Monatsarchive: März 2020

Wir alle leben mit einer an unseren Sehnsüchten gestrandeten Seele…(Elmar Kupke)

Zitate sind was schönes, lassen sie doch ab und an sogar auf einen intellektuellen Text hoffen. Um dann doch eher der Vertiefung eigener Gedanken zu dienen. Als Fan von Rot-Weiss Essen leben wir ja schon lange mit unserer gestrandeten Seele. Allerdings war die Sehnsucht bis vor wenigen Wochen noch eine ganz andere. Diese tief in uns verankerte Sehnsucht nach was Besserem. Eine Sehnsucht zudem, die bei zuverlässiger Nichterfüllung der vergangenen Jahre zu oft in zu vielen von uns Verhaltensmuster zu Tage brachte, die einem guten Miteinander nicht förderlich waren. Was haben wir die Mannschaft verbal lang gemacht; uns von ihr und Verein abgewandt. Natürlich gerne verbunden mit dem Satz aller Sätze frustrierter Fußballfans: „Hier komme ich nie wieder hin, nächsten Samstag wird gegrillt…“

Ach, was waren das noch für Sehnsüchte. Wie schön war es doch, den eigenen Verein Scheiße zu finden. Es konnte doch keiner ahnen, dass es mal eine Zeit geben wird, in der  wir uns nicht damit befassen „müssen“, was unser aller RWE Woche für Woche so anstellt. Hans-Christoph Neuert (Wer kennt ihn nicht…) hat irgendwann mal geschrieben:

„Seit Du nicht mehr da bist vermisse ich auch mich“.

Ich denke, dieser Satz trifft es ganz gut, unsere Sehnsucht mit der aktuellen Situation zu verbinden. Der Fußball ruht, die Gesellschaft pausiert und unser RWE (Wie  so viele andere auch) steht somit an einem dramatischen Scheideweg! Sein oder nicht sein ist vielleicht noch nicht die Frage, aber sie kann eines Tages eine werden. Natürlich ist der RWE aktuell noch da, und befeuert unsere Sehnsüchte nach ihm auch ziemlich vortrefflich mit Einspielungen im leeren Stadion, Spielszenen und dergleichen online. Die Medienabteilung zeigt dem Virus den Mittelfinger und uns, was uns fehlt.

Uns fehlt der RWE, den wir besuchen und „anfassen“ können. Er ist gerade nicht da (Den Umständen entsprechend ist das auch mehr als gut so) und somit vermisse ich auch mich. Also mindestens den Teil von mir, der Rot-Weiss Essen lebt. Was ist das denn für ein Leben, wenn man sich nicht mehr auf ein Spiel freuen darf, nur um sich danach doch nur darüber aufzuregen? Was macht man nun mit den Tagen und Stunden, in denen man ständig „Opa Luscheskowski“ oder anderes vor sich hin gesummt hat?

In seinen Antworten auf ausgewählte Fragen zur aktuellen Situation lässt „Zeheoh“ Marcus Uhlig mehr als nur durchblicken, dass die Lage ernst ist. Denn es betrifft nicht nur einen (unseren) Verein als solches. Es betrifft auch Sponsoren, die schlimmstenfalls ihrerseits seit Wochen ohne Einnahmen sind. Wie will man da seinen Verpflichtungen nachkommen, auch wenn das Rot-Weisse Spenderherz noch so gerne sein Füllhorn über den Verein ausschütten würde? Und wie soll der Fan seinen Verein aktuell virtuell oder via Online Shop unterstützen, wenn er ebenfalls in Kurzarbeit geschickt wurde; vielleicht sogar kurz davor steht, seinen/ihren Job zu verlieren? Wir sind Essen, da hat man außer seinem RWE nicht allzu viel auf der Tasche!

