Kategorie-Archiv: Stauder

Das war`s und ab dafür.

Das Endspiel ist gespielt, mein absolutes Lieblingsland hat daheim leider in seiner Königsdisziplin Elfmeterschießen nicht oft genug eingenetzt. Die Queen ihrerseits war sicher not amused. Ich hätte es den „Three Lions“ nach fünfundfünfzig Jahren durchaus gegönnt, mal wieder etwas in die Höhe stemmen zu können. Auch wenn ich mit dem Wunsch spätestens dann so ziemlich allein auf weiter Flur stand, als der Kurs durch den Sterling doch arg gefallen war. Egal, dann eben in Katar. Wobei: Das dann wirklich ohne mich, denn spätestens dann schaffe ich es auf jeden Fall, ein Turnier komplett zu boykottieren. Die England Trikots gehen also nun in die Wäsche und werden im Anschluss daran wieder fein säuberlich unter den RWE Stapel einsortiert. Was bleibt, ist einmal mehr das Entsetzen darüber, wie Menschen ungefiltert ihren Hass gegenüber Mitmenschen freien Lauf lassen, die sie bei positivem Spielausgang als Helden hätten hochleben lassen. Es ist immer noch ein Spiel. Mehr nicht!

Rein sportlich betrachtet hat es es sich tatsächlich gelohnt, irgendwann im Verlauf der Vorrunde den geplanten TV-Boykott aufzugeben. Abseits des ganzen UEFA-Irrsinns wurde einfach toller Fußball geboten. Das darf man dann auch mal so konstatieren, dafür sind wir alle Fans. Der Gewinner dieser letzten Wochen ist also nicht nur Italien, sondern auch der Fußball als solches. Eigentlich eine schöne Erkenntnis, dass der Fußball auf dem Feld noch immer nicht durch die Gier der Verbände und ihrer Protagonisten kaputt zu bekommen ist. Es hatte fast den Eindruck, als ob sich das Spiel auf dem Feld dagegen auflehnen möchte. Dumm nur, dass das in den Kommandozentralen auch wieder falsch verstanden wird: Je begeisterter wir über unser Spiel sind, desto mehr wird versucht, daraus noch mehr Kapital zu schlagen. Zum kotzen!

Nebenbei darf man auch den heimlichen Gewinner der EM bekanntgeben, der für mich weiter Sandro Wagner heißt und am Mikrofon als sogenannter Co-Kommentator tätig war. Sein Schnorres heißer als es jemals ein Spiel sein könnte, seine verbalen Eingaben intuitiv und oft auf den Punkt gebracht. Vielleicht, oder wahrscheinlich sogar auf jeden Fall, war das Duo der ARD mit der aparten Jessy Wellmer und dem kampferprobten Bastian Schweinsteiger die optisch bessere Wahl. Verbal kamen die beiden aber auf keinen Fall an Sandro Wagner vorbei. Wenn der Sidekick sogar den etablierten Kommentator in einem besseren Licht erscheinen lässt, dann ist Wagner Zeit.

Seine für mich jetzt schon legendäre Erkenntnis aus dem Finale „Der wollte ihn vier Mal foulen und hat nicht mal das geschafft“ hat definitiv das Potential für langfristige Einlagerung in den Köpfen der Fußball-Zitatfreunde.

Ab sofort zählt also wieder einzig und allein Rot-Weiss. Unsere Mehrgenerationenmannschaft ist seit kurzem wieder im Training, so als Truppe mit Aufstiegsambitionen. Morgen beginnt der Testreigen mit dem Spiel gegen die Schwatten vom Bocholter Hünting. Nebenbei auch als verdientes Abschiedsspiel für Marcel Platzek und Kevin Grund deklariert. Die beiden haben wahrlich einen angemessenen Abschied nach so vielen Jahren verdient, auch wenn sich dieser leider eher durch die Dauer der Vereinszugehörigkeit anstatt über sportliche Erfolge unseres Vereins definiert. Wie gerne wären beide nicht nur als Fans geblieben, sondern auch als Aufsteiger gegangen.

Es ist immer schwierig für einen Fan, wenn die letzten Konstanten einer langen Ära den Verein verlassen. Ganz besonders, wenn sie dann auch noch in einer Dekade unter Vertrag stehen, in der Rot-Weiss Essen mehr Spieler hat kommen und gehen sehen, als manch Essener Stadtteil Einwohner hat. Cedric Harenbrock und Daniel Heber halten nun die Fahne der Spieler hoch, die am längsten den Arbeitsplatz Hafenstraße ansteuern. Beides Akteure, die ihrerseits glücklicherweise nahtlos an die Sympathiewerte von Kevin Grund und Marcel Platzek anknüpfen können und das Zeug zu neuen Identifikationsfiguren haben. Sogar mit Option auf den Aufstieg.

Dieser Aufstieg. Man mag manchmal gar nicht mehr drüber philosophieren. In der vergangenen Saison war ich so darauf fixiert, dass ich so manches Mal gar nicht mehr wirklich den ansehnlichen Fußball unserer Mannschaft verfolgt habe. Die Uhr war viel wichtiger, besonders dann, wenn unsere Mannschaft auch noch in Führung lag: Fertig werden, drei Punkte einsacken, auf die Tabelle gucken und auf das nächste Spiel warten. So ging das von Spieltag zu Spieltag. Die wirklichen Blicke auf das Spiel boten wohl nur die Auftritte als #freilos. Die fanden losgekoppelt von dem Aufstiegsantrieb statt. Ich hätte Lebenszeit für diesen einen Moment gegeben. Total bekloppt eigentlich, denn es ist eben doch nur ein Spiel, wie man bei der EM dann doch wieder feststellen durfte.

