniger in den letzten Jahren. Doch bin ich lieber in der vierten Liga an der Hafenstrasse, als in Wolfsburg Meister. Das mein lokaler Verein, der SV Eintracht, hier so an Inhalten verloren hat, tut mir sehr leid, aber auch ein Produkt der Vereinsführung. Was nun den “Godfather of Goodness” formerly known as Bono betrifft: Der Lebenstraum von einem Thekenabend bleibt bestehen, in meinem Falle allerdings mit Adam Clayton. U2 war auch in diesem Jahr wieder jeden Cent und jede Emotion wert. Das aber nur zu den Inhalten, viel mehr erfreue ich mich an den Kontakten, die sich seit Beginn von “ISDT” ergeben haben. Natürlich, die allermeisten davon sind und werden immer interaktive Kontakte bleiben. Aber, es wird sich ausgetauscht, ich lerne dazu, sammle Erfahrungen und kann meinerseits auch jemanden informieren, hoffentlich begeistern,erfreuen oder auch kritisch stimmen. So füllt sich dann die “Lesezeichenliste” im Browser oder die Linkliste bei ISDT. Und einmal abgesehen von den Freunden des realen Lebens wie den Inselalben oder dem Soziokulturellen, gibt es ein paar Blogs oder Homepages, die über das alltägliche Lesen hinausgehen und zu denen eine ureigene Beziehung aufgebaut wird.. andora zum Beispiel kann man doch nicht einfach so lesen, diese charismatische Präsenz in Sachen Kunst, Eisern Union und angewandtem Widerstand gegen die ehemalige DDR ist für meine künstlerische Einfältigkeit kaum zu begreifen. Welch Freude daher über die ein oder andere Mail des “meesters” oder gar der Einladung auf ein Spiel an der alten Försterei. Scudetto steht stellvertretend für all das literarische aus Bochum, hat mir schöne Kleinkunstabende, ein Autogramm von Ente Lippens und ein wenig Beistand in der Midlife Crisis beschert. Angedacht ist auch so ein lesenswertes Beispiel für einen ein Blog, der viel mehr zu bieten hat, als “nur” den Fußball. Hier mag ich besonders gerne die Twitter Erlebnisse des Autors Heinzkamke und empfinde es als sympathisch, dass auch andere Männer gerne mal ihre Portemonnaies verlegen. Nicht zu vergessen natürlich jawattdenn: Vielen Dank Euch, dass ich jederzeit auf die Bilder zugreifen darf. Hier freue ich mich auf ein persönliches Treffen vor dem Münster Spiel. Dann gibt es noch den umtriebigen Probek, das textilvergehen und,und,und. Will sagen: Ich habe in diesen drei Jahren viel kennen- aber noch mehr gelernt. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken. Kennengelernt, das ist doch eine passende Überschrift. Alles wird gut.

Stabilitätspakt

Die gestrige Nacht brachte uns den ersten Nachtfrost, und an entsprechender Stelle liegt schon die Winterbekleidung nebst Wärmedämmung für die Extremitäten zur Ausgabe bereit. Scheinbar kommt der Herbst in diesem Jahr ohne seine oftmals stürmischen Begleiterscheinungen aus. Übertragen auf den Fußball bedeutet das für mich, mit einer Situation “klarkommen” zu müssen, die ich so seit Beginn von “ISDT” vor 3 Jahren noch nicht erlebt habe: Die Lage bei Rot Weiss Essen hat sich stabilisiert. Das muss man erst mal lesen und dann auch noch verstehen: Die Lage bei Rot Weis Essen hat sich stabilisiert. Natürlich kann und muss hier noch differenziert werden, bezieht sich diese Aussage doch allein auf den sportlichen Sektor. In Zahlen und Fakten bedeutet dies eine kleine Serie von drei ungeschlagenen Spielen in der Liga, dem Weiterkommen im Pokal und einem Torrausch in einem Freundschaftsspiel. Sogar der in Ungnade gefallenen Michael Lorenz ist nun wieder in den Kader aufgerückt. Vielleicht auch dem Umstand geschuldet, dass die Lohnbuchhaltung ihn stets noch in der ersten Elf zu führen hatte. Eine weitere Neuverpflichtung für die Innenverteidigung vermag auch auf Unverständnis zu stoßen in Anbetracht des Millionendefizites. Fast nebenbei wurde nun auch dem Trainerduo die offizielle Lizenz zum Weitermachen erteilt. Unisono übrigens die Aussagen der beiden, an der Taktik und den Trainingsinhalten nichts verändert zu haben. Einem Drahtseilakt, und somit mächtig instabil, kommt weiterhin das Projekt Stadionbau gleich: Hier taumelt man an der Hafenstrasse zwischen Hoffen und Bangen, zwischen Haushaltssicherungskonzept und Weltwirtschaftskrise. In einem Interview mit der Revier Sport hat Stadtdirektor Hülsmann den Leser an seiner Vorstellungskraft teilhaben lassen. Genau diese fehlt ihm nämlich gänzlich im Hinblick darauf, den Restposten Georg Melches Stadion in seinem jetzigen Zustand weiter als Spielstätte zu betreiben. Das nächste Verfallsdatum steht auch schon Mitte nächsten Jahres an: Bis dahin gilt noch die Genehmigung für die marode “Haupt” (ich mag diese Tribüne fürchterlich gerne). Ohne Dach könnte vielleicht noch etwas länger gespielt werden. Nur, wer vermag sich das Stadion dann noch vor seinem geistigen Auge vorzustellen?: “Nord” zu 1/3 aus den Augen, “West” schon lange aus dem Sinn, “Haupt” ohne Dach; Einzig die “Ost” böte dem völligen Verfall Paroli. Hier kann nun die Mannschaft in Vorleistung treten und durch weitere stabile Punktausbeute den Kritikern ein wenig das Wasser abgraben.