Director`s Cut
„Zurück in die Zukunft – zurück in den Westen! – Der Mythos kehrt zurück auf die Stehplätze“, so beschreibt es die Westtribüne Essen in Vorfreude auf die bald beginnende Saison. Anlass genug, um zwei Blogeinträge, von vergangenen Zeiten handelnd, digital remastered, im Director`s Cut als Blog Ray im Pappschuber anzubieten. Soundtrack und Interaktionen auf der Bonus DVD.
SIEBEN!
Die Bundesligageschichte des RWE ist, im Gegensatz zu seiner sonstigen Historie, eigentlich schnell und als Siebenzeiler erzählt: Pro Zeile eine Saison! Wobei auch in diesen sieben Spielzeiten nicht wirklich für großes sportliches Aufsehen gesorgt werden konnte. Aber man war halt trotzdem immer wer, schließlich in der alten Ligenordnung von 1948 bis 1961 durchweg erstklassig. Dazu noch Pokalsieger und Deutscher Meister. Georg Melches, Helmut Rahn, Essen!
Leider hat es trotzdem nicht gereicht, direkt in der Premierensaison im Oberhaus mitzumischen. Mit der Saison 1966/67 war es dann aber soweit. Und da der ungeliebte Nachbar Schalke 04 direkt im ersten Heimspiel mit 4:1 aus dem Mythos gefegt wurde, durfte getrost wieder abgestiegen werden: Saisonziel früh erreicht! Neuer Anlauf dann in der Saison 1969/70, welche nicht mit dem Abstieg, sondern einem respektablen 12. Platz abgeschlossen wurde.
Diesen schaffte man aber, um nicht aus dem Rhythmus zu kommen, in der darauffolgenden Saison 1970/71 wieder. Den Abstieg jetzt! Raus mit Applaus jedoch, denn es galt einmal „Spitzenreiter, Spitzenreiter..hey,hey…“ zu skandieren [Sollte es dieses Highlight kreativer Fan Dichtung schon seinerzeit gegeben haben]. Einfacher gesagt: Am 3. Spieltag der noch jungen Saison war der RWE zum ersten und auch zum bislang letzten Male Tabellenführer der Bundesliga.
Diese Saison wurde in ihrem weiteren Verlauf zur schicksalsträchtigsten für den RWE und vielleicht auch der Grundstein für die gewisse Tragik, welche dem Verein von nun an anhaftete. So wurde am 13. Februar 1971 der FC Bayern mit 3:1 bezwungen; Zum einen der letzte Heimsieg dieser Saison und zum anderen auch die öffentliche Geburtsstunde für die Rüpel aus der Westkurve. Ein Gymnasiast (welch Anachronismus eigentlich) war es, welcher dem Arbeiterverein nicht nur ein schlechtes Image bescherte, sondern Sepp Maier zudem noch ein Messer in seiner Nähe. Immerhin hat sich der junge Mann später noch telefonisch entschuldigt. Heutzutage, wo es so oft an Respekt und Anstand fehlt, wohl eher eine Seltenheit.
Ja und dann war da noch dieser Skandal! DER Skandal! Der FC Meineid war geboren, der RWE hatte verloren. Die Manipulationen anderer hatten den erneuten Abstieg und abermals Platz 18 zur Folge. Davon hat sich der RWE nie wieder erholt und sah von nun an blau! Trotzdem war man in der Saison 1973/74 schon wieder zurück im Oberhaus und belegte nach einer recht unspektakulären Saison am Ende den 13. Platz. In der nächsten Spielzeit 1974/75 konnte sich der Verein um einen Platz auf Rang 12 verbessern, musste aber zusehen, wie die WM Stadien in Gelsenkirchen und Dortmund errichtet wurden. Essen als Metropole blieb aussen vor.
Die Saison 1975/76 brachte dann den 8. Platz nach dem 34. Spieltag. Niemals zuvor oder danach konnte der RWE in der Bundesliga einen weiteren einstelligen Tabellenplatz belegen. Horst Hrubesch, Willi Lippens…, es lag ein Hauch von beginnenden Glamour über Vogelheim und Borbeck. Der Hauch verfing sich aber in den Fabrikschornsteinen und der nächsten Spielzeit 1976/77 recht schnell: Abstieg und einmal mehr Platz 18. Daran konnte auch das aufstrebende Talent Frank Mill nichts mehr ändern.
Im Mai 1977 wurde also die Akte Bundesliga an der Hafenstraße vorerst zugeklappt und verstaubt dort nun schon seit schlappen 36 Jahren. Schuld daran sind natürlich zuvorderst der FC Schalke 04 und der DFB. So das Selbstverständnis der weiterhin erstklassigen Fans des RWE. Und überhaupt: Wenn uns auch der RWE seit Dekaden nicht mehr mit Bundesligafußball beglückt, so war doch alles dabei, was einen Verein so begehrenswert macht. Auch, wenn es es sich meistens nur um Negativerlebnisse handelte.
Die Recherche Bundesliga und sein RWE hat übrigens noch einen erschreckenden Fakt zutage geführt: In vier ausgesuchten Spielen gegen die SG Eintracht Frankfurt in den Jahren 1975 und 1977 kam der RWE auf ein Torverhältnis von unglaublichen 2 : 28 Toren! Vielleicht auch ein Grund für die Sanitärfachmesse viele Jahre später an der Hafenstraße. Unter dem Bundesligastrich bleibt aber folgende Erkenntnis zwingend festzuhalten:
„Dem Verein Rot Weiss Essen, der 1971 wegen der Manipulationen anderer abgestiegen war, wurde keine Wiedergutmachung gewährt“ [Zitat]
SPIELÜBERBRÜCKUNG!
Als Kuddel seine Kutte trug, ihn keiner nach dem Wege frug. Stand es doch auf seinem Rücken: Kuddels Kutte wird die Hafenstraße schmücken. Die Kutte zeigt ein Unikum, wölbt sich um manch Bauch herum.
Oft getragen, aus der Mode gekommen; Ist Fußballkultur, unbenommen. Heute trägt die Kurve schwarz, Sonnenbrille, Bauchtasche! Trikot, Schal, die Bierflasche. Und ist doch eine Gerade. Schade!
Aber eines weiss der Kuddel ganz gewiss: Früher wurd gespielt, gab´s kein Geschiss. Die Haare, da voll und heute licht; Schon vor dem Spiel annähernd dicht.
Nach dem Spiel die Kutte in den Schrank, öfter mal am Montag krank. Alles total Latte, wenn er denn die Punkte hatte.
„SOUNDTRACK“ SIEBEN! [Seven Angels, Avantasia]
Director`s Cut by ISDT 2012/2013
Fotos SIEBEN!/SPIELÜBERBRÜCKUNG! by ISDT, 1x fijny [Island], 1x Norbert Enker [norbert-enker.de]
„Soundtrack“: Seven Angels by Avantasia