Daher gilt für die kommende Saison , dass ich zwar weiter das wie in Stein gemeißelte Ziel habe, was das Saisonende angeht. Aber vorrangig möchte ich wieder und hoffentlich schönen Fußball schauen. Optimalerweise im Stadion. Ich möchte das Spiel unserer Mannschaft wieder über das Ergebnis und die Hatz zum nächsten Spiel stellen. Kein „Don’t Stop Believin’“ von Journey mehr. Eher „Bestes Leben“ von Silbermond. Ein Lied wie ein süffiges Stauder an einem herrlich unbeschwerten Sommerabend im Kreise der Liebsten. Gedreht in warmer Optik, 4:3 Format und unmöglichen 70er Jahre Klamotten.

„Heute ist schön
Heut‘ ist geborgen
Morgen vielleicht schon nicht mehr
Aber es ist mir egal
Heute knallen korken
Und ich schau‘ in meiner Lieblingsgesichter“

Das allein klingt doch auch nach Hafenstübchen, Hafenstraße und unserem Verein. Selbst wenn wir uns gerne immer etwas rauher darstellen möchten und wohl auch sind. Aber, wir sollten nun die Verbissenheit ablegen, mit welcher wir schon so lange versuchen, dass gelobte Land zu erreichen. Die Aufreger kommen schon noch von alleine und früh genug. Der KFC Uerdingen zum Beispiel liegt mir da gerade noch etwas quer im Magen. Der Verein hat unglaublich rührige Fans, die alles versuchen, um wieder Boden unter den Füßen zu bekommen und zeitgleich die so wunderbare Grotenburg auf Vordermann zu bringen. Aber, bis zum heutigen Datum hat der Verein nicht einen Spieler unter Vertrag. Darf aber in der Regionalliga West antreten. „Hallo?“ möchte man da den noch für uns zuständigen Verband fragen. Das macht keinen Sinn und könnte von Saisonbeginn an wieder für Unregelmäßigkeiten im Spielbetrieb sorgen. Wer läuft für die Krefelder auf? Elf Grotifanten? Oder machen sie den Wattenscheid-Move innerhalb der Saison und alle Punkte gehen flöten? Selten hatte man einen so unsicheren Protagonisten in der Liga. Aber, das kommt davon, wenn man sich hemmungslos einem Investor zu Füßen wirft.

Sie geht also bald los. Eine weitere Saison. Wie es immer weiter gehen wird mit Rot-Weiss Essen. Der Kader steht, Herzlake wartet und wir Fans können nun auch Gin erwerben. Warum auch immer. Auf geht’s RWE, auch in 2021/22! Durch Regen und Wind, durch Sturm und Schnee, RWE ole´!

„Denk immer daran: Ein Verein, der Freunde hat, ist nie ein Versager!“

So (oder so ähnlich) sprach Clarence, seines Zeichens Engel Zweiter Klasse in Frank Capras Klassiker „Ist das Leben nicht schön!“ zu dem verzweifelten George Bailey, der seinen Aufstiegsmut nach Köln verloren hatte und sich schon in die renaturierte Berne zu stürzen drohte. Natürlich wissen wir, dass dieser Klassiker aus dem Jahre 1946 ein gutes Ende nahm und der junge James Stewart auch nur zufällig und ganz entfernt dem nicht mehr ganz so jungem Marcus Uhlig ähnelte.

Was hat das nun mit dem heutigen letzten Spieltag zu tun? Ganz viel! Außerdem muss man ja einmal mehr an eine Überschrift kommen und deren Ursprung dann wenigstens kurz erklären. George Bailey also hat in diesem wundervollen Film als Prototyp „kleiner Mann“ gearbeitet und gehofft! Zwischendurch nicht mehr an sich geglaubt und wurde dadurch quasi an die Hand genommen. So konnte er am Ende erfahren, dass es die Freunde sind, die das Leben nicht nur lebenswert machen, sondern auch niemals verzagen lassen.

Rot-Weiss Essen hat viele Freunde. Und alle hoffen mit unserer Mannschaft, dass wir den so lang ersehnten Sprung in die Drittklassigkeit am finalen Spieltag dieser so surrealen Saison schaffen werden. Dass es dazu ausgerechnet der Schützenhilfe aus Wuppertal bedarf, ist einfach der Tatsache Spielplanung geschuldet. Daran hat weder „Clarence“ noch sonst wer gedreht. Und man sollte die Rivalität manchmal auch nicht überbewerten. So ziemlich alle anderen Vereine wollen unsere Rivalen sein. Derbygegner, Traditionsduellist, oder was auch immer! Und so ziemlich jeder wurde mittlerweile dazu befragt. Ich warte jetzt noch auf ein Interview mit dem Grotifanten, ob er sich von Anbetracht der gleichen Vereinsfarben in die Wuppertaler Gefühlswelt hineinversetzen kann. Übrigens: Willi Lippens und Otto Rehhagel wurden noch nicht befragt. Das kann eigentlich auch nur ein Versehen sein. Aber vielleicht kommt das noch in Verbindung mit der Echtzeit-Homestory über Kevin Großkreutz vor dem Livestream von Sporttotal.

Es ist mittlerweile auf Essener Seite ein kollektives Kribbeln zu spüren, welches in jüngerer Vergangenheit dass letzte Mal vor dem Aufstiegsspiel in Siegen zu erleben war. Und das, obwohl sich die sportliche Konstellation damals um einiges einfacher für unseren RWE gestaltet hat. Das heutige Kribbeln ist jetzt aber keine Überheblichkeit oder Phantasterei: Es ist eher dem Wissen um die Stärke unserer Mannschaft in Verbindung mit dem Wahnsinn Pandemie unter Hinzunahme eines guten Schusses Fußballgott geschuldet. Wird das Ganze dann mit einer gehörigen Portion Sehnsucht angereichert, bekommt man halt diesen (mittlerweile wieder) unerschütterlichen Glauben an das Wunder von (der) Bern(e).

In einigen Stunden nun fährt der komplette Tross RWE Richtung abgeriegeltes Wegberg-Beeck los. Allen Anschein nach gebührend verabschiedet. Der Aufruf dazu ein optisches Lehrstück, wie man aktuelle Vorgaben einfordert, ohne den Kern der (Fan-)Sache aus den Augen zu verlieren. Also schreit den Bus Richtung Autobahn, aber haltet Euch bitte an die drei Vorgaben auf dem Aufruf.