Aber, noch ist nicht aller Tage Abend und ich glaube, dass wir eines Tages wieder anne Hafenstraße pilgern werden! Das am Fancontainer frisch erworbene „Rot-Weiss Essen, Corona ficken & vergessen“ Shirt in der einen und das reelle Stauder in der anderen Hand. Vielleicht haben wir Probleme, die üblichen Bekannten zu entdecken, da das Haupthaar eher an Siebziger Jahre Parties erinnert denn an aktuelle Frisuren und manche Matte die Augen trübt. Aber, egal gegen wen das erste Spiel „danach“ auch stattfinden wird, und egal in welcher Liga: Unsere Lieder dürften so intensiv gesungen werden, wie lange nicht mehr.

Geht man dieser Tage mit dem gebotenen Abstand  vor die Tür, so ist festzustellen, dass die Natur einen so freundlich begrüßt, wie schon seit Jahren nicht mehr. So bedrohlich das Szenario auch ist, so beunruhigend zudem…so sehr sehe ich auch eine Chance darin, daraus zu lernen. Zu reduzieren; Wertschätzung zu zeigen. Respekt und Zusammenhalt zu leben. Und dann kann auch Rot-Weiss Essen weiterleben. Als Einheit zwischen Verein, Fans und Finanzen. In der Gewissheit, dass unsere Seele alles verkraften würde: Außer einem Leben ohne Rot-Weiss Essen. Und vielleicht gucken wir einfach noch mal auf unser Konto, ob nicht doch noch ein Besuch im Online Shop drinsitzt. Jeder Cent hilft unserer Perle vonne Hafenstraße.

Bleibt gesund!

 

 

 

Liebe ist nicht das was man erwartet zu bekommen, sondern das was man bereit ist zu geben (Katharine Hepburn).

Lieber RWE, Du weisst, ich bin Dir ja ziemlich wohlgesonnen. Wahrscheinlich liebe ich Dich auch. Ziemlich sicher sogar; so wie viele andere Dich auch lieben. Und ab und an schreibe ich hier auch über Dich. Ok, es lesen nicht mehr sehr viele, was ich schreibe, aber ich mach das ja auch für mich. Damit ich klarkomme mit unserer Beziehung. Weil, einfach biste ja nicht. Weisste ja selbst am Besten. Hast zu oft verkackt, wenn es darauf ankam. Hattest aber trotzdem unser aller Liebe. Konntest auf das Feuerzeug für die Kerzen bauen, die wir hoffnungsvoll vor den Stadiontoren aufgestellt haben. Wusstest um die Tatsache, dass wir trotzdem immer wieder zu Dir kommen, egal wie schlecht Du uns mal wieder behandelt hast. In dieser Saison bist Du ja bislang ungewohnt gut zu uns. „Läuft“, könnte man punktuell sagen, auch wenn es sicher das eine oder andere Problem gibt. Heute wären wir Dir natürlich auch wieder gefolgt: Richtung Ostwestfalen, zum womöglich „Alles oder Nichts“ Spiel gegen den dortigen SC Verl. Hätten alles  für Dich gegeben.

Doch nun sitzen wir im besten Falle Zuhause, wo man auch sein sollte, hat Mann/Frau/Divers anderweitig gerade nichts zu suchen. Haben anhand der aktuellen Ereignisse fast vergessen, dass es heute eigentlich um so viel gehen würde. Denn, und das dürfte mittlerweile auch dem Letzten klar geworden sein: Es geht aktuell um alles, anstatt um so viel. Und es geht auch um Dich, Du unser RWE! Und deshalb schreibe ich Dir diesen Brief, denn gestern habe ich wieder gespürt, warum ich Dich so sehr liebe:

Lieber RWE, ein Satz hat mich heute sehr berührt, und zwar derjenige, welcher die einstimmige Entscheidung für das bittere Los „Kurzarbeit“ verkündet hat. Ihr alle, die Ihr für unseren RWE arbeitet; egal ob am Ball oder am Rechner: Ihr alle habt einstimmig eine  Entscheidung mitgetragen, die Euch finanzielle Einschnitte bescheren wird. Die vielleicht aber am Ende der Krise bedeuten kann, dass Rot-Weiss Essen einmal mehr weiterleben darf. Ich behaupte einfach, dass es Deine Magie war, die allen Beteiligten zu dieser Entscheidung verholfen hat. Ihr habt in den letzten Wochen und Monaten gespürt, wie wertvoll es ist, für Dich aufzulaufen. Wieviel Liebe und Zuneigung auch gerade Dir entgegenschwappt, wenn es rund um die Hafenstraße 97a sportlich ein wenig heller wird.

Dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken und darf sagen, wie stolz ich darauf bin. Auf Dich und auf Deine Angestellten in kurzen und langen Hosen. Es ist etwas anderes, ob Du als Viertligist um Deine Existenz kämpfst, oder aber als börsennotierter Erstligist derart jammern lässt, als sei bei Durchfall nur noch ein Blatt Papier auf der Rolle. Du mein RWE spielst aktuell leider nicht auf dem selten grünen Rasen der Regionalliga; dafür aber das Spiel Deines Lebens!  Und auch hierzu hast Du, wie auch schon andere Vereine vor Dir, eine Meinung: Du spielst die Saison halt virtuell weiter.

Seit gestern können alle, die es gut mit Dir meinen, den Dreiklang der Hafenstraße kaufen. Ohne baldige Aussicht auf ein wirkliches Spiel wohlgemerkt! Dreiklang? Klar: Spiel, Stauder & Bratwurst (alternativ auch gerne Frikadelle). Was auch sonst? Und weisste was? Wir haben gemerkt, dass es wirklich um die Wurst geht, Dich betreffend. Man stelle sich einmal vor, Du hättest uns vor Corona eine weitere Möglichkeit angedreht, um Geld für die laufende Saison zu bekommen: Das wäre Dir natürlich um die Ohren geflogen. Weisste auch selbst. Aber jetzt ist eine andere Situation. Jetzt ist es kein Spiel mehr, jetzt heisst es: Rot-Weiss oder eventuell nicht mehr Rot-Weiss. Und das ausnahmsweise mal komplett ohne, dass Du etwas dafür kannst. Da wir das aktuell auch so sehen und spüren, fackeln wir natürlich nicht lange:

Wir wollen dieses virtuelle Spiel. Wir wollen Dich bei Bratwurst und Stauder anfeuern, als ob es um Dein Leben ginge.  Dabei geht es vorrangig auch um unser eigenes Leben. Schließlich vermissen wir Dich gerade so sehr, so dass es schon weh tut. Denn Du, unser RWE, Du bist unser Leben. Vielleicht hätten wir Dir das in all den Jahren viel öfter sagen müssen! Wir können nicht ohne Dich, wir vermissen Dich seit Wochen, wie auch Du vielleicht uns vermisst. Vor allem aber wissen wir endgültig, dass Du gerade absolut keinen Mist gebaut hast, sondern tatsächlich unser aller Hilfe brauchst.

Ey Du, weisste was: Wir schaffen das! Weil wir Dich und das Leben lieben. Egal in welcher Liga. Darum kümmern wir uns erst wieder „danach“.

Macht die virtuelle Hütte voll!

Nur der RWE!

 

 

 

An den Scheidewegen des Lebens stehen keine Wegweiser (Charlie Chaplin).

Es sind schwierige Tage für alle. Dieser Virus, der noch vor wenigen Wochen so weit weg war, erreicht nun auch unseren Alltag. Ist spürbar, messbar und verleitet zu Übersprungshandlungen aller Arten. Die Verbreitung muss gestoppt werden, dass gebietet allein der gesunde Menschenverstand. Demzufolge ist es nur richtig, dass auch das angedachte Spiel des RWE gegen den Nullvierten Fußballclub aus Gelsenkirchen abgesagt wurde. Dass es mehr Sinn macht, Spiele gänzlich abzusagen, anstatt sie vor leeren Tribünen auszutragen, haben die Beispiele in Gladbach und Paris gezeigt: Dem rationalen Denken nicht mehr mächtig, sobald es um das Allerheiligste geht, haben sich die Fans eben vor dem Stadion einander angenähert und Fackel gezeigt. Grundsätzlich löblich, aber leider der falsche Ansatz. Verbreitung vermeiden bedeutet viele Menschen auf einem Fleck zu meiden. Und nicht Nudeln kaufen. Warum eigentlich Nudeln? Was ist mit Reis? Der hält auch ewig! Und aus der beruflichen Praxis kommend, darf ich sagen: Wascht Euch die Hände. Desinfektion zu horten hilft da nicht wirklich weiter. Ganz normale Handwäsche mit Seife ist wesentlich effektiver. Ehrlich!

