Monatsarchive: August 2017

Schwiegervater.

Auf dem langen Rückweg sagte Schwiegervater, dass er sich sehr über sein Geburtstagsgeschenk „Ein Pokalabend an der Hafenstraße“ gefreut habe und dass man ob dieser gezeigten Leistung ja glatt Rot-Weiss Essen Fan werden könnte. Alles richtig gemacht, dachte ich so bei mir, denn was wäre nur passiert, hätten wir ihm den Besuch des Wuppertal Spiels geschenkt? Damit aber genug des dezenten Hinweises darauf, dass das vergangene Spiel gegen die Schalproduzenten aus dem Tal weiterhin unwirklich erscheint und daher immer noch am Fan nagt. Genau wie das aktuell erlebte Pokalspiel am gestrigen Abend gegen Borussia Mönchengladbach. Nur in umgekehrte Richtung.

Zum Komplettpaket Hafenstraße gehörte natürlich eine kleine Führung rund um das Stadion an der Hafenstraße inklusive einer Wurst vom Grill am Hafenstübchen. Das Hafenstübchen ist kein auf Hochglanz polierter Ort des Fußballs. Das muss es auch nicht, ist es doch schlicht die Seele des Fußballs an der Hafenstraße. Das VIP Zelt der Fußballunterschicht. Inklusive der wohl leckersten Bratwurst, die man derzeit an der Hafenstraße bekommen kann. Da ist man ja schon vor dem Anpfiff glücklich! Was manchmal gar nicht schaden kann, ist man es nach Abpfiff doch nicht immer unbedingt.

Schwiegervater genoss also jene vorzügliche Wurst und wunderte sich dann darüber, wieviel Bier hier doch scheinbar schon vor dem Spiel mit im Spiel war. Ich klärte ihn darüber auf, dass das so sein müsse, schließlich hätten wir wenigstens dort einmal bundesweit die Nase vorn.

Rein aber in ein Spiel, welches uns einmal mehr im Pokalrahmen auf eine Achterbahnfahrt der rot-weissen Gefühle mitnehmen sollte. Irgendwie können wir emotional scheinbar nur Pokalspiele. Es ist schön, wenn um einen herum die Menschen eskalieren und aus Liebe zum Verein zu verbalen Höchstleistungen auflaufen. Das zeigt, wie wichtig dieser Verein für uns ist und wie sehr wir uns alle nach einem kleinen Stück vom sportlichen Glück sehnen. Auf allen Vier Tribünen war also richtig „was gebacken“, abzüglich der üblichen „Eventfans“. Sie gehören mittlerweile auch zum modernen Stadionerlebnis dazu. Das Sitzkissen immer dabei.

Der RWE ging nach überstandener Anfangsoffensive der Gladbacher durch Benjamin Baier in Führung und 3/4 des Stadions tobten (Abzüglich jener Gladbach Fans, welche sich der Fantrennung erfolgreich widersetzen konnten. Ebay und Kontakte halt) . ADIOLE! Stehende Ovationen gar, als der Schiedsrichter zur Halbzeit bat. Könnte ein solch Unparteiischer bitte auch mal in der Regionalliga pfeifen? Unaufgeregt verrichtete der Mann an der Pfeife seinen Job, ohne eine dieser Pfeifen zu sein, die man leider zu oft in der Regionalliga vorfindet und dem RWE scheinbar Schaden zufügen wollen (So wirkt es manchmal). Das hatte Qualität.

Von feinster Qualität auch, und das darf ruhig einmal Erwähnung finden, der Job des Mannes an der taktgebenden Trommel auf der West. Ohne Unterlass wird Spiel für Spiel der Takt geschlagen. Das ist richtiggehender Sport. Danke dafür. Überhaupt sollte auch erwähnt werden, dass die Unterstützung von der „West“ sowohl gegen Wuppertal als auch gegen Mönchengladbach vorbildlich war. Die Medien stürzen sich so schnell und „klickgierig“ auf jede noch so kleine Kleinigkeit, die man als Skandal verkaufen könnte. Für Klicks wird selbst eine E- Zigarette zur Rauchfackel (Überspitzt formuliert)! Wenn es einfach mal nur gut, laut, friedlich  und homogen zur Sache geht, dann ist das leider keine Erwähnung wert. Das möchte ich hiermit nachholen! Schwiegervater war begeistert ob der Stimmung!