Und wie startet man sonst in diesen so entscheidenden Tag? ich befürchte, die Frage lässt sich in vielen RWE-nahen Haushalten gar nicht so leicht beantworten. In nicht wenigen Fällen dürfte es schließlich kaum eine erholsame Nacht gegeben haben, die diese Bezeichnung auch nur annähernd verdient. Wir alle malen uns doch schon seit Tagen aus, was diese finalen Spiele mit uns veranstalten werden. Da fällt ziemlich sicher das ein oder andere gesunde Frühstück aus, um direkt mit der Gerstenkaltschale zu starten. Weitere Optionen: Der Appetit fällt vor lauter Anspannung komplett in sich zusammen und macht sich erst nach Schlusspfiff bemerkbar. Oder man nimmt vor lauter Stress alles zu sich, was der Kühlschrank irgendwie hergibt. Bluthochdruck Patienten sollten unbedingt ihre Tablette nicht vergessen und das WLAN Kabel sollte angeschlossen sein. Das Umfeld zudem darüber informiert werden, dass man zwischen 14:00 und 15:55 Uhr nicht gestört werden darf. Wir sind schließlich in der wichtigsten Mission seit 2008 unterwegs.

Schon jetzt wird diese Saison ein Klassiker in den rot-weissen Annalen werden. Alles anders als sonst. Träumen bis zum Schluss! Hoffnung und der RWE: Haben wir uns sonst Jahr für Jahr schon im Spätherbst beständig voneinander getrennt, spielen wir diese Saison nun schon so lange zusammen, so dass man fast von einer richtigen Beziehung sprechen kann. Das macht Spaß, hat uns endlich wieder den Kopf oben tragen lassen. Und normalerweise würde es auch gerade aus Richtung Dortmund sicher jede Menge Zuspruch in unsere Richtung geben. Wenn man nicht gerade selbst seine „Zwote“ von der Kette gelassen hätte, damit um jeden Preis die Drittklassigkeit gestürmt wird. Braucht man ja auch unbedingt, wenn man selbst mit der Ersten nicht so ganz schlecht in der Bundesliga unterwegs ist. Alles sportlich platt machen, was der eigenen AG im Wege steht.

Aber egal wie es nun heute ausgehen wird: Rot-Weiss Essen wird niemals ein Versager sein, dass Wort möchte ich im Anschluss nirgendwo in Zusammenhang mit unserer Mannschaft lesen! Dafür haben wir zu viele Freunde und geben uns gegenseitig Halt. Zwischen himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt oder fassungslos ob des tatsächlich nötigen Entscheidungsspiels wird es ab ca. 15:55 Uhr kaum mehr andere Facetten geben. Wir sollten daher vorab dieser Dortmunder Mannschaft Respekt zollen für eine ebenfalls bärenstarke Saison. Rein sportlich beurteilt natürlich, denn es gilt weiterhin folgende Prämisse: Ist reglementarisch etwas nicht sauber gelaufen, so wird es an den Tag kommen und anschließend beurteilt werden!

So, und nun? Trikot an, sich von Tommy Jockschies Zeilen auf das Spiel einschwören lassen und darauf hoffen, dass es heute Abend nur zu positiven Schlagzeilen rund um die Hafenstraße kommen wird und alle eine positive Bilanz ziehen können. Und dann schlafen wir nach Wochen endlich mal wieder durch.

Don’t Stop Believin’

Das Bier gewinnt!

Ab heute ist Schluss mit lustig. Die ungestörten Überholmanöver auf dem Tabellenhighway to Hell sind Geschichte: Borussia Dortmund startet wieder in den Trainings- und Ligabetrieb. Mit sicherlich exakt ausgewogener Anzahl an Spielern, um allen Auflagen gerecht zu werden. Fünf Spiele gegen drei Spiele bei zwei Punkten im Voraus: Die Karten liegen weitestgehend auf dem Tisch. Vielleicht sollten wir spätestens Sonntag vor dem zeitgleichen Anpfiff beider relevanten Spiele in Köln und Straelen eine Runde Diazepam für alle schmeißen, um die mittlerweile doch arg strapazierten Nerven in den Griff zu bekommen.

Vorher aber haben unsere Roten noch eine andere Aufgabe zu bewältigen: Heute Abend geht es ab 19:00 Uhr gegen den Sportverein 1919 Straelen e. V im „Europapokal Vier“ (früher mal als Niederrheinpokal bekannt) um den Einzug in das Finale. Das zweite Halbfinale bestreiten zudem der Wuppertaler SV und der MSV Duisburg. Immer öfter nun stellt sich die Frage der Belastungssteuerung unser arg strapazierten Fußballer. Oder der einer möglichen Rotation. Ordnet man das Halbfinale dem Ligaspiel am Sonntag unter oder doch nicht? Und warum hatten wir keinen Frühling?

Wir können sicher darauf vertrauen, dass unser Trainerteam natürlich auch heute auf Sieg stellt, um ins Finale durchstecken zu können. Daher sollten die Körner einmal mehr reichen, um mit den Spielerpässen in die Schnittstelle zu kommen. Im Ernst und abseits der Phrasendrescherei: Heute ist Pokal und der hat seine eigenen Gesetze…

Die Spiele als Freilos im DFB Pokal haben uns allen nicht nur unvergessene sportliche Momente beschert, sondern natürlich auch Bares für rare Zeiten in die Kassen gespielt. In Zeiten der Pandemie ein unverhoffter Baustein, der Rücklagen schafft und Möglichkeiten bietet. Alles in allem ein gern durchlebtes Szenario, welches man auch für die kommende Saison gerne wieder mitnehmen möchte. Somit auch hier: Niemals aufgeben!

