Fußball im Ruhrgebiet. Ein moderner Mythos im Bilde.
Dass eine Ausstellung über den Fußball im Ruhrgebiet in der ehemaligen Kohlenwäsche auf Zeche Zollverein aufgebaut wird, entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wurde doch auch im Fußball durchaus ab und an Kohle gewaschen, um dadurch sportliche oder private Ziele etwas flotter zu erreichen. Um die Kohlenwäsche zu erreichen, nimmt man zunächst die markante Rolltreppe rauf auf die 24-Meter Ebene, um dann nach Erwerb der Eintrittskarte direkt wieder abzusteigen. Für Schalke-Fans unter den Besuchern ein bekanntes Gefühl. Also der Abstieg in die zweite Etage. Gut übrigens, wenn man die Dauerkarte eines Ruhrgebietsvereins sein Eigen nennt, denn dann spart man noch richtig Geld: Die Fans der SpVgg Erkenschwick beispielsweise sparen somit 3€ auf das Ticket. Dauerkarteninhaber von Preußen Münster hingegen hätten Pech und müssten den vollen Preis zahlen. Aber, bevor es wieder Schelte aus Münster gibt: Studenten und Studentinnen unter 25 Jahren haben Eintritt frei.
Es geht also die illuminierte Treppe hinunter in den unprätentiösen Ausstellungsbereich, es dominieren Beton und die Stellwände, um den 450 klassischen und in großen Teilen noch nie gezeigten Fotos eine geeignete Bühne zu bieten. Der große Star einer solchen Ausstellung in eher dunklen Räumlichkeiten wie so oft die richtige Belichtung. Und so gelingt es auch der Ausstellung „Mythos und Moderne. Fußball im Ruhrgebiet“ den Fußball so in all seinen Facetten in Szene zu setzen, wie er uns berührt. Wie wir mit ihm aufgewachsen sind, und wie wir uns in ihn verliebt haben. Eine Ausstellung für Menschen, die den Fußball lieben. Aber sicherlich kein Ort für Strategen in Fuschl am See, Aki Watzke und seinen Kumpanen der DFL oder all die anderen. Keine Ausstellung für einen Infantino oder Max Eberl mit ihren immer neuen Hirngespinsten, sich den Fußball so zurechtzubiegen, bis auch noch die letzte Eckfahne gewinnbringend vermarktet werden kann. Wir brauchen nicht zu diskutieren, was wir verändern sollten, um den Fußball besser zu machen. Der Fußball ist ein einfaches Spiel, es ist unser Spiel des Lebens. Und genau das sollte es auch bleiben.
Wenn wir den Fußball besser machen wollen, dann sollten wir uns eher vom VAR verabschieden, anstatt Tore zu vergrößern. Was ein bekloppter Humbug da manchmal in den Funktionärsköpfen abgeht, ist zu oft nicht mehr nachvollziehbar. Obwohl: Vielleicht wäre dann der Besuch dieser Ausstellung sogar die richtige Therapie um mal wieder wach zu werden und zu erkennen, was der Fußball alles mit uns macht. Denn diese Ausstellung zeigt den Fußball in all seinen Facetten, und man hat fast bei jedem Foto das Gefühl, irgendwie Teil dieser Aufnahme zu sein, weil auch schon so erlebt. Die Fotos mit Gelsenkirchener Beteiligung einmal ausgenommen. Die Ausstellung ist thematisch gegliedert und lässt verweilen. Mindestens genauso interessant wie die Fotos selbst die Menschen, die die Fotos betrachten und „weißte noch“ murmeln. Es geht hier in dieser Ausstellung auch nicht darum, welcher Verein nun mit den meisten Fotos in der Ausstellung vertreten ist, und ganz selten ist auch schon mal eine Beschreibung verrutscht. Hier geht es um das Land der 1.000 Derbys, dort wo Fußball noch gearbeitet wird. Und das zu transportieren, ist den Machern und Macherinnen der Ausstellung wirklich gelungen.
Besucht man nun erst die Ausstellung und fährt direkt im Anschluss zu einem Spiel eines der Vereine aus der Ausstellung: Man sieht das Spiel mit ganz anderen Augen. Im Ruhrgebiet geht man nicht nur zu einem Spiel. Man lebt das Spiel. Die Ausstellung dauert vom 08. Mai 2023 bis zum 04. Februar 2024. Zeit genug also für unsere Gästefans der Hinrunde 2023/24, vor oder nach dem Gastspiel an der Hafenstraße diese Ausstellung zu besuchen, um zu verstehen, warum wir so sind, wie wir sind! Mein Lieblingsfoto dieser Ausstellung erstaunlicherweise keines mit RWE-Bezug, sondern das Foto von Rudi Meisel aus dem Jahre 1984, welches auf dem Sportplatz Weilheimer Straße in Bottrop geschossen wurde. Hier sehen wir nicht nur den prächtigsten Schnorres der Ausstellung, sondern gefühlt auch den örtlichen Paten und Vereinsmäzen. Natürlich außerhalb der Steuer. Die Sonnenbrille und der Blick…ich kann mich gar nicht irren.
Ich komme gerne wieder. Und nicht nur einmal, sondern so oft wie geht.
[Der Dank geht an das Ruhrmuseum, welches mir gestattete, Fotos der Ausstellung zu machen. Nicht alle Fotos hier sind am Tage des Ausstellungsbesuches gemacht worden. Einige auch im August 2022.]





























