Eine Tüte Buntes
Sechs Spiele noch für unseren RWE, fünf Spiele noch für die Zwote des BVB, dann wissen wir endlich, was Aufstiegssache ist. Ich gehe weiter fest davon aus, dass die mit Abstand intensivste Aufstiegsparty nicht am Borsigplatz, sondern anne Hafenstraße gefeiert wird. Allen aktuellen Spekulationen zum Trotze. Mittlerweile weiss ich ja, warum mir das exzessive „Wer will wen und vor allem wohin“ Gedöns diese Saison so richtig auf den Wecker geht: In den vergangenen Jahren ging es für uns zu dieser Jahreszeit nur noch um die goldene Ananas. Da war man froh, dass neue Namen in den Ring geworfen wurden, damit man wenigstens hoffnungstechnisch etwas für die kommende Saison zu tun hatte.
Diese Saison liegen die Dinge aktuell etwas anders: Wir können und wir werden aufsteigen. Da stört mich wahrscheinlich gerade deshalb jede Spekulation um Namen und Vertragssituationen. Ich bin ja nicht blöd: Fußball ist auch in unserer Liga keineswegs mehr das Land der Elf Freunde, sondern die Umkleidekabine von zig Vertragspartnern, die sich bestenfalls zu einer erfolgreichen Mannschaft zusammenfinden. Das ist meines Erachtens aktuell passiert und wird die Grundlage für den Aufstieg bilden. Dass die Sause als Freilos und der mehr als Respekt einflössende Punktestand natürlich Begehrlichkeiten anderer Vereine erwecken, die ihrerseits auch schon mal in anderen Sphären (Ligen) unterwegs sind, ist leider normal geworden. Der Profifußballer, egal in welcher Liga, ist schon seit Jahrzehnten ein „Portmonee-Nomade“ geworden. Nachvollziehbar, wir wollen auch alle unsere Brötchen am liebsten dort verdienen, wo es das Meiste zu holen gilt. Für das Schönste Emblem aller Zeiten läuft da leider keiner mehr auf.
Das alles schafft zum Ende einer Saison mit Blick auf die neue Spielzeit Unruhe und macht was im Kopf der Betreffenden. Tja Jungs, da müsst Ihr jetzt durch, denn: So lange Ihr noch bei dem besten Verein aller Zeiten unter Vertrag steht, habt Ihr auch alles dafür zu geben. Natürlich kann man den Verein wechseln, oder muss es sogar, weil vielleicht auch mal die Zeit anne Hafenstraße abgelaufen ist. Alle gut, nachvollziehbar und schmerzt für den Moment. Manchmal den Spieler, und manchmal auch die Fans.
Aber in dieser, eigentlich atmosphärisch so kaputten Saison, sollten sich alle Spieler von Rot-Weiss Essen Tag für Tag eines in Erinnerung rufen: Das ist etwas, was man mit einem neuem Vertrag, oder was auch immer, einfach nicht kaufen kann. Etwas aber, was auf ewig in Eurer Vita stehen wird und Euch zu unsterblichen Helden an der Hafenstraße machen kann: Aufgestiegen mit RWE! Die Börsennotierten sind nervös geworden, genau so, wie wir vielleicht zwischendurch mal daran gezweifelt haben. Lasst den Maßen schreien und den Preuß bei uns werben, dieses Saison werden wir den Titel erben.
Es liegt halt einfach nicht in unserer DNA, dass wir mal eben locker und mit großem Vorsprung zu einer Meisterschaft galoppieren. Wir sind wie dieser Held aus unzähligen Wildwestfilmen, der zigmal angeschossen wird, es aber in der finalen Einstellung doch irgendwie an die Theke schafft, um der neuen Eroberung „dritte Liga“ bei einem Stauder zuzuzwinkern, bevor er bewusstlos zusammenbricht. Wir sind Rot-Weiss Essen, einfach können wir halt nicht. Wir müssen nun gegen das stets positive Lippstadt punkten und mal schauen, wie intensiv sich zum Beispiel der SV Rödinghausen mit seinem ehemaligen Übungsleiter auseinandersetzt.
Allen kritischen Geistern, die sich noch immer daran erzürnen, dass es zum einen die Zwote des endlich absteigenden Astes aus Gelsenkirchen war, die uns unter die Aufstiegsarme gegriffen hat und es sich zum anderen auch nur um ein Unentschieden gehandelt hat, sei noch einmal wärmstens der Spielverlauf empfohlen: Die Blauen haben einen 0:3 Rückstand wettgemacht! Für einen Verein, der sonst nichts kann außer Schulden zu machen und Spiele zu verschieben, ist das schon eine richtig gute Leistung. Außerdem: Was soll das grundsätzlich? Es geht für uns doch nur um einen Verein. Um diese eine Liebe. Da ist es mir doch völlig wumpe, wer da gerade geholfen hat.