Der heutige Gegner aus Straelen übrigens Sonntag der Erste der „glorreichen Fünf“ gegen den BVB und somit auch ein Zünglein an der Waage Aufstieg. Das dachte sich wohl auch das stets rührige Team von jawattdenn und hat sich intern überlegt, wie man Fußballer immer noch am Besten dafür motivieren kann, ein Spiel zu gewinnen. Hier kommt als Ergebnis nach vielen Zoom-Meetings die alte Kreisliga Wahrheit „Das Bier gewinnt“ ins Spiel: Was hat Rot-Weiss Essen, was andere nicht haben? Außer „Alles natürlich“ kommt direkt danach unser gutes Stauder als unschlagbares Argument! Weder in Straelen, Wuppertal, Rödinghausen oder Bergisch-Gladbach gibt es meines Wissens eine eigene Brauerei. Und Homberg als Stadtteil von Duisburg dürfte unter KöPi genug leiden.

Die Motivation war also schnell gefunden, beschlossen und verkündet: Derjenigen Mannschaft, die es schafft, gegen Borussia Dortmund einen Punkt zu holen, winken 50 Liter Stauder. Sorgt der Anreiz Stauder gar für richtig flüssige Beine und solch perlende Kombinationen, so dass es zu einem Sieg gereicht, werden sogar 100 Liter Stauder ausgelobt. Das ist natürlich kein unlauterer Wettbewerb, aber allemal eine Hommage an Fußballligen, in welchen sportliche Dinge im Nachgang stets bei einer Kiste Bier geklärt wurden und hoffentlich bald wieder werden. Die Stutzen dabei schon auf Halbmast, aber noch so hoch, so dass die Schachtel Kippen darin Halt finden kann.

Liest man nun quer durch alle Rot-Weissen Kanäle, so findet sich eine solch breite Unterstützung für die Idee der jawattdenns, so dass die Mannschaften mit Punktgewinnen gegen den BVB ihre Saisonabschlussfeier fast in trockenen Tüchern haben dürften. Von Grillwürstchen über weitere Stauderspenden bis hin zu Zwiebeln ist alles dabei. Da dürfte sich das Engagement auf dem Feld endlich einmal so richtig lohnen. Was ist schon eine Siegprämie allein, wenn man dazu noch die kleine Persönlichkeit bekommen kann? Und natürlich plündert auch „ISDT“ als „Hangaround“ von jawattdenn seine Vereinskasse, und ist mit einer Kiste Stauder im Falle von Unentschieden oder Sieg dabei.

Viel mehr können wir aktuell leider nicht tun, um unsere Mannschaft auf unsere Weise zu unterstützen. Den Fußballgott allein anzubeten bringt gerade auch nicht wirklich viel. Zum einen ist der eh nie da, wenn man ihn braucht, und zum anderen dürfte er schon unter einem unheilbaren Burnout leiden, was seinen Auftrag DFB angeht. Aber, wir sollten nicht nur kritisch sein: Das mit Schalke hat er endlich mal hinbekommen. Wurde ja auch Zeit!

Jetzt geht es in die finale Phase, die allen noch einmal so richtig alles abverlangen dürfte. Auf dem Rasen und vor den Monitoren. Hoffnung im Mai, ein lange nicht mehr gekanntes Gefühl.

„Was hilft das Glück, wenn’s niemand mit uns teilt? Ein einsam‘ Glück ist eine schwere Last.“ (Christian Dietrich Grabbe)

Es war insgesamt für alle Beteiligten im Stadion Essen an diesem finalen Tag der Amateure eine schwere Last. Ein Wettbewerb sollte sein Ende finden, der wie so vieles andere auch, zunächst hinter den besonderen Begebenheiten zurückstecken musste. Der zugleich aber auch die Qualifikation für die kommende DFB Pokalhauptrunde beinhaltet. Zuzüglich des (zumeist einmaligen) Taschengeldes der dann übertragenden TV Anstalten. Es ging also in Zeiten ohne Einnahmen um eine Einnahme, die mindestens eine Art finanzielles Trostpflaster bedeuten dürfte. Aber ging es wirklich nur um Geld?

Es ging um so viel mehr. Es ging um ein Heimspiel an der Hafenstraße 97a. Und mindestens darum, dass unser eigenes Wohnzimmer seiner Seele beraubt wurde. Denn die Seele von Rot-Weiss Essen waren, sind und werden immer seine Fans sein. Diejenigen, die an diesem Finaltag nicht ihre gewohnten Plätze einnehmen durften. Die Zahlen steigen leider wieder, es ist wie es ist. Und wir alle müssen aufpassen. Dieser „Drops“ ist noch lange nicht gelutscht, begegnen wir ihm allzu lässig.

Dreihundert waren also im Stadion. Und im persönlichen Gespräch ist mir keiner begegnet, der nicht mit dem ersten Satz seinen Kummer darüber kundtat, dass es sich nicht gut anfühlt. Dort wo Happo ansonsten seine Kumpels am Bierstand zu begrüßen pflegt, stellte er nun sein Fahrrad ab und wirkte irgendwie verloren. Schön, dachte ich so bei mir, bin ich mit dieser Empfindung dann doch nicht alleine. Nee, war ich somit glücklicherweise nicht, denn die Traurigkeit pflanzte sich über das Gespräch mit Happo bis in das Stadion hinein fort.

Einmal abgesehen von der Entourage des 1.FC Kleve herrschte auf Essener Seite das Gefühl von „Muss ja“. Angenehm reduziert in seiner Lautstärke die Musik, dem Umstand angemessen. Angenehm lecker dann doch die erste Stadionfrikadelle seit März. So viel Ehrlichkeit muss sein. Dreihundert können nicht die Einnahmen von Elftausend bringen, aber es war ein ganz kleiner Schritt in die Richtung, dass der gemeine Fußballfan seine Lebensmittelgrundlage mit Bier und Wurst wieder als ausgeglichen in die App des Vertrauens eintragen kann.

