Monatsarchive: April 2009

Zirkus Maximus

Maximale Aufmerksamkeit war den Bayern einmal mehr gewiss. Die Entlassung von Jürgen Klinsmann sprengte medial so ziemlich alles dagewesene. Extrasendungen, extra Videotextseiten, der Blätterwald und die Blogosphäre standen und stehen noch Kopf. Trainer wurden immer schon entlassen. Manchmal zurecht, manchmal aber auch nur deshalb, weil eine Mannschaft viel schwerer auszutauschen ist. Nur beim deutschen Rekordmeister, da ist scheinbar viel mehr passiert als das bloße Scheitern einer neuen Philosophie. Warum hat allein das als sonst recht unktitische Arena Publikum immer ungehaltener auf den Trainer und/oder Menschen Klinsmann reagiert? Für mich hat aus der Ferne betrachtet nicht nur der Trainer seinen Job verloren, sondern es gibt eigentlich noch viel mehr Verlierer und wie sonst üblich, kaum Gewinner. Die Fans haben verloren, weil sie viel Geld für oftmals unansehnliche Spiele bezahlt haben. „Das Gremium“ hat verloren. Wen auch immer KH Rummenigge damit meint, auf jeden Fall muß „Das Gremium“ als Schuldiger herhalten das Konzept Klinsmanns abgenickt zu haben, und reiht sich somit in die Reihe der Verlierer ein. Da stehen auch schon Spieler, die nicht wirklich besser wurden. Viele haben sich hinter dem Trainer und seiner medialen Strahlkraft versteckt und leistungstechnisch ausgeruht. Hier gilt nach wie vor die alte Regel, dass ein Trainer keine Tore schiessen kann. Nach Kahn kam,sollte halten und verlor Michael Rensing seinen Platz im Tor. Ein weiterer großer Verlierer, dem die Handschuhe wohl noch eine Nummer zu groß waren, der aber auch mit jeder Bewegung an seinem Vorgänger gemessen wurde. Einen Torhüter kann man leider nicht so behutsam aufbauen wie einen Feldspieler. Hier gilt es nachzufragen zum Beispiel bei Andreas Wessels. Wer hat noch verloren: Ulli und Kalle natürlich, denn warum hätte nicht bis nach der Saison gewartet werden können? Franz nicht, denn der hat ja schon vor Wochen angekündigt, dass es vielleicht ganz gut sei, kein Meister zu werden. Und so kamen beim FC Bayern in dieser Saison viele Faktoren zusammen, die den nicht immer glücklich agierenden Jürgen Klinsmann scheitern ließen. All das rechtfertigt aber nicht die billige Polemik, die bisweilen von Boulevard und Fans an den Tag gelegt wurde. Die Zeit hat sich hier ganz treffend mit dem Thema schon kurz vor der Entlassung befasst. Nun also Jupp Heynkes als Heilsbringer bis zum Saisonende. Die Intention entzieht sich mir völlig. Ich hätte für den Rest der Saison nun das Prinzip Büskens walten lassen, und zum Beispiel Mehmet Scholl an die Seitenlinie beordert. Oder wenigstens endlich einmal Paul Breitner an die Seitenlinie gelassen. Ob Lothar völlig vergessen wurde? Wie dem auch sei, einen großen Verlierer könnte es am Ende der Saison noch geben: Die Bundesliga und ihren Fußball, sollten die Bayern doch noch die Meisterschaft gewinnen.

Mehrwert

Ich mag das rot weisse Gewurste im Doppelpack nicht mehr kommentieren, geschweige denn ab heute live miterleben. Selbst dem eloquenten Thomas Strunz fällt nichts mehr ein, das Wirken der Vertragsspieler seines Vereines auf dem Rasen angemessen zu erklären. Es gibt auch keine Erklärung für solch Leistungen, immerhin wird dafür auch noch bezahlt. Bleibt die Erkenntnis, das auch diese Mannschaft es nicht schaffen wird, den RWE zu ruinieren. Der Verein ist grösser und wird auch diese lange Talsohle überstehen. Beim heimischen SV Eintracht dagegen bin ich mir nach dem heute gezeigten nicht mehr so sicher: Kein Rückhalt mehr in Nordhorn, kein Engagement der Mannschaft auf dem grünen Rasen. Das Spiel gegen den TSV Havelse wurde mit 0:3 verloren. Vielleicht sollten hier mal wieder ausstehende Löhne gezahlt werden. In diesem gebotenen spielerischen Minderwert gab es aber doch noch einen Augenblick voller Sentimentalität und Mehrwert: Die originalen und getragenen Trikots von Sebastian Kehl und Mesut Özil wurden verlost. Ein herzliches Dankeschön an alle Spender.

