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Nichts genaues weiss man nicht.

Allein die Fakten weisen uns mal wieder den Weg. Wie schon immer. Fakt heute: Der Trainer Giannikis hat sich anderweitig entschieden; die schnelle Sehnsucht nach was Besseres war kurzfristig größer als eine langfristige Beziehung mit dem Besten. Im Nachhinein habe ich kurz mit dem letzten Beitrag gehadert, da möglicherweise ein wenig Richtung sozialromantischer „Vollhorst“ geschrieben. Aber es blieb bei kurz, denn rein faktisch (sportlich) hat es gepasst und außerdem konnte Herr Giannikis so auch noch einmal schwarz auf weiß nachlesen, um welchen Verein es sich überhaupt bei Rot-Weiss Essen handelt und was uns sportlicher Erfolg bedeuten würde. Vielleicht wusste er das nicht.

Wie sich nun alles ganz genau abgespielt hat; wir werden es nie erfahren! Und wenn doch, dann wie immer im Fußball natürlich von allen Beteiligten zu eigenen Gunsten geschildert. Es ist aber auch nicht mehr wichtig, da ein Fakt geschaffen wurde. Doch jetzt bedarf es es einen weiteren, entscheidenden Fakt, denn auch der RWE möchte ja den nächsten Schritt gehen und nicht nur der scheidende Trainer: Es wäre am besten für alle, wenn sich die Wege zu sofort trennen. Zu viel steht für den RWE in der kommenden Saison auf dem Spiel, als das Restsaison und Planung 18/19 (die in Anbetracht der Tabellensituation auch schon eine Vorbereitung auf die kommende sein wird) in die Hände des scheidenden Trainers gelegt wird, der zeitgleich schon für seinen neuen Arbeitgeber plant, planen muss. 50% für Arbeitgeber und 50% für zukünftigen Arbeitgeber sind unter dem Strich 100% Mist. Fakt!

Zudem würde man damit auch jener Gefahr aus dem Wege gehen, dass unsere gerade wieder gestärkten Spieler (Ja, unbenommen ein Verdienst von Herrn Giannikis) wieder verkrampfen, droht dem Trainer nun bei jedem Spiel von den Rängen ein Spießrutenlaufen; geraten wir in Rückstand oder verlieren dieses sogar. Wir sind schließlich nicht die sensibelsten und fairsten im Umgang mit denen, die uns enttäuschen. Fakt also hier: Atmosphärische Störungen lassen sich kaum vermeiden, belasten die Mannschaft, schaden somit einmal mehr dem Verein! Vielleicht hat der VfR Aalen ja den Arsch in der Hose und löst seinen zukünftigen Trainer aus, so dass unserem RWE keine weiteren Kosten entstehen.

(Wer seine Partnerin für eine neue verlässt, kann ja auch nicht erwarten, noch Monate bis zur endgültigen Trennung bei der zukünftigen Ex zu wohnen und von ihr versorgt zu werden. Schon gar nicht, hat man sich heimlich schon mit der Neuen getroffen. Gut, bewusst weit hergeholt, denn schließlich gibt es noch einen gültigen Vertrag zwischen RWE und Herrn Giannikis, den alle Seiten zu beachten haben. Und wie wir ja alle wissen: Verträge im Fußball sind NATÜRLICH von hoher moralischer Instanz und werden NATÜRLICH immer eingehalten…)

All diese Fakten haben nun unter dem Strich ein Ergebnis gebracht, welches wir eigentlich für längere Zeit nicht mehr in Verbindung mit unserem harmonischen Kuschelverein lesen wollten: Rot-Weiss Essen ist einmal mehr auf der Suche nach einem neuen Trainer. Und wie immer bleibt gefühlt nur dieser eine Schuss, der sitzen muss. Außerdem wird die Suche von Mal zu Mal ja nicht leichter und kommt auch kein Übungsleiter mehr der Tradition wegen zu uns. Oder der längst vergangenen Erfolge. Lotte und Aalen können mehr bezahlen. Köln und Rödinghausen, auch für die lässt man uns gerne sausen. Dafür sorgt schon der jeweilige Gönner.