Im Stadion selbst hat unser RWE vorgelegt und eine unaufgeregte Situation geschaffen, die der aktuellen Situation zu gefallen wusste. Das war auf den Punkt gebrachte Umsetzung des Maßnahmenkataloges. Und die Leute waren zudem verdammt diszipliniert. Der Ellenbogen nun das Körperteil der Begrüßung, das Augenzwinkern als Lächeln der Pandemie. Gefühlt gar nicht einmal so viel der Einschränkungen, aber eben doch nicht das, was eines Tages unter dem Begriff  Fußballkultur zu finden sein wird.

Somit kann ich die Argumentation der aktiven Fans (sind wir nicht alle aktive Fans?) absolut nachvollziehen. Das Statement zur Thematik „Alle oder keiner“ durchdacht und emphatisch dem Verein und der Mannschaft gegenüber. Es wird leider in absehbarere Zukunft  keinen Fußball geben, der eine freie Entfaltung zum Beispiel auf einer großen Stehtribüne oder allgemein im Stadion zulassen wird. Der kollektive Gesang und der ekstatische Torjubel; die Bierdusche und das gemeinsame „Aaaaah“ und „Oooooh“. Das gelebte Opa Luscheskowski und herbeigesehnte „Adiole“…alles vertagt auf die Zeit danach. Die Fanbasis wird sich somit auf unbestimmte Zeit ungewollt teilen: In diejenigen, die trotz der Einschränkungen ihren Verein spielen sehen möchten und somit auch für wichtige Einnahmen sorgen. Und in diejenigen, die ihren Fußball nicht so leben dürfen, wie es das eigene Fanleben gerne hat, die sich all ihrer Emotionen dadurch beraubt sehen. Das Verständnis füreinander ist trotzdem gegeben, so nehme ich es wahr.

Rot-Weiss Essen seinerseits muss natürlich gewappnet sein für viele nächste Schritte. Offen sein für jeden Fan, der mit einer kommenden Stufe endlich wieder seine Roten im Stadion spielen sehen darf. Und der RWE ist gewappnet! Ist seiner Zeit zwar nicht voraus, wer kann das aktuell schon, aber immer „just in time“.

Unser RWE hat mit dem 3:1 gegen den 1.FC Kleve bereits zum zehnten Mal den Niederrheinpokal gewonnen. Und es gestaltete sich zwischendurch nicht ganz einfach, diesen Pokal einmal mehr an die Hafenstraße zu holen. Zwar hätte man nach den ersten zwanzig Minuten schon einige Tore zu null Tore führen können, aber das Runde wollte einfach nicht in das Eckige. Was zur Folge hatte, dass Kleve Hoffnung schöpfen durfte. Wenigsten so lange, bis der Engelmann das tat, wofür er verpflichtet wurde. Ein Engelmann trifft also doch nicht nur nur im Land der Küchen und seiner Erbauer, sondern auch mitten im Pott. Da auf beide Halbzeiten verteilt, gilt es keinen lupenreinen Hattrick zu vermelden, aber es war schon cool, mal wieder einen klassischen Goalgetter in den eigenen Reihen zu sehen.

Zwischen der fünfzigsten und siebzigsten Minute ungefähr gönnte sich der RWE dann eine kreative Spielpause, ließ die berühmten Zügel fast ein wenig zu locker. So wurde der 1.FC Kleve aufgrund der eigenen Nachlässigkeit fast ein wenig aufmüpfig und suchte seinerseits das gegnerische Tor. Was hatte das zur Folge? Richtig: Die Hafenstraße begann ganz zart zu murren ob der minutiösen Rot-Weissen Lethargie. Manche Dinge ändern sich dann doch nie. So muss das! Letztendlich haben unsere Jungs das Finale dann aber doch verdient gewonnen, was dem Nervenkostüm unter anderem von Marcus Uhlig sicher gut getan haben dürfte. In seinem Gesicht war nach Abpfiff keine bloße Freude zu erkennen, eher in sich gekehrte Gedankenwelt. Auch hielt sich der Jubel auf dem Feld in Grenzen. Man kann die Spieler verstehen: In solchen Momenten getragen von dem Jubel der Tribünen, muss man sich diesbezüglich momentan selbst bespaßen. Irgendwann aber fanden sich Mannschaft und alle, die dazugehören doch zueinander und besprachen im großen Kreis das Erlebte. Vielleicht wurden von Trainer Neidhart aber auch schon Bestellungen für den Pizzaboten aufgenommen. Man weiss es nicht. Wenigstens wurde das verdiente Stauder direkt schon auf dem Feld kredenzt.

So unspektakulär wie das eigentliche Finale auch die Siegerehrungen danach. Das war solide Pokalübereichung mit angezogener Handbremsenfeier im Anschluss. Die Situation bedingt das einfach. Für den Moment nach dem Spiel sorgten dann wieder die RWE Spieler, indem sie Spalier standen für die Mannschaft aus Kleve, als diese ihre Medaillen in Empfang nehmen durften. Eine sehr schöne Geste.

Nun also Arminia Bielefeld. In den kommenden Wochen kann viel passieren, eine fundierte Planung rund um das Spiel einmal mehr kaum machbar. Das Spiel gegen Kleve hat aber gezeigt, wozu man in Essen fähig ist. Auf und neben dem Rasen. Danke, Dir RWE!