Worst Case

Das Eintracht Stadion am Heideweg, viel zu selten, aber heute definitiv kein Hort der Glückseligkeit. Das Spiel des heimischen SV Eintracht gegen die Toto Tipper aus Wilhelmshaven generierte zum größten anzunehmenden Unfall am Fußball in seiner spielerischen Form. Das Elend endete leistungsgerecht und unvermögend 0:0 unentschieden. Selbst wenn nur ein Fan der ca. 180 anwesenden Zuschauer Eintritt bezahlt hätte, so bestände in diesem Fall ein Anrecht auf einen gewissen Gegenwert für die monetäre Vorleistung. Ich glaube, ich konzentriere mich für den Rest dieser schlimmsten aller Spielzeiten, und das gleich im doppelten Sinne erlebt, auf den Mai und seine schönen finalen TV Fußballabende.

Jedem das seine

Es recht zu machen jedermann…ist eine Kunst, die niemand kann. Dieses Zitat kennen wir alle aus Beruf, Familie und Fernsehen. Natürlich trifft das auch auf den Fußballfan zu, und zwar stets in ultimativer Form: Kann doch ein Ergebnis nicht mehr wegdiskutiert werden. Aber, und jetzt kommt es: Die vier Halbfinalisten des DFB Pokales könnten diese These in dieser Saison wohl geschlossen widerlegen. Und das geht so: Der SV Werder gewinnt den UEFA Pokal, der HSV wird Deutscher Meister, Der SV Bayer holt den DFB Pokal und der FSV Mainz 05 steigt auf. Na, ist das was? Übrigens bin ich immer noch der Meinung, das Halbfinals auf neutralem Boden gespielt werden sollen.

Zum Wohle des Vereines

Ich hätte da einen Vorschlag: Der RWE hat doch immer so gute Kontakte zum DFB. Also wäre es doch vielleicht möglich, die aktuelle Mannschaft für den Rest der Saison vom Spielbetrieb abzumelden. Das hätte den Vorteil, dass dem Verein nicht noch mehr Imageschaden zugefügt werden kann als momentan schon geschehen. Selbst der psychologisch wichtige Faktor Trainerwechsel mit den potentiell schnellen Erfolgserlebnissen im Anschluß daran klappt hier nicht. Also Mannschaft abmelden und keine weiteren Niederlagen mehr verkraften. Somit fallen auch keine weiteren Argumente gegen den Stadionbau an. Grund für meinen aktuellen Vorschlag ist die heutige 0:4 Heimniederlage gegen den alten Rivalen aus Münster.

Innovation

Der Begriff Innovation entstammt wie so vieles schlaues dem Lateinischen (novus, innovatio) und bedeutet wörtlich: Neuerung. Nun steht der heimische SV Eintracht nicht immer für Innovationen im positiven Sinne, aber als Begleiter des Vereines kann man sich wirklich nicht über Langeweile beklagen. Nun also die Neuerung: Der SV Eintracht hat dem „Scouting“, formerly known as „Spielerbeobachtung“ eine Abfuhr erteilt und überlässt es nun potentiellen Neuzugängen, ihre Oberligatauglichkeit selber einzuschätzen. Anruf genügt. Quasi die sportliche Variante vom Berg und dem Propheten, nur andersherum. Aber, ich glaube es steckt hinter dieser simplen Meldung viel mehr. Ich befürchte, dass der ganze Verein zur Zeit nicht über die „Köpfe“ verfügt, die solch Beobachtungen leisten können und wollen. Und was ist sonst noch alles so im Argen beim Verein vom Heideweg? Die Spatzen pfeifen vieles von den Dächern, und wenn die Wahrheit wie immer nur halbwegs in der Mitte liegt, dann kommen noch harte Zeiten auf das Umfeld zu. Und wahrscheinlich auch noch einige,verständliche, lustlose Spiele des kickenden Personals. Zumächst aber die Bitte an potentielle Interessenten: Ruft jetzt an für den SV Eintracht….

