Sein oder Nichtsein.

Samstag: Das Spiel in Bonn brachte einen Punkt mit nach Essen, der aber verdreifacht mit zurück an die Hafenstraße gehört hätte: Die Vielzahl an Chancen; der eine Spieler mehr auf dem Feld ab Minute 65: All das reichte nicht aus, um die Führung über die Runden zu bringen. Aus 2:3 wurde also in der 86. Minute 3:3. Ärgerlich!

Dienstag: Unter der Woche, zudem eine relativ ungünstige Anstoßzeit. Brütende Hitze! Und doch machten sich über den Daumen gepeilt rund an­dert­halb­tau­send Fans des RWE auf den Weg nach Uerdingen in die dortige Grotenburg. Ein Stadion alter Schule zum Niederknien übrigens. So viele Rot-Weisse also, die einmal mehr doch wieder hinterherfahren. Welcher Viertligakicker kommt sonst unter der Woche zur besten Feierabendzeit aus den Katakomben auf das Spielfeld gelaufen und wird mit viel Applaus von einer solch großen Anzahl eigener Fans empfangen? Nicht wirklich viele!

Unser RWE war nicht der Favorit an diesem heißen August Abend in der Grotenburg! Auch dessen sollte man sich ab und an bewusst werden. Der KFC hat seinerseits und bekannterweise mal wieder einen Neuen. Wieder einen, der richtig Kohle raushaut. Und so wurden vor der Saison (und aktuell auch wieder) mehrere sogenannte „gestandene“ Spieler verpflichtet, die auch schon höherklassig unterwegs waren. Der KFC somit neben Relegationslusche Viktoria und Küche Rödinghausen direkt in der Verlosung um Tabellenplatz Eins.

Unsere Roten hielten gut dagegen in diesem von Beginn an intensivem Spiel. Die Anfeuerung auf Gästeseite wuchs bisweilen zu einem Chor der Leidenschaft für diesen Verein. Diese Stimmgewalt von acht bis achtzig bemerkenswert. Jeder hier auf Seiten der Gästefans wollte mithelfen.

Die fünfundzwanzigste Minute: Führung RWE! Die Stimmgewalt wurde noch gewaltiger. Nur um zehn Minuten später geschockt zu schweigen: Ausgleich KFC Uerdingen. Leider kommentiert in der Nachbereitung fast keiner mehr, dass dem Tor ein glasklares Foul an einem Rot-Weißen vorausging. Wie auch? Ich muss ja direkt in den Kommentarspalten meinen ungefilterten Frust hinterlassen. Da ist für Differenzierung kein Platz mehr.

Dem somit eigentlich ungerechtfertigten Ausgleich folgte in der zweiundvierzigsten Minute erneut die Führung für den RWE. Kurz vor der Halbzeit ist ja meistens auch der perfekte psychologische Zeitpunkt, um den Gegner aus dem Konzept zu bringen. Sagt man jedenfalls so. Konzeptlos hingegen einmal mehr an der Grotenburg die Planung an den Kassenhäuschen. Wenn ich weiß, dass ein Verein mit traditionell großer Anhängerschaft zu Gast ist, dann muss ich mehr Kassenhäuschen besetzen, um einen zügigen Einlass zu gewährleisten. Unter der Woche ist nun mal nicht immer eine frühzeitige Anreise möglich; gehen doch sogar RWE Fans einer geregelten Arbeit nach. Entgegen dem allgemeinem Klischee.

Richtig schön allerdings nicht nur die Lage der Grotenburg Kampfbahn, sondern auch der kostenlose Gästeparkplatz direkt davor. Danke für diesen Service. Das dann aber alle Gästefans durch nur einen Tribünenaufgang müssen, gefühlt nicht breiter als ein PAX Kleiderschrank, ist wiederum richtig unschön. Es staut sich. Im Stadion selbst entschädigt dann aber einmal mehr der Rundblick. Vier charmant marode Tribünen und vier massive Flutlichter sorgen für ein wohliges Gefühl bei all denen, für die Fußball noch im Stadion und nicht in einer Arena gespielt wird. Selbst beim Austreten hält man(n) kurz inne beim Anblick der Pinkelrinne. Akustisch kann die Grotenburg dann auch noch einiges. Natürlich nur unter dem Dach.

Die Geschichte der zweiten Halbzeit ist relativ schnell erzählt: Unsere Roten überließen weitestgehend dem KFC die Initiative und versuchten sich immer öfter mit „Langholz“ aus der Umklammerung zu befreien. Ab und zu gelang das auch noch ganz gut, ging aber deutlich an die Substanz derer, die vorne allein auf sich gestellt versuchten, ihrerseits mal wieder Richtung Uerdinger Tor zu kommen.

Der RWE Fan auf der Tribüne spürte so langsam, dass es so nicht mehr allzu lange dauert, bis es das zweite Mal im eigenen Tor klingelt. Mimik und Gestik rund um einen herum verrieten es. Gesichtsfarben wechselten in rascher Abfolge. Es wurde unruhiger. Die Auswechselungen brachten optisch keine Erleichterung, eher den berühmten Bruch im Spiel. Einigen unserer Spieler waren die Strapazen der Kombination Wetter plus Spiel deutlicher anzumerken als den Kollegen aus Uerdingen. Und so kam es dann letztendlich auch wie es kommen musste:

War es in Bonn noch die 86. Minute, geschah das Elend diesmal in der 84. Minute.

Der Ausgleich zum 2:2 stellte zugleich auch den Endstand dar.

In Bonn musste ohne Frage gewonnen werden in Anbetracht des Spielverlaufs. Legt man den Spielverlauf an diesem Dienstag zugrunde, kann man unter dem Strich noch dankbar sein, dass es nicht eine Niederlage wurde. Trotzdem hätte man auch diese Führung nach Hause bringen können. Vielleicht auch mal müssen.

Das dann aber direkt mit Abpfiff gleich wieder der „Shitstorm“ begann, ist für mich nicht mehr nachvollziehbar. Oft gab es doch Szenenapplaus, weil unsere Spieler sich in Bälle warfen oder die gute alte Grätsche erfolgreich auspackten. Tadelloser Einsatz. Auf dem Platz und der Tribüne.

Was wirklich der bislang einzige unentschuldbare Auftritt war, ist und bleibt Wuppertal zuhause. Dortmund, Bonn und Uerdingen: Alle hochgehandelt vor der Saison. Da fährt man nicht einfach hin und nagelt die mit 4:0 an deren eigene Stadionwand. Wir haben dreimal hintereinander auswärts nicht verloren. Auch eine Sichtweise. Und selbst wenn wir direkt nach einem solchen Spiel Trainer, Vorstand und was weiss ich wen noch, rauswerfen…die Relegation erreichen wir dann trotzdem nicht direkt automatisch.

Wir hätten mehr Punkte haben können. Aber ich bin sicher, die holen wir uns im Laufe der Saison noch zurück. Bei den drei bisherigen Auswärtsgegnern werden außerdem auch noch ganz andere Mannschaften Punkte liegen lassen.

Noch ist mein RWE Glas eher halbvoll denn halbleer.

Vorausgesetzt, wir gewinnen das heutige Spiel gegen den SC Wiedenbrück.  

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