Die Gerüchteküche brodelt mittlerweile direkt bekannt gut, viele Namen wurden schon in den Topf geworfen. Viele mischen mit, manche bringen sich sicher selbst noch ins Spiel. Rot-Weiss Essen schließlich immer auch ein Fegefeuer der Eitelkeiten. Manchmal auch das eher hinderlich als zielführend.

Zielführend sollte nun jedoch die Suche angegangen werden. Hilfeich wäre jetzt ein wahrer Netzwerker, der diesen einen Kontakt hat, der von einem weiss, der einen modernen Fußball spielen lässt. Überhaupt Fußball spielen lässt. Der nicht vom nächsten Schritt in seiner Trainerkarriere faselt, sondern froh ist, die Chance RWE zu bekommen. Zudem sollte er frei sein von unzüchtigen Gedanken und zweideutigen Angeboten anderer (Vereinen) eine eindeutige Absage erteilen können.

Es wird also gesucht: Ein für den Job dankbarer Moralapostel, der den Giannikis Stil aufnimmt und zur Vollendung weiterentwickelt. Ein junger, moderner Trainer, der sukzessive neue Spieler verpflichtet, die ihrerseits allesamt einschlagen und Aufstieg können. Ein Trainer, der ein Training entwickelt, bei dem sich keiner mehr verletzen wird und dem Teambuilding wichtiger ist als seine eigene Beziehung. Ein Trainer, der auf Ausstiegsklausel und teures Gehalt verzichtet und am liebsten seinen Feierabend im Hafenstübchen verbringt um die Rot-Weisse Seele kennenzulernen.

Jemand eine Idee?

Sein oder Nichtsein

Lieber Herr Giannikis,

es ist weit nach Mitternacht und ebenso weit entfernt von Essen sitze ich in meinem RWE Hoodie hier in Nordhorn und versuche irgendwie noch in Worte zu fassen, was Sie zu einem Bleiben an der Hafenstraße bewegen könnte.

Das ist grundsätzlich natürlich sehr anmaßend von mir, zeigt aber letztendlich nur meine Wertschätzung Ihnen und Ihrer Arbeit gegenüber, die Sie sich unbekannterweise in kurzer Zeit erworben haben.

Und das, ohne unser aller RWE direkt zum Überflieger zu machen und jeden Gegner unter Ihrer Leitung mit 5:0 aus dem Stadion zu schießen.

Nein, das ist es nicht, denn wir stehen weiter auf Platz zehn und der Aufstieg wird auch im zehnten Jahr nicht gelingen. Dieser so ersehnte Aufstieg. Dieses kleine (und doch so große) Stück vom Glück für jeden Fan von Rot-Weiss Essen, welches für uns doch nichts anderes als die größte Erfüllung seit der Erfindung von Stauder bedeuten würde.

Nein, der Wunsch, dass Sie der Hafenstraße eine weitere Zusage geben, anstatt Richtung unbekannt Aalen abzuwandern fusst auf dem feinen Gespür der Fußballfans. Wir haben nicht wirklich immer die fachliche Kompetenz eines Trainers, auch wenn wir es natürlich immer und sofort besser als der jeweilige Trainer wissen. Aber wir können direkt nach Anpfiff ein Spiel lesen. Wissen sofort, wohin die neunzig Minuten führen werden.

Und dieses feine Gespür des Fans hat uns gezeigt, dass Sie die Mannschaft erreicht haben. Unsere Mannschaft, die unser geliebtes Emblem auf der Brust trägt. Unseren Verein verkörpert. Unsere Sehnsucht nach was Besserem. Das Gespür besagte weiterhin, dass dort nun ein angenehm zurückhaltender, akribischer Arbeiter an der Seitenlinie das Sagen hat, der  irgendwie passen könnte, irgendwie passt. Genauer kann dieses Gespür meinerseits nicht erklärt werden, aber es war anders als bei Ihren letzten drei Vorgängern. Und, ganz wichtig: Die Spieler spielen anders als bei Ihren Vorgängern. Nämlich die individuellen Stärken aus. Zudem hat die Verbindung „Trainer – Arbeiter“ hier allein schon so einiges bewegt in den Köpfen der Fans. Denn wir kommen von der Maloche und wollen Maloche sehen. Und wenn der Vorarbeiter noch mehr malocht, dann hat er an der Hafenstraße schon mal gute Karten.