Hillsborough Memorial Day, 15.04.1989

Heute vor 20 Jahren verloren 96 Fans bei einem Fussballspiel ihr Leben. Im Gegensatz zur Heysel Tragödie war keine Gewalt im Spiel, sondern bewirkten menschliche Gewalten, falsche Polizeistrategien und völlige Fehlplanung diesen Alptraum. Nicht mehr nach Hause zurück kamen: John Alfred Anderson (62,Thomas Howard (39),Colin Mark Ashcroft (19),Thomas Anthony Howard (14),James Gary Aspinall (18),Eric George Hughes (42),Kester Roger Marcus Ball (16),Alan Johnston (29),Gerard Bernard Patrick Baron (67),Christine Anne Jones (27),Simon Bell (17),Gary Philip Jones (18),Barry Sidney Bennett (26),Richard Jones (25),David John Benson (22),Nicholas Peter Joynes (27),David William Birtle (22),Anthony Peter Kelly (29),Tony Bland (22),Michael David Kelly (38),Paul David Brady (21),Carl David Lewis (18),Andrew Mark Brookes (26),David William Mather (19),Carl Brown (18),Brian Christopher Mathews (38),David Steven Brown (25),Francis Joseph McAllister (27),Henry Thomas Burke (47),John McBrien (18),Peter Andrew Burkett (24),Marion Hazel McCabe (21),Paul William Carlile (19),Joseph Daniel McCarthy (21),Raymond Thomas Chapman (50),Peter McDonnell (21),Gary Christopher Church (19),Alan McGlone (28),Joseph Clark (29),Keith McGrath (17),Paul Clark (18),Paul Brian Murray (14),Gary Collins (22),Lee Nicol (14),Stephen Paul Copoc (20),Stephen Francis O’Neill (17),Tracey Elizabeth Cox (23),Jonathon Owens (18),James Philip Delaney (19),William Roy Pemberton (23),Christopher Barry Devonside (18),Carl William Rimmer (21),Christopher Edwards (29),David George Rimmer (38),Vincent Michael Fitzsimmons (34),Graham John Roberts (24),Thomas Steven Fox (21),Steven Joseph Robinson (17),Jon-Paul Gilhooley (10),Henry Charles Rogers (17),Barry Glover (27),Colin Andrew Hugh William Sefton (23),Ian Thomas Glover (20),Inger Shah (38),Derrick George Godwin (24),Paula Ann Smith (26),Roy Harry Hamilton (34),Adam Edward Spearritt (14),Philip Hammond (14),Philip John Steele (15),Eric Hankin (33),David Leonard Thomas (23),Gary Harrison (27),Patrik John Thompson (35),Stephen Francis Harrison (31),Peter Reuben Thompson (30),Peter Andrew Harrison (15),Stuart Paul William Thompson (17),David Hawley (39),Peter Francis Tootle (21),James Robert Hennessy (29),Christopher James Traynor (26),Paul Anthony Hewitson (26),Martin Kevin Traynor (16),Carl Darren Hewitt (17),Kevin Tyrrell (15),Nicholas Michael Hewitt (16),Colin Wafer (19),Sarah Louise Hicks (19),Ian David Whelan (19),Victoria Jane Hicks (15),Martin Kenneth Wild (29),Gordon Rodney Horn (20),Kevin Daniel Williams (15),Arthur Horrocks (41),Graham John Wright (17).

Training

So, die Champions League Messe für den FC Bayern ist gelesen, trotzdem ist ein 1:1 Unentschieden nach dem Hinspiel recht akzeptabel. Der FC Liverpool ist leider auch draussen, nach einem 4:4 unentschieden gegen das ewig grüssende Murmeltier namens Chelsea. Der SV Eintracht, wir wollen ja das Niveau halten, hat das seinige etwas verloren und zudem beim Verfolger SV Bavenstedt mit 0:2. Laut dem Trainer war es die lustloseste Vorstellung seit seinem Amtsantritt. Tja, wer will es den Spielern verdenken? Hier hat der Vorstand den ultimativen Schlußgong in Sachen Demotivation abgegeben. Hochmotiviert und im Dauertraining für die kommende Tour hingegen sind die „Jungs“ von U2: Hochhäuser, Studentenparties, Clubkonzerte….nichts wird ausgelassen um an dem livehaftigem Geschick zu basteln. Und, es hört sich schon richtig gut an. Nach der ganzen Tragik der letzten Zeit kommt jetzt etwas großartiges, um nicht zu sagen: „Magnificent“:

Özil, Kehl und die gute Sache

Ich denke auch, oder gerade im Namen von Peters Familie zu sprechen, wenn ich mich recht herzlich bei dem Eintracht Spieler Özcan Baysoy für diese famose Idee bedanke.I ch würde mich sehr freuen, wenn viele Fussballfans an dieser Lotterie teilnehmen,: Es dient einem guten Zweck und offeriert die seltene Chance auf ein sogenanntes „match worn“ Originaltrikot der genannten Spieler. Was ist schon eine fünf Euro Note gegen selbige aus Duft von Sebastian Kehl….sollte der Lotteriegewinner nicht aus Nordhorn stammen, so will ich mich dann gerne um den garantierten Versand kümmern:

Özil, Kehl und die gute Sache

Text von Holger Wilkens, Grafschafter Nachrichten. (Vielen Dank für die Genehmigung)

Von Eintracht Nordhorn ist man es ja hinlänglich gewohnt, dass für die positiven Nachrichten in erster Linie die Spieler allein sorgen. Jetzt macht sogar einer von sich reden, der eher in der zweiten Reihe steht, in der laufenden Oberliga-Saison noch nicht einmal in der Startelf stand und nur drei Mal eingewechselt wurde: Özcan Baysoy. Der Kicker trennt sich von zwei lieb gewonnenen Erinnerungsstücken von den Gastspielen der Bundesligisten in Nordhorn, um der Familie des verstorbenen Eintracht-Fans Peter Simons zu unterstützen.

Zweimal traten Eintrachts Oberligafußballer in dieser Saison gegen traditionsreiche Bundesligisten an. Im Gegensatz zu vielen seiner Mitspieler konnte Baysoy dabei Originaltrikots eines gegnerischen Spielers erhaschen: die Jerseys von Mesut Özil (Werder Bremen) und Sebastian Kehl (Borussia Dortmund). Dies brachte ihm zahlreiche Anfragen seiner Freunde und Bekannten ein, doch Özcan Baysoy lehnte sämtliche Anfragen ab – bis jetzt.

Nach dem Tod von Peter Simons, dem langjährigen Eintracht-Mitglied und aktiven Vorstandsmitglied des Eintracht-Fanclubs, startete Özcan Baysoy eine Trikot-Verlosung. Der Erlös geht an die beiden Kinder des Verstorbenen. Und so funktioniert’s: Wer Interesse an den Trikots hat, kann sich ein oder mehrere Lose reservieren lassen. Jedes Los kostet fünf Euro, der Gegenwert ist auf das Konto 107 104 101 des SV Eintracht bei der Sparkasse Nordhorn (BLZ 26750001) zu überweisen. Für jede fünf Euro wandert ein Los in eine große Lostrommel, die Gewinner werden beim Heimspiel am Sonntag, 26. April (15 Uhr), gegen den TSV Havelse gezogen. Wichtig ist, auf der Überweisung die Adresse anzugeben und einen Vermerk „Özil“ oder „Kehl“. Der Erstgezogene erhält das Trikot seiner Wahl.

Faule Eier

In Nibelungentreue folgten wieder einmal 300 Treue der Mannschaft in die Stadt der Niebelungen. Das war es dann aber schon der Spitzfindigkeiten. Die lila Launebären verloren auch bei Wormatia Worms (der Mannschaft im Besitz der schlechtesten Heimbilanz) mit 0:1. Der Liveticker und anschließende Bericht auf der Homepage des RWE ließ noch auf Einsatz schließen, Reviersport sprach da schon von Harmlosigkeit und die zurückgekehrten Augenzeugen in Bezug auf Ostern von „faulen Eiern“. Wenigstens wird im Forum begonnen zu differenzieren: Aktuelle Mannschaft ist nicht gleich Verein. Der Verein ist etwas ungleich größereres und braucht eine Mannschaft, die sich mit dem Verein identifiziert. Aber, ich bleibe dabei: Der hoffentlich bald sichergestellte Klassenerhalt bietet auch Planungssicherheit für den Verein, denn „dessen“ Arbeit wird momentan allerorten gelobt. Ernst Middendorp wird ab sofort genau hingucken, um besagte faule Eier von den Lindt Osterhasen zu unterscheiden. Und so könnte es endlich einmal Wirklichkeit werden: Ein ruhiger und überlegter Start in eine neue Saison. Der Druck, dem die Spieler dann aber gewachsen sein müssen, wird ein immens großer sein. Frohe Ostern.