Was aktuell weiterhelfen kann, darüber streiten sich die Gelehrten und wie immer auch die Kommentarspalten. Man sollte letztere übrigens meiden wie aktuell Menschenansammlungen, denn sie könnten auch ansteckend wirken. Es bedarf jetzt einfach die gebotene Gelassenheit der Gemeinschaft; es bedarf Empathie und Ruhe. Ruhe also auch im Stadion Essen vergangenen Samstag. Ein Wochenende ohne Heimspiel für die vielen Fans der Rot-Weissen, und ein Wochenende ohne Einnahmen für alle anderen. Ein Wochenende ohne Punkte zudem. Die Regionalliga 2019/20 gefühlt eine ganz fürchterliche Saison, denn wann läuft ein Spieltag eigentlich noch normal ab? Wattenscheid geht das Geld ganz aus, Wuppertal gefühlt jede Woche. Verl hat ständig Wetter, die beste Mannschaft kein Umfeld. RWE hat Zuschauer ohne Ende, aber auswärts selten spieltaugliches Gelände.

Eigentlich war ja auch vor dem „Hustensohn“ alles schon sehr kompliziert. Nun ist es für viele Vereine nicht mehr nur kompliziert, sondern geradezu existenzbedrohend. Die Bayern und BvB`s dieser Fußballwelt, die werden das durchstehen, möglicherweise mit der Konsequenz, mal auf einen Millionentransfer zu verzichten; Ebenso der Verein aus Gelsenkirchen, der auch bei noch so vielen Schulden Jahr um Jahr durchgewunken wird. Aber was ist mit den kleinen Vereinen, und vor allem: Was ist mit den Menschen, die in und für diese Vereine arbeiten? Die an Spieltagen unsere Frikadelle bruzzeln und das Bier zapfen? Die bei Wind und Wetter die Fahrzeuge einweisen oder mit Ordnerweste vor dem Block stehen. Es geht also nicht nur primär um den Verein als solches. Es geht auch um denjenigen, um diejenige, dessen/deren Lebensunterhalt gefährdet ist, wenn vielleicht 450€ im Monat wegbrechen. Es geht um den Fußballer in unteren Ligen, der auch seine Fixkosten zu zahlen hat. Ach, es geht um so viel. Aber trotzdem und zuallererst geht es um die Eindämmung!

Deshalb wäre es eine gute Sache, wenn der DFB wirklich ein finanzielles Unterstützungsprogramm auf den Weg bringen würde, welches die monetären Folgen für alle Beteiligten etwas abpuffern könnte. Angenehmer Nebeneffekt: Der wirklich kritikwürdige DFB könnte sich inhaltlich auch mal wieder in die richtige Spur bringen. Allerdings dürfte sich Hilfe nicht wie ein Schwall über wenige ausbreiten, sondern sollte nach dem Gießkannenprinzip über alle verteilt werden, die monetärer Hilfe bedürfen. Machen wir uns nichts vor: Die Saison wird wohl nicht zu Ende gespielt werden, und es sollte einen Plan B geben. Was auch immer der bedeuten könnte. Marcus Uhlig hat kürzlich vorgerechnet, welche Konsequenzen es in Summe für unseren Herzensverein haben kann, und jene Summe hat mich ängstlich stocken lassen. So ist das eben, wenn Du als Verein von Zuschauern und nicht (nur) von TV Geldern abhängig bist: Bei Geisterspielen rollt der Rubel trotzdem, weil genug Konsumenten die Glotze einschalten. Bei RWE aber, da musste den Arsch hochbekommen, um den besten Fußball zu sehen. Und mit diesem Arsch finanziert man eben auch diesen wunderbaren Verein. So einfach ist das!