Ich habe auch gar nicht damit gerechnet, dass Sie schon im Fokus anderer Vereine stehen. Das war dumm von mir, sollte ich doch den modernen Fußball so langsam verstanden haben, auch wenn ich mich weiterhin zur Gattung Fußballromantiker zählen darf. Von daher habe ich an Ihre Vertragslaufzeit gar keinen weiteren Gedanken verschwendet, sondern dachte, dass das schon fix ist mit einer weiteren Bindung an unser aller RWE.

Bin also etwas sprachlos gewesen, als ich als ich die diversen Meldungen las und setzte folgenden Tweet ab:

Es soll nicht despektierlich gegenüber dem Verein VfR Aalen klingen, schließlich spielt man dort, wo wir hin möchten. Aber, es ist einfach nur ein Verein, der direkt die dritte Bundesliga ermöglicht. Aber mehr auch nicht. Es wäre ein Job, den Sie sicher genau so intensiv erledigen würden. Aber die Intensität wäre trotzdem nicht mehr die selbe wie rund um den Glutofen Hafenstraße. Aalen ist ein Fußballstandort. Die Hafenstraße in Essen jedoch ist Himmel und Hölle zugleich. Vielleicht die letzte Bastion von Flaschenbier und Kutte. Von Ungehorsam und großer Liebe. Von einer Direktheit, die manchmal wehtut. Aber doch nur Liebe zu Rot-Weiss Essen; zu unserem Verein, bedeutet.

Was auch klar ist: Sollte das Gesamtpaket Trainer/Mannschaft/Verein eines Tages nicht mehr stimmen, würden wir natürlich auch Sie vom Hof jagen wollen. So muss das wohl hier. Und das ist nicht schön. Vielleicht kommen wir deshalb nicht wirklich klar damit, dass ein Trainer, den wir endlich einmal für gut befinden, abgeworben wird. Das steht nicht in der Satzung. EinTrainer, der passt, möchte bitte bleiben. Wir müssen doch mal alle zusammen in die Pötte kommen und gemeinsam etwas aufbauen. Die Umkleidekabine der Hafenstraße hat in den letzten zehn Jahren gefühlt mehr Trainer und Spieler gesehen, als der Petersdom in Rom Pilger. Das muss mal ein Ende finden. Wir müssen uns wieder identifizieren.

Lieber Herr Giannikis, auf angenehme Art haben Sie für eine zaghafte Annäherung zwischen Mannschaft und Fans gesorgt. Etwas Ruhe und durchaus auch Vertrauen in unsere sportliche Zukunft geschaffen. Ohne gleich den sportlichen Himmel auf Erden zu versprechen. Vielleicht bleiben Sie doch noch an der Hafenstraße bei RWE. Glauben Sie mir: Diesen Tag, an dem Sie gemeinsam mit uns die dritte Liga erreichen und den RWE dort  dann trainieren dürfen; danach Woche für Woche eine volle Hafenstraße erleben werden….DIESEN Tag werden Sie im Leben nie wieder vergessen! Dieses Gefühl ist nicht nur unbezahlbar, sondern bietet eine Leidenschaft, die in Aalen keiner kennt. Keiner kennen kann. Aalen ist sicher guter Fußball. Aber Essen ist alles . Und viel mehr.

Bitte bleiben Sie bei uns. Versuchen Sie es wenigstens ein weiteres Jahr mit und für uns.

Rot-Weiss Essen. 111 Jahre um geliebt zu werden. Bei aller Enttäuschung.