Einstand

Meiner männlichen Evolutionsstufe zum Trotz habe ich gestern eine Halbzeit lang zwei Dinge gleichzeitig gemacht: Bayern geschaut und dem RWE am Live Ticker die Daumen gedrückt. Letztendlich hat es geholfen und gegen das Dilemma BV Cloppenburg wurde mit 5:3 Toren gewonnen. Trotz der acht Tore wurde das Spiel als sehr schlecht von den anwesenden Fans empfunden und dieses auch deutlich im Forum zum Ausdruck gebracht. Ob der 0:2 Rückstand unter dem Trainer Kulm nicht mehr aufgeholt worden wäre, müßig darüber zu debattieren. Sicherlich ein punktueller Erfolg gegen den Frust der letzten Wochen und Monate sowie ein erfolgreicher Einstand für Ernst Middendorp. Sicherlich und hoffentlich wird der neue Trainer einiges erkannt haben. Gottseidank auch ein Erfolg im Einklang mit den positiven Signalen außerhalb des grünen Rasens. Für mich aber auch 5 Tore, Peter und seiner Seele gewidmet. Ich stehe momentan eher fassungslos an seiner letzten Ruhestätte, berichte über den RWE und merke, dass ich mit dem endgültigen Verlust überhaupt nicht klarkomme. Ich dachte, wenn es ihm nun besser geht, gehts allen besser. Weit gefehlt. Übrigens hat mich der UPS Fahrer gerade daran erinnert, dass die unten abgebildete Marmortafel nicht zu unrecht im Treppenhaus der Hauptribüne hängt: Er, als Fan des VfL Osnabrück schon öfter an der Hafenstrasse gewesen, berichtete mit leuchtenden Augen von der Atmosphäre. Und das als Gästefan. So soll es sein.

Eine Frage des Marktwertes?

Oder vielleicht doch nur der Einstellung, des Trainings und des Kaders? Nein, es geht hier ausnahmweise einmal nicht um die charakterliche Beurteilung des RWE Kaders aus meiner Fansicht. Mir geht es dabei viel mehr um die Spieler des FC Bayern, die gestern Abend zu Recht und noch gut bedient mit 0:4 gegen den CF Barcelona verloren haben. Was haben die Spieler in den Reihen der Katalanen gestern phasenweise für einen Zauberfussball geboten. Zum Schluß hatte ich mehrfach das Gefühl, bei Marcel Reif kommen gleich die Tränen weil nichts mit Doppelpack. Also: Die Niederlage war und ist verdient: Lell völlig überfordert; Butt ein Bauernopfer, gleichwohl noch Bayerns Bester; Breno für mich völlig überbewertet; Schweini sah man so gut wie nie; Altintop ein Flip-Flop; usw. Ja und dann gerate ich doch nach diesem Spiel in eine kurze freundschaftliche Diskussion über den Grund dieser Niederlage: Und siehe da, scheinbar ist die Erklärung eine ganz einfache: Barca hat laut Transfermarkt einen Marktwert von 409 Millionen Euro und Bayern einen von 239 Millionen: Daher hat Barca gewonnen. Also schießt Geld doch Tore ???. Im Umkehrschluß stellt sich dann aber doch die Frage: Warum haben die Bayern dann in Wolfsburg und deren 103 Millionen Etat verloren, oder gar in Hannover ? Dort stehen „nur“ 58 Millionen Euro auf dem Platz usw. Für mich ist diese Erklärung zu einfach, und als Sozialromantiker schon mal gar nicht zu akzeptieren. Hier stand gestern einfach eine Mannschaft auf dem Platz, die in ihren individuellen Möglichkeiten an diesem Tage nicht mit dem Gegner mithalten konnte. Die Bayern waren aber auch nur so schlecht, weil die Barca Spieler so verdammt gut waren. Es hat Spaß gemacht, das Spiel der Katalanen anzuschauen: Passsicherheit, Ballannahme, Raumaufteilung, die Tore: Alles feinste Ware und doch auch der Mannschaft und ihrem System, weniger dem monetären Gedanken im Spiel selber geschuldet. Zudem ist das Klinsmannsche Vorhaben, jeden Spieler jeden Tag ein wenig besser zu machen, noch nicht sichtbar geworden. Nun aber sofort über seine Ablösung zu spekulieren, ist da auch nicht hilfreich. Hilfreich wären da schon eher Spieler, die auch mal in der Lage sind, aufzustehen und gegenzuhalten. Womit wir wieder bei der Charakterfrage wären. Dumm nur, das sich das Spiel negativ auf die 5 Jahres Wertung auswirkenkönnte. Schließlich steht der RWE nach meiner persönlichen Berechnung in 5 Jahren in der Bundesliga und wird dann hoffentlich nicht durch dieses Spiel einen Starterplatz im Europapokal knapp verpassen.

