Schulterschluß

Ich darf zitieren: „Und die ganze Hafenstrasse flippte nach dem Kopfballtreffer aus“, „Kompliment an die Fans, was sich da abgespielt hat, das war schon außergewöhnlich“,“Es war toll vor diesen Fans“. So die Reviersport in der heutigen Ausgabe. Das ich einen Tag später diese Schlagzeilen lesen sollte, damit hatten wir nicht gerechnet, als wir kurz nach 17.00 Uhr völlig „verfönt“ gen Essen starteten. Die letzten Erfolge und die Ergebnisse der anderen Partien hatten ja bekanntlich das Tabellenbild etwas freundlicher gestaltet, und somit waren wieder 8519 Fans Zeuge eines wohl unvergesslichen Fußballspiels. Der Anpfiff des Spieles kam, und nach 6 Minuten zeigte der Unparteiische Karl Valentin (Nein, kein Komiker am heutigen Abend…) auf den Elfmeterpunkt. Der RWE und die Zuschauer legten los wie die berühmte Feuerwehr, so das dieser Pfiff die logische Folge war. Die HSV`er waren völlig perplex ob der Urgewalt, die da gerade über sie hereinbrach. Ich musste mich aber auch kneifen, denn war das die Mannschaft , die gegen Union noch den spielerischen Offenbarungseid abggelegt hat? Und waren wir die Fans, die gegen Union noch weitestgehend die Unterstützung aus Frust verweigerten? Vielleicht hat auch ein Umdenken stattgefunden: es geht vielleicht nicht immer miteinander, aber schon gar nicht ohne einander. Auf jeden Fall bekamen wir Zuschauer über 70 Minuten klasse Fußball geboten, und in den restlichen 20 Minuten immerhin noch leidenschaftlichen Kampf. Der Elfmeter fand übrigens nicht den logischen Weg in das Tor und viele weitere Chancen auch nicht. Aber was gezeigt wurde war Fussball mit Herz, und das wird in Essen honoriert. Übrigens auch nach der 42. Minute, als der HSV völlig überraschend zur Führung traf. Himmel hilf, sofort fiel mir ein, dass ich seit über 6 Monaten kein RWE Tor mehr gesehen hatte uns musste weg….also wenigstens erst einmal raus aus dem Stadion und hin zur leckersten „Bulette“ weit und breit. Außerdem musste ich völlig euphorisiert Bernd berichten, denn gegen Union war er ja dabei und nun dieser Wandel, ich hätte ihm gerne diese Atmosphäre „geschenkt“. In der zweiten Halbzeit beschworen wir dann mal kurz die Fußballgötter und wechselten auf deren Rat hin den Standort in Richtung alte Westkurve. Und endlich: Nach dem Elfmeter, drei Pfostenschüssen, einem Lattentreffer sowie drei 100%tiger Chancen von „Güve“ war es soweit: Sören Brandy traf in der 57. Minute zum Ausgleich und krönte seine Wahnsinnsleistung. Güvenisik traf dann in der 75. Minute zum 2:1 Endstand und auch die Herzen der RWE Fans, die für ca. 70 Minuten den alten „Mythos Hafenstrasse“ auferstehen liessen: Wenn tausende klatschende Hände auf Wellblechschall treffen, ergibt das ein einzigartiges Geräusch. Dieses einzigartige Gespür für ehrliche Arbeit setzte sich dann nach dem Schlußpfiff fort: Die Mannschaft wurde mit beschriebenen donnernden Applaus verabschiedet, aber das war es dann auch. Zur „Welle“ oder einer „Humba“ bestand kein Anlaß und die Mannschaft hat dieses genau so verstanden: Noch wiegt der Frust vieler vergangener Spiele schwer und ist das eigentliche Minimalziel Klassenerhalt längst noch nicht erreicht. Aber der gestrige Abend hat alles das geboten, was diesen Verein ausmacht. Ich war und bin immer noch total gefangen und merke dieses auch beim Schreiben. Und ich war sehr erstaunt: Nie habe ich mich mehr nach einem Tor gesehnt als diesem in der 57. Minute.

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