New York – Rio – Tokyo ? Köln – Rödinghausen!
Alle Achtung. Oder besser: Alle Neune! Unser aller RWE hat aus den ersten drei Saisonspielen das Optimum an Punkten herausgespielt und war in jedem dieser Spiele jeweils um ein Tor besser als der Gegner. Das klingt zunächst erst einmal sehr effizient. Zum anderen aber auch nach richtig harter, schwerer Arbeit, die es tatsächlich auch war. Der RWE dieser Saison vermag aufgrund der personellen Neuausrichtung aktuell sicher zum Favoritenkreis auf den Relegationsplatz (Meister müssen aufsteigen!) gehören, aber er wird definitiv nicht die Liga in Grund und Boden spielen.
Geduld ist angesagt. Geduld und fortwährende Unterstützung, gepaart mit nimmermüden Glauben daran, dass es nach vielen Jahren sportlicher Tristesse wirklich einmal eine Saison werden kann, die das lange vermisste Miteinander zwischen Verein, Fans und Mannschaft wieder aufleben lässt; als Fundament für sportliche Zukunft dienen kann. Von dem bekannten Kinderbuchautor Janosch stammt wohl jener Satz, der vielleicht das Leben der RWE Fans in der letzten Dekade recht trefflich beschreibt: „Das Glück liegt in der Ferne“ sagte der Esel, „und die Ferne ist immer dort, wo man gerade nicht ist“. Wir waren vergangene Saison schon mal kurz davor, uns aufzumachen. Wollten die Ferne heranzoomen. Doch dann wurde aus dem Zoomobjektiv schnell wieder eine Festbrennweite. Wir kamen nicht näher heran!
Gegen die hochgehandelten Kölner Zweitprofis gab es wie schon gegen den BVB das entscheidende Tor erst in der Schlussminute. Tore für den RWE in den letzten Zügen eines Fußballspiels….das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen und genießen: Welch ein süßer Abgang. Ganz anders als der bittere Stoff der Gegentore in selbem Zeitraum. Siegtore fast mit dem Abpfiff, das sorgt für turbulente Szenen auf den Tribünen, für Stauderdusche, dem temporären Verlust der angestammten Stehtraverse und manch fremden Fan in den Armen. Das sorgt für Glücksgefühle und ein „Adiole“, welches in punkto Lautstärke das Ordnungsamt auf den Plan hätte rufen müssen.
Auf den Plan gerufen hat de facto unsere Mannschaft auch ihren Trainer. Und zwar in seiner Aufgabe als „Ordnungsamt“ dieser. In der ersten Halbzeit wurde nicht so wirklich die Ordnung eingehalten, jene welche von Trainerseite vorgegeben wurde. Zudem waren die kleinen Geißböcke extrem bockig. Wie dem auch sei: Das Trainerteam hat erkannt, dass da etwas nicht rund lief in der eigenen Mannschaft und hat, wie branchenüblich, nicht bis ca. zur fünfundsiebzigsten Minuten gewartet, um die erste Auswechslung vorzunehmen, sondern tat dieses unter dem Raunen des Publikums bereits nach zweiunddreißig und sechsunddreißig Minuten.
Dass es sogar den Kapitän der Hafenstraße traf (mit Gelb vorbelastet), sollte nicht überbewertet werden, auch wenn es in mancher Mannschaft der Fußballgeschichte sicher einer Majestätsbeleidigung gleichen würde, müsste der Mann mit der Binde noch in der ersten Halbzeit vom Feld. Es zeigt unter dem Strich nichts anderes, als dass Christian Titz als Hauptverantwortlicher im Sinne der Mannschaft/des Erfolgs handelt. Und zu dieser Mannschaft zählen eben mehr als die ersten Elf der Anfangsminute. Es zählt jeder dazu. Jeder! Schöner Gedanke eigentlich, ein Fußballspiel recht früh neu zu gestalten, anstatt erst gegen Ende mit Umstellungen zu beginnen. Spitzenreiter. Ist das schön!