Thomas macht Ernst

Thomas Strunz ist am 21. April ein Jahr lang im Amt als Geschäftsführer Sport. Anfangs eher belächelt ob seiner Demission bei den Radkappen in Wolfsburg und stets das Trappatonische Stigma in seiner Vita tragend, hat sich Thomas Strunz den Respekt fast aller rund um den RWE erarbeitet. Zwar kann sein Wirken nicht bis auf den Platz reichen und ist auch die zwangsläufige Siegermentalität eines ehemaligen Bayern Aktivisten noch nicht bis in die Viertklassigkeit vorgedrungen. Aber, an vielen anderen Stellen hinter den Kulissen wurde an entscheidenden Schräubchen gedreht, die die Mutter Erfolg mal wieder etwas näher an das RWE Gewinde heranrücken soll. So wurde in der Stadionfrage ein Durchbruch erziehlt, die Vertragssituation mit Dr. Michael Kölmel wurde gelöst um der Lizensierung nicht weiter im Wege zu stehen, ein Wunschkandidat für die Position des Vorstandsvorsitzenden gefunden, usw. Die Krönung der ganzen Arbeit abseits des Platzes könnte die Verkündung der Schuldenfreiheit auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung sein. Alles und viel besser nachzulesen hier! Natürlich hat nicht nur Thomas Strunz das alles gestemmt, ich glaube, auch der ehemalige Geschäftsführer Nico Schäfer und alle RWE Mitarbeiter der Geschäftstelle haben sich hier einer virtuellen „Humba“ würdig erwiesen. Aber es geht ja noch weiter, denn auch in Sachen sportlicher Leitung wurde der RWE fündig: Da habe ich Wochen und Monate hin- und her überlegt, welcher Trainer wohl ansatzweise an die Hafenstrasse passen würde, aber auf einen Jahrhundertrainer bin ich nun wahrlich nicht gekommen: Ernst Middendorp sitzt heute das erste Mal auf dem heißen Stuhl an der Hafenstrasse. Ja, und wo hat der „Emskopp“ Middendorp seine Trainerlaufbahn begonnen? Richtig, hier beim SV Eintracht Nordhorn in der Saison 1987/88. Ernst Middendorp gilt als Trainertyp Marke „Harter Hund“, legendär sein gelegentlicher „Sanftmut“ im Umgang mit der Journallie (“Knien Sie nieder, Sie Bratwurst.”) oder das Bekenntnis zum Siegesrausch. Aber all das sind vielleicht Merkmale die es bedarf, um an der Hafenstrasse anerkannt zu werden und gemeinsam den sportlichen Erfolg zu finden. Medienwirksam ist sein Amtsantritt allemal, zeigt doch die Verbindung von RWE und Middendorp, das beide immer noch bundesweit für Schlagzeilen sorgen können: Beinahe jede grosse Gazette kam heute mit der Meldung raus. Und selbst unserer lokalen Presse in Nordhorn war es einen Splitter wert. Übrigens pflegt ein jeder Trainer ja seinen neuen Verein als einen besonderen anzupreisen: Herr Middendorp bezeichnet den RWE als Religion. Dann werden wir mal alle gemeinsam anfangen zu beten. Und vielleicht führt uns Gläubige der Weg ja auch eines Tages nach Rom zu einem Spiel. Bisweilen bin ich frohen Mutes, dass die nahe Zukunft in Essen wieder ein wenig heller erscheint. Kurzfristig hoffe ich auf die 3 Punkte aus dem heutigen Nachholspiel gegen den BV Cloppenburg. Also da werde ich Peter heute Abend viel zu erzählen haben.

