7 Kommentare

  • Robert Enke ist tot.

    Seine Ehefrau, die ihn vielleicht liebte, lebt weiter.
    Seine kleine Adoptivtochter lebt weiter.
    Eltern, vielleicht Geschwister, welche Menschen es in der Familie auch geben mag, denen es etwas bedeutet hat, dass er am Leben war, sie alle leben weiter.
    Seine Mannschaftskameraden, die sich beim Sport auf ihn verlassen haben, leben weiter. Geschäftleute, mit denen er Verträge hatte, leben weiter
    Freunde, die ihn mochten, leben weiter.
    Tausende von Fans, die ihn gerne seinen Sport ausüben sahen, leben weiter.
    Die beiden Zugführer, welche die Maschine, mit der Enke sich getötet hat, gefahren haben, leben mit dieser Erfahrung weiter. Die Passagiere des Zuges leben weiter. Die Feuerwehrleute, die Polizisten, die Sanitäter am Tatort, der Arzt der seine Überreste für tot erklären musste…alle leben weiter.
    Nur für Robert Enke ist es vorbei.

    Robert Enke ist tot.

    [Von wenigen Ausnahmen abgesehen ist die Natur der meisten Suizide mörderische Aggression. Möglicherweise beruht ein Teil der Fassungslosigkeit, welche solche eine Tat bei den Weiterlebenden bisweilen auslöst, darauf, dass der Täter niemals gefasst werden kann.]

  • Habe im TV die Pressekonferenz aus Hannover mit der Ehefrau von Robert Enke gesehen. Eine sehr beeindruckende und sympathische Frau. Man kann ihr nur alles Gute und viel Kraft für die Zukunft wünschen.

  • … was die Presse so alles schreibt. Völlig
    pietätslos:

    http://sportnachrichten.net/tag/enke

    Ich hoffe mal, daß dieser Enke Hype möglichst
    bald abnimmt und die Hinterbliebenen in Ruhe
    trauern können.

    Cheers
    Martin

  • Robert Enke ist tot.

    Ja er hat viele Menschen in großer Ratlosigkeit hinterlassen und allein gelassen. Aber ich möchte dieses nicht kritisieren. Vielmehr ziehe ich den Hut vor ihm und seiner Frau.
    Vor ihm, der leider diesen Schritt gegangen ist um mit seiner Krankheit fertig zu werden. Und auch vor seiner Frau, die den Mut hatte, allen Menschen zu erklären, warum er den Schritt gegangen ist. Aber vielleicht musste der Schritt sein, um diesen schönen Sport, den Robert Enke auch mitgeprägt und sehr positiv präsentiert hat auch ein wenig menschlicher zu machen. Ich glaube es gibt viel mehr Fußballer wie Robert Enke und Bastian Deisler in der Bundesliga, die sich vielleicht jetzt doch hoffentlich vermehrt an die Öffentlichkeit wagen, damit diese Krankheit nicht zu noch mehr Tragödien wie gestern führt.

    Und ich spreche da aus eigener Erfahrung, da vor vier Jahren ein sehr guter Freund den fast identischen Weg gewählt hat – „nur“ waren es bei ihm Tabletten.
    In solchen Momenten kommt auch die Erinnerung an Boris wieder zurück. Auch er war ein klasse Mensch.

    Ich halte es zum Abschluß mit einem Songtitel meiner Lieblingsband Queen: „Only the Good die young“

