“ISDT” trifft…..Ben Redelings

Ben Redelings ist »Mister Ruhrgebietsfußball« (WAZ), der »Sympathien abstaubt wie weiland Rudi Völler wichtige Treffer« (Ruhr Nachrichten) und nach Meinung der Jungen Welt gar »um Längen besser als Nick Hornby« ist.Ben Redelings, geboren 1975, lebt in Bochum als freier Autor und Filmemacher. Er studierte Deutsch, Sozialwissenschaften und Niederländisch in Bochum und Amsterdam auf Lehramt. Nach dem ersten Staatsexamen siegte jedoch die Liebe zum runden Leder. Seine kulturellen Fußballabende SCUDETTO genießen mittlerweile Kultstatus.Der “Fußballkulturschaffender in Vollzeit” (1 LIVE) hat in den letzten Jahren zahlreiche Bücher und Filme veröffentlicht. Sein letztes Buch »Fußball ist nicht das Wichtigste im Leben – es ist das Einzige« war der erfolgreichste Fußballroman 2008 und wurde für das »Fußballbuch des Jahres 2009« der »Deutschen Akademie für Fußballkultur« vorgeschlagen. Das Magazin 11 FREUNDE urteilte euphorisch: »Reviercharme trifft Kickeralltag – herrlich!« In seinem aktuellen Buch »Dem Fußball sein Zuhause. Pöhlen, Pils und Pokale entlang der B1« erklärt Redelings, warum er seine Heimat gegen nichts auf der Welt eintauschen würde.

Ben, für uns Fußballfans ist allein die Vorstellung, seine Leidenschaft zum Beruf machen zu dürfen, eine wunderbare. Mit Sicherheit für diejenigen, bei denen es nicht auf dem grünen Rasen zu höheren Meriten gereicht hat. Daher würde ich mich sehr freuen, wenn wir ein wenig darüber erfahren dürfen, wie sich die Arbeit eines „Mister Ruhrgebietsfußball“ (WAZ) im Alltag gestaltet:

So ein Buch entsteht ja nicht aus dem Nichts heraus. Gibt es eine Art Storyboard für das nächste Buch/Projekt schon im Voraus, oder entstehen beim Schreiben Ideen, die festgehalten werden um sie zu verarbeiten?

Die Frage ist gerade mal wieder sehr aktuell, weil die nächsten Projekte und Ideen in die Phase der Realisierung gehen. Also, irgendwann kommt der Punkt, da hat man so viel über eine Idee nachgedacht, dass man bereit ist, sie umzusetzen. Ich habe zu diesem Zeitpunkt dann immer so viel auf dem Zettel stehen, dass ich beginne zu ordnen und zu reduzieren. Bleibt am Ende etwas auf dem Blatt vor mir stehen, dass mich selbst begeistert, dann kann es losgehen. Bis dahin ist es aber zumeist ein harter und manchmal nicht ganz so leicht zu ertragener Kampf mit mir selbst.

Jeder hat sicher seine ureigenen Vorstellungen davon, wie Autoren zu Werke gehen. Wie stellt sich Dein Alltag während einer kreativen Schaffensphase dar, muss man sich selber disziplinieren und arbeitet quasi von „nine to five“, oder springt man zu jeder Uhrzeit auf und setzt sich an den Rechner, sobald sich eine Idee ausbreitet?

Die Schreibphase empfinde ich selbst als eine große Belastung. Ich bin in der Zeit nicht unbedingt ein angenehmer Partner für meine Familie oder Freunde. Es kann schon vorkommen, dass ich über Wochen und Monate nicht richtig abschalten kann. Die Anspannung ist auch dann groß, wenn man gerade einmal nicht am Schreibtisch sitzt. Im Moment versuche ich von 9-13 Uhr ein Zeitfenster frei zu halten, um aktiv zu schreiben. Nachmittags werden dann die bisherigen Ergebnisse mit neuen Ideen zusammen gebracht und geschaut, was am nächsten Tag passieren sollte.

Nebenher will ja auch scudetto.de gehegt und gepflegt werden und zudem verlässt Du für Deine Abende ja auch ab und an das geliebte Ruhrgebiet. Passt dein ganzes Equipment noch in einen, sagen wir mal “Bulli”, oder in welchen Tournee Dimensionen dürfen wir denken ?

Die Aktivitäten auf scudetto.de, Pressetermine und die Abende sind in der Regel Entspannung vom Schreiballtag. Insbesondere die Soloauftritte mit „Dem Fußball sein Zuhause“ genieße ich sehr. Vor allem, weil es Spaß macht, in ganz Deutschland andere Fußballverrückte zu treffen und mit ihnen einen unterhaltsamen Abend zu haben. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal solo vor so vielen Menschen spielen würde – nur mit einem Buch und einem Mikro „bewaffnet“ – und deshalb ist es umso schöner jetzt. Das Equipment ist also mittlerweile Gott sei Dank auf der Tour sehr übersichtlich geworden.

