Fish & Chips
Es geht auf Mitternacht zu. Aus den angeschlossenen PC Boxen dudelt „Marillion“ und gibt mit ihrem (für mich) einzig wahren Sänger „Fish“ gerade „Heart of Lothian“ zum Besten. Wir sind aus Gründen natürlich alle mehr „Hibs“ als „Hearts“ und ebenso natürlich macht Marillion auch mit Steve Hogarth am Mikrofon seit Urzeiten weiter grandiose Musik. Sollte man sich unbedingt mal in Ruhe gönnen, das Schaffenswerk dieser Band mit ihren zwei Kapiteln.
Es umtreibt mich gerade der Fakt, dass ich in den beiden letzten Beiträgen unbewusst fast dasselbe geschrieben habe um zu umschreiben, was die Mannschaft hier an Heldenstatus erreichen kann, fängt sie die Zweitvertretung des BVB auf der Ziellinie noch ab. Wenn es irgendetwas bewirken könnte, würde ich es auch noch ein drittes und viertes Mal schreiben. Ach komm….ich würde es sogar eintausendneunhundertundsieben Mal wiederholen, wenn es nur irgendetwas nützen würde.
Es fällt schwer, in Worte zu fassen, was mir ein Aufstieg bedeuten würde. Will ich ernsthaft Aachen, Münster, Wuppertal und Oberhausen gegen Wiesbaden, Verl, Viktoria und Freiburg Zwo eintauschen? Aus atmosphärischen Aspekten unter Hinzunahme „normaler“ Zeiten kann das eigentlich keiner wollen. Aber das ist ja nur eine überspitzte Sicht der Dinge. In der 3.Liga warten schließlich auch noch ganz andere Sachen auf uns: Ganz andere Bundesländer zum Beispiel. Nix mehr mit Regio-Ticket! Die Löwen, die roten Teufel, der 1.FC Magdeburg, der Waldhof und selbst die Deppen aus Meppen wären laut aktueller Tabellenlage das bundesweite Ziel langer Fahrzeugkolonnen aus Essen.
Aber selbst das ist es nicht, was diese tiefe Sehnsucht nach dem Aufstieg ausmacht. Es ist eher dieses wohl unbeschreibliche Gefühl, endlich einmal das geschafft zu haben, worauf wir RWE Fans so unendlich lange warten. Ich kann nicht genau sagen, was dieser eine Moment mit mir machen würde, sollte der Abpfiff einer surrealen Saison in Wegberg-Beeck ertönen und uns zeitgleich zum Meister und Aufsteiger küren. Laute Eskalation der Gefühle oder demütiges Schweigen des Dankes? Schwer zu sagen. Es würde auf jeden Fall das Ende einer viel zu langen Reise in den Katakomben des Fußballs bedeuten. Und es ist noch machbar. Vier Punkte im drei Punkte System sind nicht die Welt und Borussia wird nervös.
Ein Aufstieg würde auch bedeuten, dass die vielen, über die traurigen Jahre hinweg, gealterten Fans noch einmal in den Jungbrunnen der Euphorie eintauchen dürften.
Wenn der Aufstieg nun nicht gelingen sollte, was ich nicht glaube, so haben wir doch eine unglaubliche Saisonleistung erlebt, auf die wir gestreamtermaßen stolz sein dürfen. Schließlich war unser RWE auch ohne Gang zur Hafenstraße der wöchentliche Höhepunkt in diesen Monaten der Pandemie. Wir durften unseren privaten Kompass immerhin weiter nach den Spielterminen der Roten ausrichten, was durchaus auch viel Halt gegeben hat. Die Impfkampagne in die Hände der Geschäftsstelle von Rot-Weiss Essen gelegt: Die Quote sähe deutlich besser aus.
Diese Sehnsucht nach dem vermaledeiten Aufstieg ist also eine ziemlich tief sitzende. Endlich einmal am Ende ganz oben zu stehen. Da kann man sich inhaltlich schon mal wiederholen, da gelten ausschließlich mildernde Umstände.
DonDDon`t Stop Believin