Wir alle leben mit einer an unseren Sehnsüchten gestrandeten Seele…(Elmar Kupke)

Zitate sind was schönes, lassen sie doch ab und an sogar auf einen intellektuellen Text hoffen. Um dann doch eher der Vertiefung eigener Gedanken zu dienen. Als Fan von Rot-Weiss Essen leben wir ja schon lange mit unserer gestrandeten Seele. Allerdings war die Sehnsucht bis vor wenigen Wochen noch eine ganz andere. Diese tief in uns verankerte Sehnsucht nach was Besserem. Eine Sehnsucht zudem, die bei zuverlässiger Nichterfüllung der vergangenen Jahre zu oft in zu vielen von uns Verhaltensmuster zu Tage brachte, die einem guten Miteinander nicht förderlich waren. Was haben wir die Mannschaft verbal lang gemacht; uns von ihr und Verein abgewandt. Natürlich gerne verbunden mit dem Satz aller Sätze frustrierter Fußballfans: „Hier komme ich nie wieder hin, nächsten Samstag wird gegrillt…“

Ach, was waren das noch für Sehnsüchte. Wie schön war es doch, den eigenen Verein Scheiße zu finden. Es konnte doch keiner ahnen, dass es mal eine Zeit geben wird, in der  wir uns nicht damit befassen „müssen“, was unser aller RWE Woche für Woche so anstellt. Hans-Christoph Neuert (Wer kennt ihn nicht…) hat irgendwann mal geschrieben:

„Seit Du nicht mehr da bist vermisse ich auch mich“.

Ich denke, dieser Satz trifft es ganz gut, unsere Sehnsucht mit der aktuellen Situation zu verbinden. Der Fußball ruht, die Gesellschaft pausiert und unser RWE (Wie  so viele andere auch) steht somit an einem dramatischen Scheideweg! Sein oder nicht sein ist vielleicht noch nicht die Frage, aber sie kann eines Tages eine werden. Natürlich ist der RWE aktuell noch da, und befeuert unsere Sehnsüchte nach ihm auch ziemlich vortrefflich mit Einspielungen im leeren Stadion, Spielszenen und dergleichen online. Die Medienabteilung zeigt dem Virus den Mittelfinger und uns, was uns fehlt.

Uns fehlt der RWE, den wir besuchen und „anfassen“ können. Er ist gerade nicht da (Den Umständen entsprechend ist das auch mehr als gut so) und somit vermisse ich auch mich. Also mindestens den Teil von mir, der Rot-Weiss Essen lebt. Was ist das denn für ein Leben, wenn man sich nicht mehr auf ein Spiel freuen darf, nur um sich danach doch nur darüber aufzuregen? Was macht man nun mit den Tagen und Stunden, in denen man ständig „Opa Luscheskowski“ oder anderes vor sich hin gesummt hat?

In seinen Antworten auf ausgewählte Fragen zur aktuellen Situation lässt „Zeheoh“ Marcus Uhlig mehr als nur durchblicken, dass die Lage ernst ist. Denn es betrifft nicht nur einen (unseren) Verein als solches. Es betrifft auch Sponsoren, die schlimmstenfalls ihrerseits seit Wochen ohne Einnahmen sind. Wie will man da seinen Verpflichtungen nachkommen, auch wenn das Rot-Weisse Spenderherz noch so gerne sein Füllhorn über den Verein ausschütten würde? Und wie soll der Fan seinen Verein aktuell virtuell oder via Online Shop unterstützen, wenn er ebenfalls in Kurzarbeit geschickt wurde; vielleicht sogar kurz davor steht, seinen/ihren Job zu verlieren? Wir sind Essen, da hat man außer seinem RWE nicht allzu viel auf der Tasche!

Aber, noch ist nicht aller Tage Abend und ich glaube, dass wir eines Tages wieder anne Hafenstraße pilgern werden! Das am Fancontainer frisch erworbene „Rot-Weiss Essen, Corona ficken & vergessen“ Shirt in der einen und das reelle Stauder in der anderen Hand. Vielleicht haben wir Probleme, die üblichen Bekannten zu entdecken, da das Haupthaar eher an Siebziger Jahre Parties erinnert denn an aktuelle Frisuren und manche Matte die Augen trübt. Aber, egal gegen wen das erste Spiel „danach“ auch stattfinden wird, und egal in welcher Liga: Unsere Lieder dürften so intensiv gesungen werden, wie lange nicht mehr.

Geht man dieser Tage mit dem gebotenen Abstand  vor die Tür, so ist festzustellen, dass die Natur einen so freundlich begrüßt, wie schon seit Jahren nicht mehr. So bedrohlich das Szenario auch ist, so beunruhigend zudem…so sehr sehe ich auch eine Chance darin, daraus zu lernen. Zu reduzieren; Wertschätzung zu zeigen. Respekt und Zusammenhalt zu leben. Und dann kann auch Rot-Weiss Essen weiterleben. Als Einheit zwischen Verein, Fans und Finanzen. In der Gewissheit, dass unsere Seele alles verkraften würde: Außer einem Leben ohne Rot-Weiss Essen. Und vielleicht gucken wir einfach noch mal auf unser Konto, ob nicht doch noch ein Besuch im Online Shop drinsitzt. Jeder Cent hilft unserer Perle vonne Hafenstraße.

Bleibt gesund!

 

 

 

Der Schuh des Manitu

Die Vorfreude steigt, die Aufregung noch viel mehr: Die Küchenjungs aus Rödinghausen kommen an die Hafenstraße und wollen weder Dunstabzugshaube noch Kühlschrank liefern, sondern drei Punkte mit zurück in die ostwestfälische Fußballhochburg nehmen.  Rein statistisch betrachtet steht es ihnen sogar zu, davon auszugehen: Sie liegen doch in der gemeinsamen Historie um vier Mikrowellen vorn. Der „Reviersport“ sieht nun Vorteile beim Gast; die „Welt“ uns wenigstens auf Augenhöhe und ein automatisch generierter  Bericht auf „T-Online“ schwadroniert gar von einem Showdown. Da sieht man mal, wie bescheuert automatisch erstellte Texte sind! Am 23. Spieltag von einem Showdown zu sprechen, ist albern. Egal, wer am Samstag die Show macht oder wer am Ende Down sein wird: Auch dann ist noch lange nichts entschieden. Gibt ja auch noch den SC Verl, die vom Kanal, weitere Spieltage und überhaupt. Kein Showdown also und zu 100% ein Mensch hier hinter der Tastatur.

