Hart wie Kruppstahl
Welch plakative Überschrift, aber definitiv der Beleg dafür, dass der Dreiteiler über die Familie Krupp keinen Geistesblitz an den Tag brachte. Schon im Vorfeld der Trilogie war mir die harsche Kritik an der Aufarbeitung, auch aus den „eigenen Reihen“, bewusst. Aber die Affinität zur Stadt Essen, der Besuch in der Villa Hügel, auf der Margarethenhöhe und diverser Lektüre über die Familie Krupp ließen einen „Boykott“ nicht zu. Diese Familie in 270 Minuten zu ergründen ist ja an sich schon ein zum Scheitern verurteiltes Vorhaben, und somit blieben manche Charaktere unbenannt oder nur kurz am Rande erwähnt. Diese innere Zerissenheit des Friedrich Alfred (Fritz) Krupp ob seiner Homosexualität, die drei Jahre Haft des letzten Krupp (Alfried), dessen Obsession für seine LP Sammlung, das Verhältnis von Mutter Margarethe zu Tochter Bertha, der Habitus von Arndt von Bohlen und Halbach, all solch spannende Faktoren blieben natürlich auch in ihrer Tiefe unberührt. Zudem war Bertha wohl nicht so kalt und auf Kruppstahl gedrillt, wie es das bisweilen hölzerne Spiel von Iris Berben vermuten ließ. Und zur Krönung durfte nicht einmal an und in der Villa Hügel gedreht werden, sondern musste auf das ebenfalls beeindruckende Schloss Nordkirchen ausgewichen werden. Und trotzdem: Diese Krupps waren sehenswert. Auch in dieser Verfilmung ohne grosse Ecken und Kanten kamen sie rüber: Die Zwänge und Verhaltensweisen daraus, denen sich Alfried Krupp zu unterwerfen hatte. Die Wendehalspolitik und das Befeuern der Kriegsindustrie jenseits der Moral zugunsten des Geschäftsergebnisses. Und irgendwo ja auch der Kruppianer. Das Leben in einem überdimensionalisierten Wohnraum ohne doch Privatsphäre genießen zu dürfen und vieles mehr. Das Buch der Familie Krupp wurde quergelesen, und doch in prächtigen Bildern erzählt, von daher lohnt sich eine dreiteilige Stippvisite durchaus. Ein Besuch in Nordkirchen und dem dortigen Schloss aber auch unabhängig von der Tatsache, einmal dort auf der Treppe zu stehen, wo schon „die“ Berben stand. Zudem mache ich mir wie immer gerne ein eigenes Bild (bzw. Foto).
