Von Beziehungen

Manchmal braucht es nur einen Blogeintrag, um die Gedanken kreisen zu lassen. Schöne Erinnerungen hervorzurufen oder sich zu hinterfragen: Und wie ist das so bei mir? Catenaccio war es, welcher gekonnt das Thema „Fußball und Liebe“ in den Raum warf. Seitdem denke ich darüber nach. Nicht darüber, ob ich den Fußball mag oder nicht, das versteht sich wohl von selbst.
Nicht einmal darüber, wie sich Spielbesuche auf die Partnerschaft auswirken. Ich glaube, das kann ich hier ganz unspektakulär abhandeln: Unsere Berufe und das wunderbare Elterndasein erfordern bisweilen eine „Spielbesuchslogistik“, die sich hinter einem profanen Gesetzesentwurf nicht verstecken muß. Wenn ich mich dann einmal mehr und endlich wieder auf die Autobahn begebe, dann mit voller Rückendeckung und Daumendrückens  der Kinder für diesen wunderbaren RWE.
Somit könnte ich dieses Thema also schnell wieder beenden und abgeben. Doch ich komme einfach nicht von dem Gedanken los aufzuschreiben, daß Fußball nicht nur Liebe, sondern auch Basis ist. Basis für Freundschaften zum Beispiel. Und da fallen mir immer mal wieder kleine Begebenheiten ein, die nun wirklich nicht mit dem Thema in Einklang zu bringen sind. Aber mich schmunzeln lassen, endlich wieder.
Wie der Besuch beim Brinkumer SV. Hier sind wir dem SV Eintracht Richtung Bremen hinterhergefahren. Angekommen klingelte sein Handy: Er hatte vor lauter Begeisterung mal wieder vergessen, daheim mitzuteilen, daß es zum Fußball geht. Keine Abendbrötchen also.
Oder Lübeck an der Hafenstrasse, dieses unvergessene Spiel, welches den RWE endgültig in den Abgrund stürzte. Diesmal gar zu dritt unterwegs wurden wir in Gronau direkt nach dem Frühdienst „aufgegabelt“. Sein Vormittag schien überaus anstrengend gewesen zu sein, das Mitteilungsbedürfnis grenzenlos: Erst kurz vor dem Bottroper Dreieck stoppte der Redeschwall und ein „Hallo Jungs, und wie sieht’s bei Euch aus“ kam in unsere Richtung über seine Lippen. Der allseits beliebte Klassiker passte dann auch noch gut zu diesem traumatischen Tag: „Hast Du die Karten dabei?“ „Nein, die wolltest Du doch bestellen“ „Echt jetzt?“ „Dann haben wir ein Problem“.
Ein wirkliches Problem hatten wir an einem Spätsommerabend in Nordhorn, eines der schönsten Spiele am Nordhorner Heideweg fand gerade sein Ende. Der heimische SV Eintracht hatte den Verfolger (oder war es umgekehrt) SV Wilhelmshaven in einem berauschenden Fußballspiel bezwungen. Dem mitgereisten, und für dieses Spiel eigens zusammengestellte, Anhang der Wilhelmshavener passte das nicht wirklich, und so musste wenigstens eine Zaunfahne als Beute herhalten. Dummerweise musste das ausgerechnet mir auffallen. Und mitgeteilt habe ich es auch sofort. Hätte ich mal nicht machen sollen, denn anstatt ein „Dumm gelaufen“ kam, ich hätte es wissen müssen, ein „die holen wir uns wieder“ zurück.
Na toll, im Schweinsgalopp also rund um das Spielfeld Richtung Gästeeingang und dabei fieberhaft überlegend, wo ich denn meine Ersatzbrille liegen habe. Da standen sie dann, politisch desorientierte, volltrunkene, vielleicht sogar ein paar wirkliche Fans. Und ein Polizeifahrzeug. Wir trugen der Staatsmacht unser Anliegen vor, aber stiessen auf keine Kooperation. Nützte also nichts, reine Deeskalation war nun gefragt, schließlich waren wir zu zweit und die anderen nur zu fünfzig. Voll die pädagogische Karte ausspielend gelang es, die Wortführer herauszufinden. Und den Grund: Angeblich hätten Nordhorner eine Wilhelmshavener Fahne geklaut, und das war nun der Racheakt. Echt jetzt, Nordhorner klauen Fahnen? Das geht ja mal gar nicht.
Schon gar nicht mit Peter. Sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn wollte die Fahne zurückholen und ließ mich kurzerhand allein. Ich hatte aber nun auch keine Lust mehr auf Diskussionen und bin dann ohne nachzudenken in den Bus gestiegen. Vor lauter Schreck über meine Dreistigkeit wurde mir dann die Fahne ausgehändigt. Schnauze voll, Fahne wieder da. Geht doch. Zurück oben im Clubhaus wurde mir dann aber doch etwas schwach auf den Beinen ob unseres Erlebnisses. Das hätte im „Normalfall“ ganz anders ausgehen können. Aber wenigstens war ich mal der Held für eine Nacht.
Wieder in Essen vor Ort war Rostock zu Gast. Mit im Gepäck auch reichlich Pyrotechnik und die Absicht, sich ziemlich fragwürdig den Fernsehzuschauern zu produzieren. Beängstigende Szenen, aufgeheizte Gemüter auf beiden Seiten. Ein Spiel, welches aufwühlt. Und welches im Nachgang noch lange vorhält. Signal für mich, nach dem Spiel erst einmal nicht viel zu sagen. Ich ließ ihn vorlaufen, mit sich redend und hadernd, an Hansa Fans vorbei, nur um diesen mit auf den Weg zu geben, daß es das früher nicht gegeben hätte, sich nach einem solchen Spiel frei auf der Hafenstrasse zu bewegen.
Ja, so war das, und es gäbe noch viel mehr zu erzählen. Auch eine Form von Fußball und Liebe, oder nicht? PS: Den Wilhelmshavenern wurde übrigens keine Fahne geklaut: A) hatten sie gar keine dabei und B) machen Nordhorner so etwas nicht. Und leider ist generell auch der SV Eintracht nun für mich endgültig Geschichte.
Wer aber das spannende Thema wirklich in seiner angedachten Form weiterbehandelt wissen möchte, der sollte sich diese wunderbaren Texte bei angedacht und Lizas Welt durchlesen.

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