Kontrollverlust
Für die Spiele des RWE sollte eine neue Steuer eingeführt werden. Keine Vergnügungssteuer, denn dazu fehlen die nötigen Heimspielpunkte. Eher eine rot-weisse Variante der Mehrwertsteuer. Rot-Weiss Essen in diesen Tagen bedeutet viele Tore, Platzverweise, Auswärtserfolge, Heimremis, fünfstellige Zuschauerzahlen. Mehrwert, ohne Frage! Vor allem bedeutet Rot-Weiss Essen aber weiterhin auch den kollektiven Verlust an Nerven.
Trainer Fascher rumpelte wie Stielzchen an der Seitenlinie entlang, dem vogelwilden Treiben seiner Abwehr versuchend, Einhalt zu gebieten. Die Pässe nach vorne handgezählt, derer zum eigenen Torwart dagegen unzählig. Der Einsatz wieder ohne Fehl und Tadel, es wurde gegrätscht und gerannt; Wurden Rudel gebildet und Tore geschossen. Vier eigene an der Zahl, ein jedes nach Rückstand. Tore, die von Moral zeugen. Aber auch davon, dass der Keinderbygegner seinerseits im Vorfeld viermal eingenetzt hat. Vier Gegentore im eigenen Stadion.
Ein Spektakel allemal, welches aber eigentlich so nicht sein darf. Für ein Jahrhundertspiel fehlte es an der nötigen qualitativen Arbeit eben in der Defensive. Vier Tore im eigenen Stadion könnten auch viermal ein 1:0 bedeuten, nebst 12 Punkten auf der Habenseite. Aber da ist er wieder, der Fußball als Konjunktiv. Neunzig unplanbare Minuten, die uns da draußen einmal mehr zwischen Verzückung und Verzweiflung zurücklassen.