Um 14:00 Uhr mit Anpfiff ist dann jede Vorberichterstattung endlich Makulatur; interessieren Prognosen keinen mehr im Stadion. Dann heißt es Handy aus und Stimme an. Übrigens wurde (erstaunlicherweise) in fast allen Vergleichen und Vorberichten etwas ganz essenzielles vergessen: Wir alle zusammen haben doch Samstag Geburtstag, und werden 113 Jahre jung. Auf das Spiel bezogen kann das eigentlich nur eines bedeuten: 1 RWE Tor erste Halbzeit + 1 RWE Tor zweite Halbzeit = 3 RWE Punkte als Geburtstagsgeschenk aus Rödinghausen. Kann ja auch gar nicht anders: Denn wer Geburtstag hat, bekommt schließlich Geschenke. Gerne natürlich auch in Form eines Unparteiischen, der der Bedeutung dieses Spieles gewachsen ist und mit seiner Pfeife umzugehen weiss. Und mit seinen Linienrichtern am Spielfeldrand. Da wir also Geburtstag feiern, sind wir selbstredend auch gute Gastgeber und verwöhnen unsere Gästefans (gegen Gebühr) mit allen Köstlichkeiten der Hafenstraße. Als da wären: „Vierzehntausendfache Emotionen mit einem Hauch an Ungeduld und einer Prise an Leidenschaft, angerichtet auf einem Bett voller Gefühle für unseren Verein“. Dazu das Beste was eine Brauerei hierzulande abfüllen kann. Und Wurst. Und Frikadelle. Mit oder ohne Senf. Wir lassen es also richtig krachen.  Welcher Gast würde da so dreist sein, und die Punkte mitnehmen wollen?

Am kommenden Samstag können wir alle aber noch etwas mehr geben. Wir können Hoffnung geben und Glauben schenken. In den Arm nehmen, applaudieren und gut zusprechen: Vergangenen Mittwoch hat unser erster und langjähriger Fanvertreter im Aufsichtsrat, zudem ein oller Platzproll, öffentlich mitgeteilt, dass er an einer speziellen Form von Lymphdrüsen-Krebs, dem sogenannten „Mantelzell- Non Hodgkin Lymphom“ erkrankt ist. Dieses Arschloch von Krebs hat also wieder ein Opfer gefunden. Einen Rot-Weissen durch und durch. Das lassen wir uns nicht gefallen, dem nehmen wir uns an und stehen bei! Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass ein offener Umgang mit einer solch belastenden Krankheit zunächst kein leichter ist. Aber jetzt, drei Jahre danach, kann ich sagen: Es war der beste Weg! Zu unsicher in einem solchen Fall stets das eigene Umfeld, Kollegen und Bekannte. Darf man den Betroffenen darauf ansprechen? Muss ich ihn bemitleiden?

Ach, einen Scheiss muss man! Offenheit ist wichtig. Humor ist lebenswichtig. Verkriechen gilt nicht. Im Gegenteil, hier stehe ich und habe Krebs! Und ich nehme den Kampf an. Das hat uns Ralf geschrieben, so wie er uns auch jahrelang geschrieben hat, wie es um unseren RWE steht. Im Gegensatz zu seinen Berichten aus Trainingslager und AR-Sitzung habe ich den letzten natürlich nicht gerne gelesen. Aber der Humor und der Optimismus dieser Zeilen hat direkt wieder ein Lächeln ins Gesicht des Lesers gezaubert. Ab sofort sind wir nicht nur RWE und kämpfen um den Aufstieg, sondern wir sind auch Ralf und sind alle anderen Erkrankten aus der großen RWE Familie. Wenn die Mannschaft am Samstag aufläuft, applaudieren wir nicht nur ihr, sondern auch Dir und Euch. Ab sofort gilt noch mehr: „Kämpfen und siegen“.

Und deshalb ist es mir momentan undenkbar, dass wir nach dem Spiel die Hafenstraße erfolglos verlassen werden. Auf und neben dem Platz. In der Tabelle und in unseren rot-weissen Herzen. Wir werden feiern: Den Geburtstag, das Leben und die drei Punkte. Rund um den RWE ist immer auch viel Mist passiert, aber letztendlich sind wir Familie. Wie heisst es doch so schön: „Die Familie Rot-Weiss hält zusammen…“. Besonders jetzt, wo der Schuh drückt.

In diesem Sinne (Eine gemischte Tüte Fußball).

Bevor es zu denjenigen Zeilen geht, die sich natürlich um unser aller RWE drehen und heute auch wieder auf Papier zu lesen sind, einige Gedanken, die sich allgemein rund um den Fußball angestaut haben und kurz verarbeitet werden wollen:

Der Fußball ist noch nicht ganz verloren! Diese steile These mag überraschend klingen im Nachgang eines Pokalhalbfinales, in welchem ein Konstrukt endlich den ersehnten Einzug in ein Pokalfinale geschafft hat. Und das 134 Jahre nach Gründung! Ist uns natürlich Brause, kann somit weg. Aber: Es gibt sie aktuell wirklich, diese kleinen Hoffnungsschimmer. Als da wären, ganz subjektiv betrachtet:

Ajax Amsterdam: Sicher ist Ajax eine tolle Mannschaft, würde sie doch sonst nicht in der Champions League an den Start gehen. Aber für dortige Verhältnisse natürlich eine Low Budget Truppe, krasser Außenseiter und für die Großkopferten überhaupt nicht auf dem Schirm. Stört die Mannschaft aber mal so gar nicht, werden doch die gewünschten Machtverhältnisse auf dem Feld einfach und spielerisch ziemlich genial durcheinandergewirbelt. Darauf eine Tüte und „Three Little Birds“.

DAZN: Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet ein Bezahlsender für DAS Fußball TV Erlebnis aktuell gesorgt hat? Aber dass, was DAZN im Spiel der Frankfurter Eintracht gegen Benfica Lissabon in Bild und Ton nach Abpfiff abgeliefert hat, war nichts anderes als Liebe zu unserem Fußball! Keine Werbung störte die verdienten Feierlichkeiten der Frankfurter Homogenität zwischen Mannschaft und Fans. Das waren Bilder, die man gar nicht mehr gewohnt war, die unter die Haut gingen. Auch ohne Fan der Frankfurter zu sein. Das war ganz großes Fußballemotionskino; ein Lehrfilm für alle anderen Sender. Danke dafür!