1:0 für den Deutschen Pokalsieger von 1953 und amtierenden Viertligisten von „ganz lange“ zur Halbzeit gegen den Erstligisten Borussia Mönchengladbach und amtierenden Zurückliegenden. Gattin machte sich Sorgen um meine Gesundheit, sah mich ziemlich blass. Alles gut. Sagte ich so auch einem anderen Fan. Und dass wir gewinnen würden. „Hast Du auch gesoffen?“ So seine Antwort. Nee, hatte ich nicht, musste ja noch fahren. Aber bis dato bot das Spiel unseres RWE definitiv noch alle Hoffnungen; lebte der Traum von Runde Zwei und Schalke weiter. Fünfundzwanzig Jahre danach.

Und der Traum lebte sich auch in Halbzeit Zwei ziemlich real. Immer war ein Essener Bein im Weg, konnten Konter eingeleitet werden, oder war der Heller im eigenen Tor ein Heller und oft schneller. Meine Güte, warum nicht immer so? Man verzweifelt an seinem Verein. Rot-Weiss Essen, hier gehst Du kaputt!

„Oh Immer wieder, oh  immer wieder, oh immer wiiiiieder RWE…..“ so klingt es fast dreißig Minuten oft mehr und manchmal weniger laut am Stück von drei Tribünen, um endgültig zum großen Chor anzuschwellen, wenn wieder ein Rot-Weisser Fuß in bunten Fußballschlappen dem Bundesligisten im Wege stand. „Steht auf, wenn Ihr Essener seit“. Der RWE kann sich immer öfter befreien, bekommt Gelegenheit zum Kontern. Und bekommt leider doch in der 79. Minute den Ausgleich. Gefolgt von der Führung für Borussia Mönchengladbach in der 82. Minute.

Borussia Mönchengladbach gewinnt somit das Erstrundenspiel im Vereinspokal unseres abgehobenen Verbandes mit 2:1 an der Hafenstraße. Die Essener Fans zollen ihrer Mannschaft Respekt und feiern sie für diese Leistung an diesem Abend.  „Warum nicht immer so?“ möchte man fast verzweifelt fragen. Sind hier Sportpsychologen anwesend?

Es war ein wunderbarer Abend an der Hafenstraße zu Essen mit wunderbaren Menschen und einer wunderbaren Mannschaftsleistung. Das Gesehene macht einfach Mut für die Zukunft. Wir können nicht immer nur meckern. Ab und zu dürfen wir auch einfach mal dankbar sein.

Gestern war ich dankbar für dieses Spiel und diese Leistung. Diese Emotionen. Diese Fans in den jeweiligen Blöcken, wie sie aufspringen und unsere Rot-Weisse Seele heraufbeschwören. Dankbar für meine Frau, wie sehr sie mitgelitten hat. Und sehr vermissen wir die Fahnengirls.

Nun macht das aber bitte gegen Kray und Köln Zwei nicht gleich wieder kaputt.

 

 

Rückrufaktion!

Seit vergangenen Sonntag ist das mit dem RWE und den Kommentarspalten mal wieder so wie manchmal in einer ganz normalen Familie kurz vor Weihnachten: Die Vorfreude wurde getrübt, weil einer aus der Familie (Hier: Mannschaft RWE) Mist gebaut hat. Darüber können oder wollen sich andere Familienangehörige, die oft und gerne schlechte Stimmung verbreiten (Hier: Die üblichen Verdächtigen), einfach nicht beruhigen. Und nun soll morgen Abend gemeinsam das Fest (Hier: 1. Runde DFB Pokal) gefeiert werden, so als ob Wuppertal nicht stattgefunden hat. Inklusive Vorfreude. Kaum vorstellbar für so manchen.

Aber warum eigentlich nicht? Zur realen Weihnachtszeit klappt das auch auch jedes Jahr aufs Neue und kommen Unstimmigkeiten (sofern denn vorhanden) erst nach den Geschenken und frühestens am zweiten Feiertag wieder auf. Vielleicht gibt es ja morgen für alle Geschenke (Hier: Aufopferungsvoller Kampf Mannschaft RWE). Auf jeden Fall gibt es volle Hütte, Flutlicht und gutes Bier.