Den Ast absägen, auf dem man sitzt

Die Spieler des RWE haben sich in dieser Saison ja manchmal als einbeinige Vertreter ihrer Zunft erwiesen, so qualvoll das Spiel auf dem grünen Rasen. Und obendrein kommt man auch in der vierten Liga so langsam aber sicher in die Abstiegsregion. Grund also für die Verantwortlichen, die Reißleine zu ziehen und den vielleicht zu netten Herrn Kulm seines Postens zu entheben. Das alles ist aber kein Grund und überhaupt keine Rechtfertigung für das Verhaltener einzelner nach solchen Niederlagen wie der in Wattenscheid. Und so möchte ich an dieser Stelle einen Kommentar von jawattdenn veröffentlichen, den ich zu 100% unterstützen kann. Schreit Euren Protest raus, aber in die richtige Richtung. Alles andere schadet dem Verein. Ich war auch ziemlich sauer nach diesem „Gegurke“, aber ich glaube doch, dass kein Spieler extra verliert. In diesem Sinne also der Kommentar:Die Hafenstraße: ein Ort mit Tradition und der schnell überkochenden Emotionen. Gegner werden in Grund und Boden gepfiffen, die eigene Mannschaft wird unentwegt nach vorn gepeitscht und bedingungslos unterstützt. Wer nun stutzt, hat erkannt, dass wir, mittlerweile im Jahre 2009 angekommen, längst nicht mehr diese knisternde Atmosphäre der vergangenen Tage zu spüren bekommen. Dies ist zum einen eine, der sportlichen Talfahrt geschuldete, natürliche Entwicklung, zum anderen hat sich die vormals bedingungslose Unterstützung in ihr komplettes Gegenteil gekehrt.

Die Festung bröckelt nicht zuletzt aufgrund einer neuen, gefährlichen Entwicklung.

Wenn die Fans die Seele eines Fußballvereins sind, dann muss Rot-Weiss Essen zum Psychologen. Die saisonübliche Demontage eines x-beliebigen Spielers, der prinzipiell der Schuldige an allen Übeln der Welt zu sein hat (ob er nun Wulnikowski, Zaza, Kioyo oder Kiskanc heißt ist dabei nebensächlich), ist mittlerweile an der Hafenstraße Usus geworden. Doch nun haben die Beschimpfungen und Hasstiraden auf die eigene Mannschaft ein Ausmaß des Unerträglichen und seit vergangenen Dienstag auch einen neuen Tiefpunkt erreicht. Enttäuschung, Frustration und Zorn entschuldigen nicht das Verhalten einiger sogenannter RWE-Fans nach dem Spiel gegen den VfL Bochum. Die Familie von Sascha Mölders wurde angegriffen. Das Auto, in dem die Familie saß, wurde bespuckt, anschließend wurde es ins Wanken gebracht, bis der kleine Sohn unseres Torjägers es schließlich mit der Angst zu tun bekam und Tränen vergoss. Dieses Armutszeugnis einiger Halbstarker beschämt alle Fans, die diesen Namen noch verdienen.

Wenn Spieler nach Niederlagen den Mumm besitzen an den Zaun zu treten, um mit den enttäuschten Fans zu diskutieren, möchte man manche Genossen hinter dem Gestänge gerne mit Attributen aus dem Tierreich belegen. Die Gesten, Androhungen und wüsten Beschimpfungen decken die ganze Palette der Dummheiten ab. Dabei geht es weniger darum, verdiente Spieler in Watte packen zu wollen. Die Hafenstraße ist wahrlich kein Ponyhof und jeder Spieler, der hier seine Schuhe schnürt, weiß, dass ihm bei Siegen ausgelassene Jubelfeiern und Sprechchöre blühen. Andersherum geht es nach Niederlagen sicher nicht zu wie bei Omas Kaffeekränzchen. Die Fans machen ihrem Unmut Luft. Entweder sind wir himmelhochjauchzend oder zu Tode betrübt. Heute machen wir die Humba, morgen wünschen wir dich zum Teufel.