  • Hallo Andreas,

    natürlich leben alle rund um Robert Enke weiter und seine Frau hat ihn sicher geliebt, womöglich so sehr, dass sie seine Krankheit verschwiegen hat.Fassungslos bin ich ob der Tatsache, wie verzweifelt ein Mensch sein muß, um ein solches Ableben gezielt vorzubereiten, auch eine Entschuldigung an die von Dir zitierten Überlebenden dabei nicht vergessend.So verzweifelt, dass ich selbst meine Frau und das lang ersehnte Kind verlasse, auf immer. So verzweifelt auch in der Gewissheit, den Zugführern eine schwere Bürde aufzuladen. Meine Gedanken gehören auch Ihnen, denn sie brauchen nun viel Kraft in einer Zeit, in der alle von Robert Enkes Drama sprechen, aber von ihnen keiner. Fassungslos bin ich vielleicht, oder sogar ziemlich sicher, auch ob der Tatsache, dass mir gestern Abend schlagartig bewusst wurde, dass ich den Tod von Peter noch lange nicht verwunden habe. Zudem ist in der letzten Woche ein weiterer junger RWE Fan bei einem Brand verstorben und wird im Forum betrauert. Es überfordert mich, darüber nachzudenken, warum ein junger,erfolgreicher Mensch freiwillig aus dem Leben treten will, während ein anderer monatelang gegen eine tödliche Krankheit ankämpft mit dem Ziel des Überlebens und ein weiterer urplötzlich Opfer eines Flammeninfernos wird und auf der Flucht davor sein Leben verliert.

    Für Robert Enke ist es vorbei, augenscheinlich….er möge sich zu seiner kleinen Tochter gesellen und bei ihr seinen Frieden finden.

    Hallo Bernd,

    ich habe der Pressekonferenz erst Aufmerksamkeit geschenkt, als für mich klar war, dass sie auf Initiative von Frau Enke anberaumt wurde.Ich hätte diesen Medienwahn sonst nicht ertragen.Welchen Druck muß auch Frau Enke ertragen haben und vielleicht war es gut so, dass sie heute endlich reden durfte, wenn auch der Preis ein sehr hoher ist.

    Hallo Martin, ja es ist unglaublich, mit welcher Präsenz die Medien vpm Tode Robert Enkes berichten. Und einige, die zum Beispiel von Mordkomplott oder dergleichen berichtet haben, müssen sich fragen lassen, ob sie noch ruhigen gewissens in den Spiegel schauen können.

    Hallo Jürgen,

    Sebastian Deisler fiel mir auch spontan ain, auch die Dunkelziffer derer, die hochdotierte Verträge vielleicht mit psychischen Erkrankungen bezahlen. Aktuell fällt mir ein, ob ein Ulli Hoeneß sich dessen bewusst war, was er da sagte, als er öffentlich vor den Mikrofonen den Satz sprach, dass ein Philipp Lahm noch sein Interview bedauern würde.Gerade Ulli Hoeneß, den ich sonst ob seines sozialen Engagements sehr schätze, hat hier öffentlich einen jungen Menschen zur medialen Treibjagd freigegeben. was hätte das für einen depressiven Menschen zur Folge?

    Wir müssen wieder dahin kommen, einfach mehr miteinander zu reden, anstatt übereinander. Vielleicht erkennen wir so auch mal ein Hilfezeichen eines Mitmenschen, können ein junges Kind vor Alkoholmißbrauch retten, oder einem älteren Menschen etwas Aufmerksamkeit schenken.

    Robert Enke ist tot, und wir alle reden heute darüber, wichtig ist nur, trotzdem dann zu schweigen, wenn es angebracht ist.

  • Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

  • Hallo Uwe,

    unter der anzunehmenden Verzweiflung ist in sehr, sehr vielen Fällen frustrierter grenzenloser Egoismus und als dessen Folge implodierende Aggression festzustellen: „Die Welt ist nicht so wie ich sie gerne hätte, also zerstöre ich mich und die Welt muss damit zurechtkommen“. Man kann das nachlesen. Nebenbei: Nicht ohne Grund sagen erfahrene Psychiater: „Jeder Selbstmord ist im Grunde ein verhinderter Mord“.

    Die Funktion einer Entschuldigung ist nach einem schuldhaften Fehltritt der Versuch, wieder in die Gemeinschaft, von der man ein Stück abgerückt ist, aufgenommen und von ihr wieder anerkannt zu werden. Auch das kann man nachlesen.
    Für jemanden der jedoch im Begriff war, den ultimativen Schritt aus der Gemeinschaft heraus anzutreten, ist eine Entschuldigung in der Tat eine bemerkenswerte Handlung und von zusätzlicher ganz spezieller Aussagekraft.

    So, und jetzt schweige ich.

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