Wuppertal liegt definitiv noch schwer auf der Seele und erst das Heimspiel gegen die Kölner Zweitvertretung wird die daraus gezogenen Lehren zeigen. Wird Wegweiser sein für die nächsten Wochen im viel wichtigeren Alltag Ligabetrieb. Das sollte uns aber trotzdem jetzt nicht daran hindern, dass Pokalduell gegen Borussia Mönchengladbach einfach als willkommenes Fußballspiel anzunehmen und entsprechend zu begehen. Natürlich in dem Wissen: Die Chance auf ein Weiterkommen gegen einen arrivierten Erstligisten ist jetzt wahrlich keine besonders Große. Also komme ich ja eigentlich schon in Erwartung einer Niederlage an die Hafenstraße; so wie die Fans der Borussia ihrerseits von einem deutlichen Sieg ausgehen. Und von nichts anderem.

Und so stellt sich aktuell die Frage aller Fragen: Schon mit schlechter Laune ankommen, weil: Zweiter Spieltag, die Liga ist (angeblich) mal wieder gelaufen, alle raus! Oder trotzdem mit Vorfreude zur Hafenstraße kommen. Wir haben doch eh keine Chance, aber warum sollten wir diese dann nicht wenigstens nutzen? Wer weiss denn schon, was passieren könnte, bleiben die Rot-Weissen so lange wie möglich ohne Gegentor; nehmen die Tribünen mit und starten auf dem Feld eine „Rückrufaktion“ in Sachen Fanunterstützung? Plötzlich trägt man sich gegenseitig durch das Spiel. Auch das könnte passieren.

Alles Spekulationen und  Hoffnungen natürlich (Der Fußball ist eben doch meistens „Hätte, hätte, Fahrradkette“). Verbunden aber trotzdem einmal mehr mit dem tiefen Wunsch danach, sich davon zu verabschieden, dass sportliche Leistungen durch Beleidigungen oder Schuldzuweisungen in den Kommentaren gesteigert werden können. Das tun sie definitiv nicht. Und das ist auch gut so.

Fußballer und Verantwortliche in Zeiten vor „Social Media“ machen sicher jeden Tag die berühmten drei Kreuze, weil ihnen nach schlechten Spielen definitiv viel erspart geblieben ist. Sofern sie es denn gelesen hätten. Was natürlich nicht bedeutet, dass an den Stammtischen und auf den Tribünen seinerzeit weniger gemotzt wurde.

Apropos motzen: Ich würde mir ab und an etwas mehr aktives Coaching wünschen. Ich bewundere unseren Trainer für seine Ruhe und hätte gerne selbst ganz viel davon. Auch braucht es sicher keine wild herumhüpfende „Taxofit Kappe“. Vielleicht jedoch helfen einer Mannschaft gelegentliche Korrekturen inklusive Präsenz in Echtzeit. Man weiß es nicht.

Nach reiflicher Überlegung habe ich mich also nun leichten Herzens dazu entschieden, mich auf das DFB Pokalspiel unter Flutlicht gegen Borussia Mönchengladbach zu freuen. Denn, wenn ich mich nicht freue, wird das Spiel trotzdem gespielt. Und, rein spekulativ: Sollte kurz nach Mitternacht der entscheidenden Elfmeter für uns verwandelt werden, dann hätte ich direkt ein super Geburtstagsgeschenk bekommen. Geradezu unbezahlbar wäre das.

Und nach dem Pokal, dann ist wieder (Niederrhein-)Pokal. Aber dann ist wieder Regionalliga. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir kein „Wuppertal“ mehr erleben werden. Lasst uns mal optimistisch werden.

Nur der RWE!

Rolle rückwärts.

Wir haben sie lange nicht mehr gesehen, unsere angestammten und so sympathischen Sitznachbarn. Bis heute. Trotz Dauerkarten für die vergangene Saison war es heute ihr erster Spielbesuch an der Hafenstraße im Kalenderjahr 2017. Sie konnten einfach nicht mehr kommen, hatten den sogenannten Papp auf, waren für den (monatelangen) Moment durch mit unserem RWE und seinem dargebotenem Fußball. Wir, die wir in Dortmund waren erzählten den beiden vor dem Spiel freudestrahlend davon und ebenfalls davon, dass nun alles besser werden würde. Dortmund war toller Fußball, dass Ergebnis hatte nur leider nicht ganz gestimmt.