Rund um unseren RWE rollt der Ball auch in einigen Ligen weiter und vermittelt bemüht ein Stück Normalität. Gut, dass wir dann immer noch den FC Bayern haben, um uns aktuell das Lehrstück „Demut Pandemie“ in Reinkultur aufführt: In einer Zeit, in der viele kleine Betriebe um ihre Existenz kämpfen, haut der Verein, der zu Beginn der Pandemie noch um seine Existenz fürchtete und sich auch durch Jammern hervortat, einen unfassbaren Betrag raus, um den Schreihals der Liga ( Nein, nicht Maßen) an seiner Seitenlinie zu wissen. Das Thema Demut somit abgehakt. Wir danken für diesen solidarischen Akt.
Abgehakt wohl auch sämtliche Kontrollmechanismen in den Synapsen des DFB Präsidenten. Es gibt viele geschmacklose Vergleiche, um irgendeinen Tatbestand zu erklären. Und es gibt sicher auch viel Kritik am Wirken des DFB-Vize Rainer Koch. Nichts, aber rein gar nichts rechtfertig einen Vergleich zu diesem Monster, das Roland Freisler zu Lebzeiten gewesen ist. Das ist in seiner Dimension erschreckend und komplett verstörend. Hier muss der Keller Fritz in den Keller fix und seien Job an den Nagel hängen. Ist doch eh egal, wer dem Laden vorsteht. Um Fußball als solches geht es doch keinem mehr.
Geld zählt. Am Liebsten mehr und mehr. Ganz viel davon. Bis es zu den Ohren rauskommt.
Geil auch, wenn die UEFA, der solidarische Kämpfer gegen das Ungemach Super League, fordert, dass diese kommende Europameisterschaft unbedingt vor Zuschauern in den Stadien stattzufinden hat. Äh, wo leben die Verantwortlichen eigentlich? In der Liga darf zum Beispiel in München keiner rein. Aber zur Europameisterschaft schon? Und wem genau nützt das dann was? was ein Kokolores!
Gut, dass wir noch den relativ ehrliche Fußball haben. Meine Güte, was warte ich auf den Moment, wo die ersten Takte von Adiole ertönen und die Mannschaft aufläuft. Umjubelt von Elftausend Fans. Egal gegen wen. Das bekommst Du für kein Geld der Welt, dieses Gegröle aus geschmierter Ruhrpottkehle. Auch ein Argument, um Rot-Weiss Essen als den etwas anderen Verein zu betrachten.
Der etwas andere Verein hat auch die etwas anderen Fanbetreuer*innen. Und ein großes Banner der Rude-Fans vor der „West“ war einem von ihnen gewidmet. Mit Roland Sauskat geht ein Fanprojektler vor dem Herrn geht in den wohlverdienten Ruhestand. In allen Themen der komplexen und nicht immer unproblematischen rot-weissen Fanszene über viele Jahre hinweg mindestens so fest verankert, wie Namensvetter Roland als Figur auf dem Bremer Marktplatz. Es existiert ein ganz wunderbares Foto des zwölfjährigen Roland vor der berühmten Ruine Schloss Heidelberg. Ausgerüstet mit Hut, RWE-Fahne und auch sonst komplett in rot und weiss gekleidet, ging es am 3. Juni 1968 mit der Familie in das Ludwigshafener Südweststadion. Die Begegnung der Bundesliga Aufstiegsrunde zwischen dem SV Alsenborn und unserem RWE war das Ziel und der junge Roland brachte ein 1:1 mit zurück an die Hafenstraße. 1968! Man ahnt: Wenn man so lange dabei ist, kann es eigentlich keinen Ruhestand geben. Schließlich gibt es für Leidenschaft und Berufung eigentlich keinen fest definierten Zeitpunkt um sich zu verabschieden. Trotzdem bleiben natürlich in Zukunft mehr Zeit für Familie, Fotografie oder den Reitsport. Egal was die Zeit auch bringt, Roland Sauskat wird sicher weiterhin den Roten ein treuer Fan und den Fans ein integer Ansprechpartner im Schatten der Tribüne bleiben.
Kerl inne Kiste, lieber Uwe Strootmann, da hast du ein richtiges Sahneteilchen aus deiner Druckmaschine Rausgehauen. Chapeau, Beifall auf offener Szene. Nur der RWE ❗ 🇮🇩🇮🇩🇮🇩🇮🇩👏👏👏👏👏👏
Lieber Harald, vielen Dank. Darauf ein Törtchen.