Die Ausrede, das sei eben Leidenschaft, die wahrlich Leiden schafft, darf dabei keineswegs gelten, wenn tätliche Angriffe oder Demütigungen plötzlich an der Tagesordnung sind. Dabei ist es völlig egal, ob nun der Toptorjäger oder vielleicht lediglich ein Reservist derart behandelt wird. Es ist völlig irrelevant, ob der Spieler seine Zukunft bei Rot-Weiss Essen von solchen Dingen eventuell abhängig macht oder nicht. Respekt ist hier das Zauberwort, das manche Hirntoten in ihrem Wahn zu vergessen scheinen. Die Hafenstraße ist ein Schauplatz der Emotionen, aber kein Ort der Frustbewältigung, der zügellosen Hasstiraden oder gar tätlichen Angriffe gegen Spieler, geschweige denn gegen deren Familien. Manche Menschen scheinen sich einfach wohler zu fühlen, wenn sie auf und um das Stadion herum mal eben über 2000 Jahre Evolutionsgeschichte über Bord werfen können.

Wir von Jawattdenn.de möchten uns ausdrücklich von diesen Aktionen distanzieren und jedem, der sich Woche für Woche das rot-weisse Trikot überstreift, unseren Respekt ausdrücken. Allein die Tatsache, dass dies explizit betont werden muss, ist schon traurig genug. Manchmal ist eben nicht nur die Mannschaft viertklassig.

Schweigen

Eine Minute dauert 60 Sekunden, eine Schweigeminute bisweilen unerträglich lang. Die Spieler des SV Eintracht betraten den Platz mit Trauerflor und zur Einlaufmusik von Rot Weiss Essen. Das Spiel gegen den Tabellenletzten war irgendwie Nebensache, aber doch der Grund für unser Kommen. Also wurde es im Sinne von Peter angeschaut und nach 90 Minuten stand es 4:2 für den SV Eintracht.

Hinterm Horizont gehts weiter


Heute morgen um 8.00 Uhr ist Peter nach langer Krankheit verstorben. Peter war noch nicht bereit zu gehen, aber ich bin sicher, dass auf ihn ein nächstes Leben, eines ohne Schmerzen, wartet. 
Unsere erste Begegnung fand natürlich beim Fussball statt: Es war in der Oberliga Saison 1979/1980 am Heideweg beim Spiel des SV Eintracht gegen den VfB Oldenburg. Seit diesem Treffen hat sich viel ereignet. Und nicht nur das, haben auch wir viele Phasen einer Männerfreundschaft durchlaufen. Das gemeinsame Interesse am Fußball, der Leidenschaft für diesen Sport, der heimische SV Eintracht und der schicksalhafte RWE, Dinge die verbinden. 
Peter ist kein einfacher Mensch, aber jemand, der einen niemals im Stich lassen würde und der sein Leben im Gegensatz zu mir oftmals auf der Überholspur hat stattfinden lassen. Oft haben wir uns gegenseitig beklagt, warum wir nicht „ordentliche“ Vereine abbekommen haben. 
Aber ich bin der festen Überzeugung, ein FC Bayern hätte nicht zu Peter gepasst. Er brauchte die Hafenstraße und die Hafenstraße brauchte ihn, auch wenn sie es nicht wusste, schließlich gibt es in Essen zig Fans von seinem Schlag. Mir fehlen nun die richtigen Worte, passende gibt es in solch einer Situation sowieso nie. 
Mir bleibt nur „DANKE“ zu sagen für die vielen Jahre, die gemeinsamen Spiele, die Fahrten nach Essen oder zu Auswärtsspielen des RWE, für Deine vielen ungeplanten Besuche zu den unmöglichsten Zeiten, usw. Es wird seine Zeit dauern bis ich begreifen werde, dass Du nicht mehr an Dein Handy gehst, wenn ich anrufe oder dass auch der Heideweg Dich nicht mehr an Deinem Platz stehend erleben wird. Ganz davon abgesehen, dass ich nun mehr alleine den Weg von Nordhorn nach Essen antreten muss. 
Danke auch für den Brief, den Du mir geschrieben hast, da war er endlich, der weiche Kern unter der rauen Schale. Eines werde ich übrigens ab sofort oft machen: Ich werde nach oben in den Himmel schauen, und wenn sich dort Wolken gefühlt zu Fußbällen formen, dann weiß ich, das Du den lieben Herrgott mit Deiner Leidenschaft für den Fußball angesteckt hast. Mach es gut und lass mal was von Dir hören…..