Von einer grauen Maus

wenn von dem VfL Bochum die Rede ist, taucht vor dem geistigen Auge automatisch eine graue Maus auf. Der VfL Bochum, die graue Maus der Bundesliga, einstmals unabsteigbar, das gallische Dorf des Fußballs, wird es doch von Fußballhochburgen wie Rot Weiss Essen und Westfalia Herne eingeschlossen. Aus diesem Dilemma resultiert ein, für die Bundesliga dieser Tage, zu geringer Zuschauerzuspruch. Und trotzdem verkörpert der VfL durch einige seiner Fans in besonderer Weise die These, dass Fußball ein Kulturgut ist. Endlich kann der VfL dann auch profitieren: Lautet das Ergebnis der Formel “RWE + Fans” oftmals und zu unrecht von den Medien unterstützt “Ärger”, ergibt selbige Formel mit den Faktoren “VfL + Fans” das Ergebnis: “Sänger, Autoren, Kultur”. Das Augenmerk gilt hier nun den Autoren, namentlich (mal wieder) Frank Goosen und Ben Redelings, (die übrigens in ihren Publikationen immer wieder das zelebrieren, wofür der VfL nun wirklich nicht steht: Den gepflegten Doppelpass). Im letzten Jahr nun erschien von Frank Goosen das Buch “Weil Samstag ist” und handelt in der “Ich Form” von Fußballgeschichten natürlich aus dem Dunstkreis des VfL. Schlussendlich aber auch von der Kunst, Beruf, Familie und Leidenschaft unter einen Hut zu bringen um dabei noch auf selbigen sein zu müssen, damit der eigene Nachwuchs die richtigen Farben übernimmt. Wieder einmal kann sich der Leser nicht dem Ruhrpott Charme entziehen und folgt dem Autor gerne auf seiner kleinen Reise auf der Suche nach dem Sinn des Samstags. Mein schönstes Leseerlebnis in diesem Buch berichtet von einem Besuch des Auswärtsspiels in der Arena zu Gelsenkirchen, Stichwort “Scotty”! Erst seit kurzem erhältlich ist das neue Werk des Bochumer Autors und Filmemachers Ben Redelings und heisst: “Dem Fußball sein Zuhause”. Kein Roman wie “So viel Zeit”, sondern eine wunderbare Auflistung vieler kleiner und großer Anekdoten rund um den Ruhrgebietsfußball. Man muss den Fußball, aber vor allem seine Heimat lieben, um so akribisch all diese schönen und bisweilen gar rührenden Geschichten zu sammeln. Fußball aus einer Zeit, in der Spieler und Fans noch eine Einheit waren und so beiderseitig zum eigenen Sinn des Lebens beitrugen. Einer Zeit in der die Spieler noch “Mucki”,”Köttel”, “Ata”, “Penny” oder “Ennatz” hießen. Einige Geschichten sind bekannt, oder schon Bestandteil der Scudetto Abende gewesen. Viele andere aber unbekannt, zeugen von dem Witz und Charme der Protagonisten und wollen bisweilen hinterfragt werden, wie Ben Redelings denn nun ausgerechnet an diese Geschichte geraten ist. Ein schönes Buch, kurzweilig und stets mit einem Schmunzeln im Gesicht zu lesen. Und, das Auge liest ja bekanntlich mit (logisch): Allein die Covergestaltung zwingt fast schon zu einem Kauf. Schließen möchte ich neben einer unbedingten Kaufempfehlung für beide Bücher mit einer netten Anekdote aus “Dem Fußball sein Zuhause”:

“Ende der fünfziger Jahre.Ein Mann sitzt im ausverkauften Westfalia Stadion in Herne. Der Sitz neben ihm ist frei. Irritiert fragt ihn sein Nebenmann, ob der Platz denn nicht vergeben sei. “Nein”, lautet die Antwort, “Der Sitz ist leer”. “Aber das ist unmöglich! das komplette Stadion ist doch seit Wochen ausverkauft. Westfalia schreibt Fußballgeschichte, und dann lässt jemand seinen Platz unbenutzt? Das ist doch Wahnsinn!”.”Nein, so ist das nicht. Der Sitz gehört mir.Meine Frau wollte mitkommen,sie ist aber leider kürzlich verstorben. Wir sind immer zusammen zur Westfalia gegangen. Seit jeher!”. “Oh, das tut mir leid. Mein Beileid. Aber sagen Sie: Wollte denn niemand anderes mitkommen? Ein Verwandter oder ein Freund vielleicht?” Der Mann schüttelt den Kopf: “Nein, leider nicht. Die sind alle auf der Beerdigung”.

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