Monatsarchive: Februar 2021

VIP Bereich von unten.

Wenn die Hausnummer 97a das Herz der Hafenstraße ist und somit unsere Lebensader, dann ist das Hafenstübchen die Seele der Hafenstraße. Und die Seele leidet gerade nicht nur emotional. Wie so viele andere auch! Es ist nicht nur das Hafenstübchen, wo an Spieltagen schon Stunden vor Anpfiff die Kronenkorken der 0,5er Stauder fliegen um gemeinsam auf erfolgreiche neunzig Minuten anzustossen. Es ist auch die Tanke, die Trinkhalle, der Imbiss und noch manch andere Kneipen im Umfeld der Hafenstraße. Überall sammelt sich der trink- und sangesfreudige rot-weisse Tross, den es zur Hafenstraße zieht. Im Takt der Verkehrsplaner wird der vorfreudige Mob aus den Bussen ausgespuckt und erobert die (Hafen-)Straße. Macht es Autofahrern und Autofahrerinnen schwer, die Straßenverkehrsordnung einzuhalten um sich ihrerseits den Weg zu einer Parkmöglichkeit zu bahnen.

Das Stauder in der Hand, in der Tasche, am Hintern oder wo auch immer: Das Wegbier fester Bestandteil der Spieltagsrituale. Aber meistens ist es schon auf dem Hinweg ausgetrunken und schreit die Leber somit direkt nach Nachschub, bevor es gilt, die Eintrittskarte vorzuzeigen. Spätestens hier kommt dann unwiderruflich das Hafenstübchen ins Spiel. Diese Schickeria für Fußballproleten, dieser siebte Himmel für Grillwurst im Brötchen. Das Innenleben des Hafenstübchen so klein, da kann sich das pralle Fußballleben nur davor abspielen. Davon lebt man. Rot-Weiss Essen und seine Heimspiele sichern Existenzen. Im Normalfalle.

Ganz schmucklos daherkommend, ist das Hafenstübchen vor allem an Spieltagen ein kleiner Kosmos für sich, einer den man nur lieben kann. Es passt alles zueinander. Das geöffnete Fenster mit der „Stauderdurchreiche“. Der Bratwurststand, die Möglichkeiten auszutreten und überhaupt. Man bekommt den Puls der Zeit gratis zum Bier dazu. Sieht Fanaufmärsche kommen und gehen, Polizeipferde Pferdeäpfel produzieren und überhaupt. Hier und jetzt gibt es keinen schöneren Ort als das heiße Pflaster rund um das Hafenstübchen. Hier bin ich rot-weiss, hier darf ich es sein.

Doch, wir alle wissen, dass es momentan alles anders als normal ist rund um die Hafenstraße. Das fängt ja schon beim sportlichen Erfolg an. Eine ziemlich genußvolle Situation gerade für uns, die es mit dem RWE halten. Auch wenn die permanenten Spielausfälle natürlich an die Substanz gehen. Eine Substanz, die aber nur emotionaler Natur ist. Richtig ans Portmonee geht es eben besagtem Hafenstübchen und den ganzen anderen Lokalitäten rund um die Hafenstraße. Der Spieltag und der Durst Tausender ist gerade nicht machbar. Besser ist das im Sinne aller und der Option, bald wieder Land in Sicht zu haben. Doch das Wissen darum bringt natürlich keine Einnahmen. Die aufgrund der aktuellen sportliche Situation sogar noch etwas höher ausfallen dürfte, als in sportlich lethargischen Zeiten.

Das Hafenstübchen (wie all die anderen genannten auch) leidet unter den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie. Und wir können ein ganz klein wenig dazu beitragen, dieses Leiden zu mindern. Unser aller Verein hat sich dazu etwas einfallen lassen, was auch dem Hafenstübchen zugute kommt: Man kaufe eine symbolische Karte und erscheine auf einem Banner im Spiel gegen die KSV Holstein. 19,07% der Erlöse gehen an das Hafenstübchen. Meinetwegen hätte es auch umgekehrt sein können: 80,93% für das Hafenstübchen und 19,07% für den RWE. Das Hafenstübchen und alle Anverwandten haben leider keine unverhofften Pokaleinnahmen! Aber, wir können den Erlös steigern, indem wir alle mitmachen. Auch wenn wir es vielleicht eigentlich nicht wollen. Aber diesmal geht es um mehr als nur um unseren RWE!

Es geht um die letzte Bastion dessen, was für uns Fußball bedeutet. Fußball ist nicht (nur noch) VIP und Lachs. Fußball ist Basis und Bier. Bratwurst und Schweiss. Fußball ist Hafenstübchen und Hafenstübchen ist Fußball. Erhaltenswertes Kulturgut, welches es unbedingt zu schützen gilt. Also macht mit: Zahlt nen Zehner, ladet ein Foto hoch und tut Gutes!