Monatsarchive: September 2008

Ex und Hopp

Nach diversen Anfeindungen in den ersten Begegnungen ist Dietmar Hopp nun im wahrsten Sinne des Wortes am letzten Spieltag zur Zielscheibe geworden. Und natürlich ist es schwer zu verdauen, wenn ein neuer Verein die Liga aufmischt, sich einen neuen (Vor-)Namen gibt, um auch auf sein Alter und vermeintliche Tradition hinzuweisen. Zudem wird momentan noch in einem Stadion gespielt, in dem sonst ein wirklicher Traditionsverein mit gewachsenen Fanstrukturen in der Viertklassigkeit versucht, sportlich und finanziell wieder auf die Füße zu kommen. Also kein Grund um die TSG Hoffenheim zu mögen. Aber, wieviele Vereine außer dem oder den eigenen plus wenige Sympathieträger mag man denn sonst? Doch eigentlich auch keinen. Oder wird da der Frust über das Wirtschaftsgebahren des eigenen Vereines auf eine Person projeziert, die es offensichtlich sehr gut versteht, auch sportlich auf der Habenseite zu agieren. Von daher würde ich mir wünschen, dass man dem Verein 1899 Hoffenheim neidvoll ironisch im Rahmen sportlicher Rivalität begegnet.Die persönliche Verbundenheit eines Dietmar Hopp zu seinem Verein ist definitiv nicht wegzudiskutieren und somit ist sein Wirken für mich legitim. Würde sich Herr Hopp Morgen zum Beispiel den SV Waldhof unter den Nagel reissen, ihn in SAP Sinsheim-Mannheim umbenennen und den Spielort verpflanzen, dann sähe die Sache ganz anders aus. Aber dem ist nicht so. Der RWE wäre ohne Georg Melches nie deutscher Meister geworden und die Verehrung seiner Person gegenüber drückt sich in der Namensgebung des Stadions aus. Lassen wir Fans des traditionellen Fußballs also den Dietmar Hopp außen vor und nehmen lieber den Verein auf die Schippe. A`la: Tradition in Hoffenheim ist so sicher wie der nächste Titel des RWE.

Herr Netzer goes Mode

Hatte ich gedacht, mit den Körperzellen ist schon ein Zustand erreicht, welcher nicht mehr zu toppen sei, so war das mal wieder ein klassischer Fall von „Denkste“. Ausgerechnet Günter Netzer, der Lordsiegelbewahrer einer einzigen lebenslangen Frisur und der Fähigkeit mit geschlossenen Lippen zu sprechen, machte sich seinerzeit zum Vorreiter, den klassischen Trikots den Garaus zu machen, beziehungsweise die Arbeit des Designers zu unterstützen. Ich darf mir gar nicht vorstellen, was damals in den Stadien passiert wäre, wenn die Spieler so gekleidet und bei solch Hüftschwung in die Stadien eingelaufen wären.

Der Keller, oder nur ein Blick über den Tellerrand

Fußball ist und bleibt ja ein Gemeinschaftserlebnis. Sogar in Ochtrup, einer Kleinstadt im nordwestlichen Münsterland. Da der Ochtruper an sich ja über keinen bemerkenswerten Verein verfügt, haben sich einige Fußballfreunde für das Aushängeschild überhaupt entschieden und fungierten ab sofort als BFC Ochtrup. Gleichzeitig schlug aber auch das Schicksal in Form von Kartenknappheit hart bei den Ochtrupern zu und somit können die Bayern- Spiele kaum mehr live verfolgt werden. Dumm gelaufen,schließlich kenne ich diese Probleme in Nordhorn nie und in Essen nur sehr selten. Aber, in Ochtrup existiert trotzdem oder gerade deshalb ein räumlicher Umstand, der die Mitglieder des real existierenden Fanclubs zur bajuwarischen Spielbetrachtung in rot zusammenführt. Die Rede ist von „DER KELLER“. Fast 5 Jahre hat es gedauert, bevor der Kollege und Fußballfreund Bernd darüber reden konnte. „DER KELLER“ stand immer als synonym für alles unbegreifliche im Raume. Und nun tauchen endlich auch die ersten Bilddokumente auf. Und diese Dokumente belegen eindeutig, warum der FC Bayern zum Serienmeister mutiert ist: Seine Fans, jedenfalls die in Ochtrup, mögen keine Abwechslung: Herrliches Retro Design könnte man meinen. Aber nein, es ist alles Original aus einer Zeit, in der noch Pal das Seidentuch Csernai an der Säbener Strasse wirkte und auch Kurzzeitteamchef Paul Breitner aktiv dem Leder hinterherpolitisierte. Geradezu anachronistisch kommt „DER KELLER“ in Zeiten von Fanmeilen und Public Viewing daher. Sogar die Sitzordnung ist festgelegt und auch freie Plätze dürfen nicht anderweitig vergeben werden. Zudem gibt es zu jedem Bundesliga oder Europapokalspieltag Hausfrauenkost der Extraklasse. Wer sich jetzt auf die Fahnen geschrieben hat, gegen den modernen Fußball zu Felde zu ziehen, der sollte erst einen Blick in einen Keller in Ochtrup werfen. Hier ist der Fußball zwar nicht live, Nichtraucherschutz existiert in keinster Weise, aber ich glaube, hier bleibt der Fußball noch bei seinen Leisten und das Übertragungsgerät ewig im 4:3 Format.