Rot-Weiss Essen lebt in großen Teilen (Danke an alle großen und kleinen Sponsoren)  durch die vielen Fans im Stadion, während die Bundesliga mittlerweile auf diese verzichten kann, um zu überleben. Kurioserweise kann auch der SC Verl ohne Zuschauereinnahmen überleben. Aber, dass ist wieder eine ganz andere Geschichte.

Es wird also nicht mehr gespielt. Der Kampf auf dem Rasen und den Tribünen; manchmal auch der hinter den Kulissen, er ist dem Kampf gegen einen Virus gewichen, für dessen Bekämpfung ein probates Gegenmittel noch nicht erfunden wurde. Wir können aktuell nur atemlos zusehen, was er mit uns anrichtet und den Empfehlungen Folge leisten. Und das sollte man auch tun! Alles andere ist albern, peinlich und fahrlässig. Und noch etwas können wir tun: Wir können der Gesellschaft helfen, indem wir uns um unsere Mitmenschen kümmern, die vielleicht gerade besonderer Aufmerksamkeit bedürfen. Ein Zettel im Hausflur mit dem Angebot, für diejenigen einzukaufen, die nicht so gut zu Fuß sind, wirkt Wunder. Ein „bleiben Sie gesund“ sorgt für ein Lächeln und die Erkenntnis, dass auch ein Buch bei guter Musik etwas herrliches sein kann, für viel Reduktion.

Und trotzdem sind da natürlich auch diese eventuellen Forderungen, die im coronarem Raum stehen: Ein Dauerkarteninhaber hat für eine ganze Saison bezahlt, nicht nur für zwei Drittel. Was also, wenn manch einer der geneigten RWE Dauerkarteninhaber bei abgebrochener Saison Schadensersatz fordert? Keiner kann es ihm verdenken, keiner wäre deshalb böse.. Aber ich würde mir trotzdem wünschen, dass ein solches Szenario wirklich nur so wenig wie möglich eintreten würde. Ein Hoch auf das Konjunktiv! Für den „Hustensohn“ kann selbst der RWE doch nichts! Im Gegenteil: Wir sollten uns  also überlegen, wie wir dem RWE auch ohne Spiel zu Einnahmen verhelfen, um auch in der kommenden Saison noch feste zubeißen zu können: Die Mitgliedschaft ist eine solche Option. Ebenso wie die Sichtbarkeit des eigenen Namens auf der „alte Schule Anzeigentafel“. Natürlich kann man auch online den RWE Fanshop leerkaufen, und ebenso natürlich auch zugleich den Paketboten schützen, indem man einen alternativen Übergabeort vereinbart.

Ach, hätte ich doch einen Bestseller geschrieben, und nicht nur 111 Gründe, den RWE zu lieben….dann könnte ich mit einem signierten Buch bei einer privaten Lesung viel Geld verlangen und dieses dem RWE zugute kommen lassen. Aber vielleicht fällt mir trotzdem noch etwas ein, um meinen Verein im bescheidenen, machbaren Rahmen zu unterstützen. Um daran teilzuhaben, Rot-Weiss Essen fit zu halten. Um keinem Virus dieser Welt zu erlauben, einen großen Teil des eigenen Lebens zu nehmen. Es gibt eine Zeit nach dem Hustensohn. Und dann wird es auch wieder RWE auf dem grünen Rasen geben. Wird es all das geben, was wir mit RWE verbinden, was wir an RWE lieben und was wir RWE zu verdanken haben. Aber, bis es wieder soweit sein wird; bis wir wieder auf der Hafenstraße flanieren und staudern werden….bis dahin müssen wir aus- und durchhalten. Es ist wie es ist!

Bleibt gesund und kauft realistisch ein.