Wie ist eigentlich die Metamorphose vom Ostkurvenfan des VfL Bochum zum Fußballkulturschaffenden in Vollzeit von statten gegangen? Spürt man, dass die Zeit reif ist für Fußballkultur, trotz der eigentlichen Berufung zum Lehrer?

Das Leben ist eine Verkettung von Zufällen. Hätte ich zu einem bestimmten Zeitpunkt in meinem Leben nicht eine bestimmte Party besucht und hätten zwei Bielefelder (Philipp Köster und Reinaldo Coddou) nicht die Schnappsidee von einem „Magazin für Fußballkultur“ (11FREUNDE) verwirklicht, ich wäre wohl Lehrer geworden. Doch so entdeckte ich einen Weg abseits des Schulalltags und bereue das bis heute keine einzige Sekunde.

Da ich ja schon das Vergnügen hatte, im Riff zu Gast zu sein, weiß ich aus eigener Erfahrung um die besondere Atmosphäre dieser Abende und auch um ein Vergnügen rund um den Fußball über alle Vereinsgrenzen hinaus. Deine Gästeliste, spielt da eine bisher festgestellte Kommunikationsfähigkeit eine Rolle, oder gibt eher das Thema den Gast vor?

Ach, am Anfang habe ich lange nachgedacht, wer denn mal schön wäre und wer passen würde. Mittlerweile habe ich das große Glück, dass sich Leute von selbst anbieten oder mir empfohlen werden. Das Veranstaltungskonzept zu den Scudetto-Abenden ist mittlerweile sturmerprobt. Wer als Gastgeber mal von seinem eigenen Gast (Hermann Gerland) mit einem Lächeln im Gesicht gefragt wurde „Was machst du eigentlich hier?“, der weiß, dass nicht mehr viel schief gehen kann.

Was dürfen wir als nächstes erwarten? Ein neues Buch, einen Film oder liegt der Schwerpunkt in diesem Jahr auf den Abenden mit den Legenden des Revierfußballs? Ich persönlich freue mich schon ungemein darauf, mit Manni Breuckmann die Stimme live zu erleben, die mir über Jahrzehnte hinweg den Fußball erklärt hat.

Das ganze RUHR.2010-Jahr über bin ich mit meinem aktuellen Programm „Dem Fußball sein Zuhause“ deutschlandweit unterwegs. Dazu gibt es in Bochum die Legenden-Reihe, u.a. mit Manni Breuckmann und dem großen Finale am 06. Mai 2010. Mitte Oktober soll es ein neues Fußballbuch geben und Anfang 2011 werde ich dann wohl erstmals einen kleinen Schritt vom Fußball weg machen. Im Moment arbeite ich an einem Buch, das möglicherweise auch als Drehbuch ausgearbeitet werden wird. Mal schauen, was sich da in den kommenden Wochen entwickelt.

Bochum einig Fußballkultur. Ist der Erfolg des VfL so introvertiert, so dass sich die kreativen Fans umso extrovertierter geben „müssen“, oder wie erklärst Du Dir die Tatsache, dass der VfL im Verhältnis zu anderen Vereinen so viel „Kulturschaffende“ aufbieten kann?

Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung. Aber mich freut das natürlich ungemein. Es ist etwas, was mich mit Stolz erfüllt. Ich glaube und hoffe, dass wir auch ein Stück dabei helfen können, den VfL Bochum ein wenig sympathischer und attraktiver zu machen. Leider ist es ja so – wie mir ein populärer Ex-Trainer neulich auch noch einmal mit Sorgenfalten auf der Stirn nahelegte -, dass der VfL in den Medien spätestens seit der Vertreibung eines Stefan Kuntz überhaupt keine Rolle mehr spielt. Das ist mehr als schade – und umso wichtiger ist es, wenn beispielsweise Frank Goosen mit einem VfL-Hemd bei „Waldi“ im TV sitzt!

Und zu guter Letzt ein Triple: Schafft der VfL herrlich den Klassenerhalt? Ist die recht ähnliche Covergestaltung des jeweils neuen Werkes bei Dir und Frank Goosen Zufall oder Absicht ? Und, das muß jetzt sein: Werden wir den RWE jemals wieder in höheren Ligen erleben?

Zu Tipps und Prognosen zu meinem eigenen Verein sag ich nichts mehr. Ich liege eh immer falsch – und möchte nicht gegen meinen Verein tippen. Die Covergestaltung von „Dem Fußball sein Zuhause“ und „Radio Heimat“ ist tatsächlich ein Zufall – aber ein schöner. Denn beide Cover gefallen mir richtig, richtig gut. Und zuletzt: Ich gönne es allen Fans von RWE von ganzem Herzen. Wer so zahlreich und leidenschaftlich alle Höhen und Tiefen seines Vereins begleitet wie die Fans von Rot-Weiss Essen, die verdienen alles Glück der Erde – außer natürlich wenn es gegen den VfL Bochum geht, versteht sich!

Ben, vielen Dank für die interessanten Antworten. Da bin ich sehr gespannt, was wir in naher Zukunft noch alles von Dir lesen, sehen und hören werden. Glück auf.

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