Wir stehen wir denn nun nach diesem Spiel gegen den Wuppertaler SV dar? Die beiden, wie auch die vielen anderen Tausend Fans, die nicht in der Roten Erde waren, müssen sich doch komplett veräppelt fühlen nach dieser Leistung unserer Roten heute.

Von der ersten Sekunde an war klar, dass heute nur die aus dem Tal nicht in das Tal der Tränen stürzen wollten. Nicht einmal der frühe Führungstreffer des RWE, quasi aus dem Nichts erzielt, konnte kaschieren, dass hier und heute eine Mannschaft komplett neben der Spur agieren würde. Der Treffer brachte keine Ruhe in das eigene Spiel; das Mittelfeld fand kaum statt. Ebensowenig wurde die rechte Seite auch nur annähernd mit öffnenden Bällen in das Spiel einbezogen. Wollte zum Beispiel ein Pröger den Ball, so musste er sich ihn von irgendwo herholen.

Und warum betrachtet ein Torwart des RWE heutzutage den Fünf-Meter-Raum nicht mehr als seine eigene Laube und bleibt mehrheitlich auf der Linie „kleben“?  Das Ding ist eigenes Hoheitsgebiet, hier gehört alles aus dem Weg geräumt, was da nicht hingehört. Egal ob „Freund oder Feind“. Ran an den Ball möchte man verzweifelt von der Tribüne aus zurufen. Bist doch sonst ein Guter. Wie bewiesen zum Beispiel bei einem Konter der Wuppertaler irgendwann um die 75. Minute.

Nein, hier und heute ging alles schief, was nur schiefgehen konnte. Wohlgemerkt auf dem Feld. Für manche scheint ja ständig die komplette Geschäftsstelle mit auf dem Feld zu stehen, so wie nach einem solchen Spiel in alle Richtungen ermittelt geschossen wird.

Es fiel also der verdiente Ausgleich, was einen hinter uns sitzenden (und bislang stillen) Fan Zuschauer zu seinem großen Auftritt veranlasste: Mit dem Gegentor erhob er seine Stimme und brachte in einer zehnminütigen und lautstarken Schimpfkanonade einen Querschnitt all dessen dar, was die Foren und Kommentarspalten nach Niederlagen so hergeben. Ein „Best Of“ quasi. Seiner Begleiterin sichtlich peinlich, gefiel er sich in der Rolle des Hetzers über den Verein und wirkte sichtlich zufrieden. Alles Kreisklasse außer ihm. Es war schwerlich auszuhalten. Mit solchen Fans Zuschauern gewinnst Du einfach alles…

Das Spiel als solches war doch schon schwer genug auszuhalten, ein solcher Leistungsabfall gegenüber vergangenem Sonntag kaum zu erklären. Was ist passiert seit Dortmund? Spukte da schon Mönchengladbach im Kopf der Spieler herum? Mönchengladbach ist aber nur Kür, da wäre ich mit einem 1:3 sehr zufrieden. Heute aber war die Pflicht. Und diese haben Spieler und Trainer komplett vergeigt. Und das, obwohl man sich als Fan eine Woche lang wie schon lange nicht mehr auf ein RWE Spiel gefreut hatte.

Das kann man gegen Borussia Mönchengladbach auch nicht gutmachen, da eben nur Kür. Das kann die Mannschaft nur gegen die Zweitvertretung des 1.FC Köln gutmachen. Das ist die verdammte Pflicht.

RWE ist, wenn Du auf dem Hinweg die ganze RWE CD lauthals mitsingst, nur um sie nach dem Spiel direkt genervt aus dem Player zu schmeißen.

Ich hoffe nur, unsere Sitznachbarn kommen trotzdem gegen die Zwote des 1.FC Köln wieder. Und die Fahnengirls. Vielleicht wissen sie es nicht, aber sie fehlen absolut, wenn sie mal nicht da sind.