Und jetzt das Wetter…

Der DFB als Weltbester Spaltpilz hat es einmal mehr geschafft, den Fußball unseres Landes effektiver zu teilen, als es jeder Trennschleifer vermag. So stellt es sich mir nach einem Fußballwochenende dar, welches sportpolitisch zu den schwärzeren gehören dürfte. Jetzt ist der DFB  nicht einmal der Auslöser gewesen, waren das aktuell die allseits bekannten Protestplakate. Nun ist seit Samstag sehr viel darüber geschrieben und berichtet worden. Sehr viel einseitiges aus dem Hause Sky, Sport1 und ZDF zum Beispiel. Weiterhin hetzte das Hetzblatt Nummer 1 auch wieder ungefiltert und unreflektiert darauf los usw. Zudem werden gar Inhaftnahme und andere Sanktionen gefordert. Ach, es war bisweilen zum Fremdschämen, wie sich dort aufgeführt wurde.

Zur Einordnung: Ich muss jemanden nicht mögen, aber ein Konterfei hinter einem Fadenkreuz gehört für mich nicht öffentlich ausgestellt. Und die Beleidigung, der Sohn einer rechtschaffenen Mutter im horizontalen Gewerbe zu sein, höre ich im Stadion nur zu oft. Ich mag es einfach nicht mehr hören. Unabhängig von den aktuell handelnden Personen. Man kann auch jemanden kritisieren, indem man witzig und kreativ agiert. Hoppe, Hoppe Reiter, wenn er fällt dann schreit er. Ach so: Gegen Kollektivstrafen!

Beide Banner wurde aber gezeigt und das hatte etwas zur Folge, was ich in dieser Vehemenz nicht erwartet hätte. Einmal abgesehen von den Spielunterbrechungen natürlich. Zum einen die peinlichste TV Darstellung, die ich jemals im Fußball erlebt habe: Während ein Sky Kommentator hyperventilierend die Bannerverantwortlichen im Bayern Block seinerseits „durchbeleidigt“, wird der Beleidigte von jenem Mann auf das Feld geführt, der sich seinerseits schon mal beleidigend gegen den Verein des Beleidigten geäußert hat. Und sich selbst nicht wirklich zur Moralinstanz unseres Landes zählen dürfte. Der Rest dieses Tages ist bekannt.

Wie aus heiterem Himmel schienen intern längst abgesprochene Schritte auf beiden Seiten zu greifen: „Yippie Yah Yei Schweinebacke“, endlich Eskalation! In Folgespielen und unabhängig von der Liga zeigten Fans, bisweilen auch zum Unwillen vieler andere Fans, ebenfalls Transparente und Banner. Der DFB seinerseits reagierte direkt mit dem Griff zum roten Telefon: Der Stufenknopf wurde gedrückt. „Wenn wir schon nicht gegen Rassismus und Diskriminierung vorgehen, dann schützen wir wenigstens einen der Unseren“. So stellt es sich dem verblüfften Betrachter dar, der sich nun auf ständig wechselnde Zeiten einstellen darf, wann ein Spiel beendet wird. Die folgenden Sendungen verschieben sich ab sofort um XY Minuten!

Das Dumme dabei: Keiner hat den Unparteiischen nun explizit mitgeteilt, welche Schriftstücke und Bildformate nun eine Unterbrechung nach sich ziehen. So wurde in Meppen beispielsweise für eine „Tapete“ unterbrochen, die von einem durchaus respektablen Reim geziert wurde. Keine einzige Beleidigung, Bedrohung oder dergleichen stand dort geschrieben. Der Pfiff erfolgte trotzdem. Sogar zum Unverständnis mancher Protagonisten auf dem Feld. Der DFB hat mal wieder den zweiten vor dem ersten Schritt gemacht und vergessen, zuerst in Gelsenkirchen einen Keller zu mieten, aus welchem sich zukünftig der #BAR melden wird. Der Banner Assistent Referee wird sich dann noch einmal die strittigen Banner anschauen und dem Unparteiischen zeitnah mitteilen, ob unterbrochen wird, oder eben nicht. Ohne #BAR wird wahrscheinlich in Zukunft bei jedem Banner abgepfiffen; selbst wenn es sich um eine blanko Raufaser oder ein unbemaltes Bettlaken handelt.