Heute dann wieder nach Rödinghausen. Des Essener weiteste Auswärtsfahrt, welche das Fußballspiel zudem nur unter erschwerten Bedingungen betrachten und erleben lässt. Als wäre der Gegner aus Rödinghausen an sich nicht schon auf dem Feld ein gar Unangenehmer und uns in den direkten Duellen um einige Punkte voraus, so wird zudem von Seiten des Gastgebers auch richtig viel unternommen, um möglichst wenig Fans des RWE an heimischer Stätte zu empfangen. So fühlt es sich auf jeden Fall an.
Der längsseitige Gästebereich für den stehenden Rot-Weissen, welcher es sich auf ca. 100 Metern Länge auf bis zu drei Stufen und hinter armdicken Gitterstäben gemütlich machen darf, ist ausverkauft, so dass es dort vor Ort keine Karten mehr geben wird. Unglaublich, was heutzutage alles von den Verbänden als Zuschauerbereich durchgewunken wird, passt es nur annähernd ins Schema. Auf jeder Eintrittskarte für diesen Verschlag müsste der Vermerk „Sichtbehinderung“ stehen und entsprechenden Nachlass nach sich ziehen.
Dass wir auf der Tribüne nicht erwünscht sind, hat man uns ja zudem online recht perfide spüren lassen: Die Essener Postleitzahlen wurden direkt mal geblockt (Ist das eigentlich rechtens, da es an Diskriminierung grenzt?) und im Nachgang weitere Bereiche mit der Vier vorneweg, als es Bestellungen gab, die der SV Rödinghausen wohl nicht mehr seinen Amigos zuordnen konnte. Als es den Küchenplanern dann wohl zu bunt, beziehungsweise zu Rot-Weiss wurde, stampfte man den Onlineverkauf kurzerhand ein. So geht das heute.
Gestern dann entsprechend zum Thema ein Online Artikel der Neuen Westfälischen. Hier werden ohne Karte anreisende Fans direkt mit Randale und Ausschreitungen in Verbindung gebracht. Auf die Idee, dass man vielleicht auch noch guter Hoffnung ist, eine Karte für das Spiel seines RWE zu ergattern, kommt man erst gar nicht. Verkauft sich ja als Schlagzeile auch nicht wirklich gut. Randale macht Quote, man muss sich ja langsam aber sicher den Kommentarspalten anpassen. Wie dem auch sei, jener Artikel steigert sich in in seiner Dummsinnspirale gegen Ende geradezu ekstatisch, wenn aus unser aller RWE ein uns unbekannter EWE wird. Und das nicht nur einmal. Gnadenlos ziehen die beiden Lokalreporter dieses EWE Dingen durch. Ein Hoch auf das Lektorat!
Das schönste Zitat jener knallharten Recherche: „Die Polizei Herford rechnet am Samstag mit einem hohen Ausschreitungs-Potential auf Seiten der Essener Fans“. Ist das die Begründung, um direkt eine Hundertschaft einzusetzen, oder fusst diese Vermutung auf inhaltlich knallharten Fakten? Gegen wen sollte sich die latent durchaus vorhandene Gewaltbereitschaft des Essener Anhangs heute richten? Herrgott von Bentheim, schafft ordentliche Bedingungen für Auswärtsfans, und solche reisserischen Artikel können uns in Zukunft erspart bleiben. Ich sehe es doch schon kommen: Einem Essener sitzt ein Pups quer, und direkt wird dann ein Böller raus gemacht. Was am besten hilft: Einfach locker durch den Schlüpper atmen. Auf allen Seiten.
Ach klar, gespielt wird ja auch noch. Es wird ein gutes Spiel werden und 1:2 für unseren RWE ausgehen. Wir sind nach dem letzten Gewinn des Zwiebelpokals einfach mal wieder dran. Das entscheidende Tor für unseren RWE in der Nachspielzeit fällt in jener und durch einen unserer Spieler. Da lege ich mich mal fest. Der Rest wird Jubel sein.