Against All Odds. Oder auch: 14!
Rückblende: Am 5.Juni des vergangenen Jahres waren wir zur Halbzeit aufgestiegen. Der Wuppertaler SV führte zur Halbzeit gegen den BVB und unsere Mannschaft lag in Wegberg und sogar auch in Beeck vorne. Unsere Mannschaft wurde an der Hafenstraße gebührend verabschiedet und auch zahlreich begleitet, um von außerhalb anzufeuern. Man könnte also meinen, dass die Euphorie schon damals grenzenlos war. Aber das war sie natürlich nicht. Aufgrund der Pandemie mussten Schutzmaßnahmen her und sportlich lag eine Dortmunder Niederlage rational betrachtet einfach nicht im Rahmen des Möglichen. Die meisten von uns blieben somit in der Halbzeit als Fans eines temporären Drittligisten relativ gelassen. Vor den heimischen Monitoren in kleiner Runde eskalierte es sich halt doch nicht so schön. In der zweiten Halbzeit nahmen die Dinge in Wuppertal ihren Lauf und die anderen stiegen auf. Zurück blieben bei uns der Stolz auf die Mannschaft, den Verein und eine unglaubliche Saison. Alles ganz entspannt.
Fast ein Jahr weiter stellt sich die Situation nun ganz anders dar. Alle, die es aktuell mit Rot-Weiss Essen halten, stehen gerade emotional komplett neben der Spur. Eine Eruption der Gefühle schon vor dem letzten, entscheidenden Spieltag. Diesmal sind wir wirklich dran, diesmal kommen wir endlich wieder zurück. Woher rührt nur dieser grenzenlose Optimismus? Schließlich sind wir doch Rot-Weiss Essen, der Verein mit seiner ganz eigenen DNA des finalen Scheiterns. Klar, bislang stimmte das ja auch. Wir sind immer mal gerne an uns, den anderen, oder besonderen Umständen gescheitert. Sehr zur Freude sämtlicher Konkurrenten aus den diversen Ligen. Da wurde auf unsere Kosten immer gerne Popcorn gereicht. Aber damit ist nun Schluß, das ist Vergangenheit. Es ist doch so: Allein was in dieser Saison schon wieder an Bergen von Problemen bis hin zu Stöckchen der Konkurrenz aus dem Weg geräumt wurde, dass zeugt mittlerweile von einer gesunden Mentalität, die sich nach vielen Jahren ihren Weg zurück an die Hafenstraße gebahnt hat. Kleine Rhythmusstörungen natürlich inklusive. So ganz ohne Auswärtsniederlage in Ahlen oder dem Pokal-Aus im Halbfinale würde uns ja auch was fehlen.
Nun ist also seit dem vergangenen Wochenende doch noch alles angerichtet für das große Spiel der noch größeren Möglichkeiten und auch Phil Collins feilt sicher schon an einer neuen Version von „Against all Odds“. Vielleicht ja im Duett mit Siw Malmkvist. Preußen Münster – 1.FC Köln und Rot-Weiss Essen – Rot Weiss Ahlen. Wahrscheinlich würde eine Konferenz der beiden Spiele im WDR mehr Zuschauer haben, als die Einzelbuchung der Bundesligabegegnung FC Augsburg – SpVvg Fürth auf Sky Ticket. Auf Seiten von Preußen Münster ist immer wieder erstaunlich zu beobachten, wie wenig sich eigentlich mit dem eigenen Verein beschäftigt wird. Während man rund um die Hafenstraße komplett auf RWE fokussiert ist und die Preußen höchstens in Nebensätzen thematisiert werden, ist man bei Preußen Münster, genau, auch auf RWE fokussiert. Egal, welcher Artikel auf Fanebene über die Adlerträger veröffentlicht wird, man schafft es dieser Tage nicht ein einziges Mal, uns außen vor zu lassen. Sie bekommen es einfach nicht hin. Gebetsmühlenartig werden immer wieder die selben Textbausteine benutzt um der Öffentlichkeit noch einmal zu verdeutlichen, dass man selbst das Gute im Fußball ist, während Rot-Weiss Essen alles andere verkörpert. Das ist fast schon putzig. Aber irgendwann einfach nur noch nervig. Daher bietet die aktuelle Tabellenkonstellation schon vor den beiden entscheidenden Spielen ein Erfolgserlebnis: Die Wege von RWE und Preußen Münster werden sich endlich wieder trennen.
In Münster kann man sich dann wieder den traditionellen Rivalen aus Bielefeld und Osnabrück Ahlen und Verl widmen und wir haben dann nach einigen Tagen der Klagen oder Häme (je nach Ausgang) endlich wieder unsere Ruhe. Das war ja nicht mal ansatzweise gelebte Rivalität, die auch Spaß machen kann. Das waren einfach nur plumpe Versuche, Unruhe zu stiften gepaart mit ewiger „Du,Du,Du“ Jammerei. Egal, auch das ist ja bald überstanden.
Aber wie übersteht man nun die Nacht vor diesem so wichtigen Spiel? Wahrscheinlich wird sich tausendfach einfach nur im Bett von links nach rechts und umgekehrt gewälzt und darauf gehofft, dass man irgendwann das erste Stauder ans Bett gereicht bekommt. Überstanden nun auch dieser Text, denn er gestaltete sich ehrlicherweise ziemlich zäh. Nach der WAZ Kolumne und einem Gastbeitrag für die 11Freunde war dann auch wohl Schluß mit der Kreativität oder noch weiteren Formulierungen um irgendwie den morgigen Tag auf den Punkt zu bringen. Es zählt jetzt nur Samstag ab 14:00 Uhr! Ich bin ziemlich vorfreudig aufgeregt. Das kenne ich so seit vielen, vielen Jahren nicht mehr. Es kann endlich passieren. Es wird passieren!
Eines noch in eigener Sache: Den Facebook-Ableger von „Im Schatten der Tribüne“ wird es nicht mehr geben. Ich mochte einfach nicht mehr pflegen, was sich in seiner Gesamtheit als soziales Medium einfach nicht mehr als gesellschaftlicher Konsens erweist. Es hat viel Spaß bereitet, die Texte auch dort einzustellen. Fotos, Dummsinn oder Grafiken zu erstellen und zu teilen. Aber nach so vielen Jahren hat es sich einfach überholt. Wer also den Blog weiter verfolgen möchte, der kann das ganz weiter und puristisch über imschattendertribuene.com. Ich würde mich freuen. Nur der RWE!