Ist Stand also momentan: Sogenannte Szenen gegen den DFB (beziehungsweise stellvertretend dafür gegen eine Person). DFB gegen Mitglieder sogenannter Szenen, die bisweilen gar mit Terrorzellen verglichen werden (Überspitzt formuliert). Fans gegen Szenefans. Viele TV Anstalten, die abhängig von Fußballübertragungen sind gegen Szenefans. Rechtsanwalt gegen Szenefans. Fananwälte gegen Vorverurteilung, vernünftig reflektierende Medien gegen einseitig agierende Medien usw. usw. Und zum allen Überfluss haut man in Leipzig eine Love & Peace Choreo raus, um im selben Spiel Besucher rauszuwerfen, die man via Herkunft als potentielle Virusträger verortet.

STOP! Bitte alle mal schütteln oder tief durchatmen.

So geht das alles nicht mehr weiter. Merkt Ihr selber, woll? Ich weiß, ich kann hier keine Intellektuelle Aufarbeitung der Geschehnisse in einem ausgewogenen Kontext anbieten, wie es einige gestern und heute schon gemacht haben. Schon gar nicht als harmoniesüchtig bekannter „Rosamunde Pilcher der Fußballblogger“. Aber ich kann in meinen Worten darlegen, dass es so kein gutes Ende nehmen wird. Und dann sind wir am Ende alle die Verlierer. Denn einen Gewinner wird es lange nicht mehr geben. Den feuchten Traum des DFB, die Premier League mit all seinen Nachteilen Vorteilen auch in Deutschland zu etablieren, wird der hiesige Fan nicht mitträumen. Keiner will per App den Nachbarn denunzieren, weil er steht. Wir wollen weiter stehen, uns mal Dinge verbaler Natur an den Kopf werfen; ein gepflegtes rektaler Ausgang oder ähnliches zum Beispiel nach Foul oder nicht gegebenem Elfer. (Und nochmals: Ich kann das H****sohn einfach nicht mehr hören), Wir wollen unbequem sein und uns einmischen. Eben, weil man sich beim DFB und seiner Ausrichtung einfach einmischen muss. Der DFB dieser Tage möchte wohl am liebsten eine Dreier Liga mit den Bayern (ohne dessen Ultras), der TSG Hoffenheim und natürlich dem Konstrukt aus Leipzig. Der einfache Fan hingegen wünscht sich aber leider wohl eher Rot-Weiss Essen gegen Chemie Leipzig. Klar, dass man so nicht zusammenkommt.

Der DFB lebt nach dem Motto „Was kümmert mich mein Versprechen von gestern“, und bekommt nun genau das von einigen Tribünen vor die Füße geworfen. Leider schaffen es diese Tribünen nicht, den Protest so zu gestalten, dass er nicht als justiziabel und skandalös erachtet wird. „12:12“, das war zum Beispiel ein Protest, der richtig Wirkung gezeigt hat. Im Stadion und an den TV Bildschirmen. Hier wurde keiner ins Fadenkreuz genommen, sondern gemeinsam ein Weg gefunden, zu protestieren. Diese laute Stille war seinerzeit mehr als beeindruckend! Daher glaube ich, dass wir aus der aktuellen Nummer nur rauskommen, wenn wir Fans zeigen, dass wir die Klügeren sind und mit Witz und Biss malen und protestieren, wenn es etwas zu protestieren gibt.

Und nun zum Wetter!

Prolog:

Reinhold Ertel war von 1972 – 1975 Trainer des damaligen Zweitligisten Barmbek -Uhlenhorst. Auch als „BU“ bekannt. Nach einem Spiel sprach er 1975 folgenden Satz in das Reportermikrofon: „Ich muß noch mal die Dilettanterie in Hinnahme der Gegentore ansprechen“. Wie schön konnte man doch seinerzeit das scheinbare Versagen der eigenen Mannschaft in punkto Abwehrverhalten erklären. Auch ohne jedwede Beleidigung wusste man respektvoll: Das war Mist! Manches war früher durchaus besser.