Eintracht Frankfurt: Siehe DAZN. Tolle Saison. Unsere Sanitäranlagen waren seinerzeit trotzdem nicht soooo begeistert von Euch.

SV Waldhof Mannheim: Der Verband hat ja nun wirklich alles versucht, den Waldhof für das Fehlverhalten einiger auf ewig zu bestrafen und mit absurden Strafen zu belegen. Die Mannschaft hat sich aber trotzdem einmal mehr nicht davon beirren lassen und ist nach drei verlorenen Relegationen und insgesamt sechzehn (und wir jammern herum) schweren Jahren endlich wieder in den Profifußball aufgestiegen. Wir kommen bald nach!

Stauder: Der RWE stagniert auf dem Platz, aber Stauder zollt den Leistungen auf den Rängen Tribut. Bleibt nicht nur treu, sondern erhöht noch sein monetäres Engagement. Eine (Pils-)Blume der Stadt weiter das Bier des Vereins. Grün ist Stauder, grün ist die Hoffnung. Lecker!

Sicher gibt es noch weitere Beispiele für den kleinen Hoffnungsschimmer Fußball abseits der Gier und Statuten. Wer selbst welche in Sachen Fußball erlebt hat, mag sie  sehr gerne hier erzählen.

Nun aber wieder RWE, noch einmal kurz RWO und dann ist das einfach mal so:

Unser aller RWE hat Ostersonntag bei Viktoria Köln ein respektables Unentschieden geholt. Torlos das Ganze, was logischerweise bedeutet, selbst nicht getroffen zu haben. Aber, der selbsternannte Meister seiner Klasse; dieser Verein der Massen aus Köln…der hat eben auch kein Tor erzielt. Ein Null zu Null der schlussendlich besseren Sorte, wurde doch hinten clever verteidigt und ging es auch mal ganz gut in Richtung Kölner Strafraum. Dort war dann aber auch schnell Schluss, die echte Torgefahr blieb aus. Trotzdem ein Achtungserfolg einer weiter arg dezimierten Mannschaft. Alle Achtung definitiv auch den mitgereisten Fans, die nicht wie unsereiner den PC Bildschirm als Quelle der Spielverfolgung auserkoren hatten, sondern sich ganz in echt und in Farbe auf den Weg nach Köln machten. Dort nicht nur eine schön anzuschauende Choreo präsentierten, sondern auch für Fußballatmosphäre verbaler Natur sorgten. Hat man bei Viktoria ja alles eher weniger. Darf man auch ruhig mal so schreiben. Als Gratiszugabe bekamen die Mitgereisten auf der Gegengerade natürlich jede Menge österliche Frühlingssonne ab. Auch nicht schlecht, kostet sonst. 

Nicht schlecht auch die Zweitvertretung des 1.FC Köln. In der zweiten Begegnung des Tages unter dem Motto „Ruhrpott vs Domstadt“ wurde mit 6:1 beim Nachbarn RW Oberhausen gewonnen. An dieser Stelle sei einmal erwähnt: Damit haben wir nichts zu tun! Wir, also unser RWE, hatte auch nichts mit der vorzeitigen Verkündung des Wechsels von Jörn Nowak zu RWE zu tun. Auch wenn Ostern die Zeit der Verkündigung ist; man an der Emscher endlich die Zeit gekommen sah, den Nachbarn aus Essen als den bitterbösen Rivalen zu positionieren: Wir pellen uns darauf höchstens ein Ei. Ist doch so, Ostern halt. Rot-Weiß Oberhausen legt eine dermaßen respektable Saison hin, die uns mehr als nur sportlichen Respekt abnötigt, uns bisweilen sogar neidisch macht. Ach was, nicht nur bisweilen: RWO spielt um unseren Traum Aufstieg mit. Wir nicht! Aber, das Umfeld der Kleeblätter spielt nicht um den Aufstieg mit, trägt die Mannschaft nicht und kommt nicht in angemessener Zahl in das Stadion. So versucht man nun im Verein Rot-Weiß Oberhausen auf unsere Kosten Stimmung zu machen. Der Eindruck wird auf jeden Fall erweckt! In einem offenen Brief ist zudem von einem „östlichen Nachbarn“ die Rede. Was jetzt aber der VfB Bottrop als östlicher Nachbar damit zu tun hat, erschließt sich mir überhaupt nicht mehr. Der VfB ist da völlig außen vor.

Was ich sagen will: Es ist jetzt gut gewesen, und in Hinblick auf das bald folgende, sportliche Aufeinandertreffen im Niederrheinstadion sollten auch auf Oberhausener Seite die Emotionen wieder auf das Normalmaß heruntergebrochen werden. Es ist schön, Euer Nummer Eins Rivale zu sein (War das nicht mal der MSV?), aber Ihr seit nun mal einfach nicht der unserige. Isso! Ist auch  nicht böse gemeint. Seit stolz auf das Erreichte und vielleicht langt es ja, dank unserer Schützenhilfe bei Viktoria, doch noch für den Aufstieg. Dann winkt ja möglicherweise wieder der MSV und könnt Ihr endlich loslassen, was uns betrifft. Täte allen gut. In diesem Sinne….

Postskriptum: Meine Güte, was taten mir die beiden Benfica Fans leid, die sich in Frankfurt/Oder wiedergefunden hatten. Sie taten mir auch dann noch leid, als außer mir   schon alle von dem Geniestreich aus dem Hause 11Freunde wussten. Liebe Freunde deren 11 Ihr seid: Da habt Ihr wirklich richtig schön den Finger in die Wunde des sich immer schneller drehenden Online Zirkus gelegt. Da ist dann unter anderem auch DAZN drauf reingefallen, was letztendlich natürlich Abzüge in der B-Note gibt.