Satz mit X!

Vor dem Spiel:

Ach was ist das frustrierend: Erneut ein punktloses Wochenende für unseren RWE. Aber, dem vermeintlichen Frust kann natürlich heute an einem flachen Montag entgegengewirkt werden. Gut, dass diese Montagsspiele bald Geschichte sind. Nicht, dass die „Fanlogistik“ für das den Montag ablösende Sonntagabend Spiel eine einfachere werden wird, schließlich ist der DFB nicht umsonst eine durch und durch fanunfreundliche Organisation. Aber der Sonntag gehört im Gegensatz zum heutigen Montag wenigstens noch zum Wochenende. Am Montag daddelt man gefühlt nur für sich selbst, während die Spiele des Wochenendes schon Geschichte sind. 

Heute also Höhenberg auf der falschen Kölner Rheinseite. Vertrautes Terrain, ein Hauch langer gemeinsamer Regionalligahistorie macht sich breit. Der in die Ecke gefrickelte Sitzplatzblock auf Stahlrohr ist der Montag des Spieltages: Man steht alleine dar. Was nicht für die Spezies RWE-Fan als solches gilt, denn auch bei der Viktoria ist man natürlich auf jeder sich bietenden Tribüne vertreten. Kulinarisch für alle Auswärtsfahrer und Fahrerinnen ein ganz hartes Brot: Ist das Nationalgetränk Kölsch schon in der normalen Variante schlimm, alkoholfrei ist es noch schlimmer. Dann doch lieber ein Wasser. Ist ja auch Montag.

Während des Spiels: 

[Der angedachte Humor wohl schon zu Spielbeginn nicht wirklich lustig. Passte sich dann aber auch noch nahtlos an die Leistung der Mannschaft an.]

Felix Götze recht flott wieder auf Werbekampagne Karte unterwegs, Isi bekommt sie. Der Rest der Mannschaft hingegen zu Beginn etwas planlos. Kommt aber zeitweise besser ins Spiel, erste Pässe werden auf der ballschweren (neue Wortkreation, vergangenes Wochenende im TV gehört) Seite von polyvalenten (auch neu) Spielern durchgesteckt (nicht mehr neu). Allerdings ist der sogenannte „zweite Ball“ weiterhin unser Sorgenkind. Die Möglichkeiten, die sich aus dessen Eroberung bieten lassen wir viel zu oft liegen.

Bei Ron Berlinski alles wie immer: Rennt hin und her, zofft sich mit Gegenspielern oder liegt am Boden. Was einmal mehr fehlt sind spielerisch entwickelte Torchancen, die man der Vikki glücklicherweise selbst und stets vielbeinig zu verwehren weiß. Die erste Halbzeit somit eine müde Veranstaltung beiderseits, die so gar keine Leidenschaft zu entfachen wusste. Das konnten einige Anhänger der Roten nach der Halbzeit nicht auf sich sitzen lassen: Getreu dem Motto: „Wenn Ihr kein Feuer für uns entfacht, fackeln wir für Euch ab“ wurde das Stadion erleuchtet. Leider einmal mehr zu Lasten unserer Vereinskasse.

Die Inszenierung hat als Motivation auf dem Feld bestens funktioniert: Wunderlich macht direkt im Anschluss das 1:0 für die Viktoria….

Christoph Dabrowski hingegen verlässt gewohnte Pfade und wechselt für seine Verhältnisse schon erstaunlich früh rund um die sechzigste Minute. Isi Young hingegen wechselt sich nach einem Foulspiel selbst aus, denn zweimal Gelb bedeutet nun mal Ende im Gelände. Nun also nur noch zu zehnt und es fehlt rund um die siebzigste Minute weiterhin endgültig die Idee, wer für uns überhaupt nochmal das Tor treffen könnte.

Zeit also, um den Vorteil TV-Spiel vollends auszureizen: Ein Stauder aus dem Kühlschrank zu holen wird damit verbunden, Gattin und Hund nebenan kurz das eigene Leid zu klagen. Verbale Höchststrafe derweil aus dem Essener Block: „Wir woll`n Euch kämpfen seh`n“. Geht inhaltlich für mich am Thema vorbei, denn am Einsatz hat es bis dato nicht gelegen. Unsere Mannschaft spielt einfach keinen Fußball. Folglich würde ich verbal dagegen halten und singe vor mich hin „Ich will Euch spielen seh`n“. Puh, kaum diesen Gedanken zu Ende gedacht, verhindert Schnapper Golz mit einer fantastischen Parade den zweiten Gegentreffer und wohl das endgültige Aus.

Zehn Minuten noch zu spielen. Luca Wollschläger kommt. Ein gelernter Stürmer, mit bislang aber Einsatzzeiten, die gegen Null tendieren. Wenn überhaupt im Kader. Er hätte nun mal die Gelegenheit, Werbung in eigener Sache zu betreiben. Hat er natürlich nicht. Schade, dass ein Spieler mit dermaßen Null-Bock-Mentalität einen Kaderplatz blockiert! Dreiundachtzigste Minute: Rot-Weiss Essen hat in Form von Ennali einen Kopfball auf das Tor gebracht. Was fast verwundert, denn Lawrence Ennali bringt als Einwechselspieler gefühlt eine Lustlosigkeit mit auf dem Platz, die mich genauso auf die Palme bringt, wie der Auftritt des Herren Wollschläger.

Die RWE-Fans sind mittlerweile von der eigenen Mannschaft lethargisch gespielt worden und verstummen immer mehr. Es ist aber auch ein Fluch in dieser Saison: Egal wann Christoph Dabrowski auswechselt, und egal wer auch eingewechselt wird: Dieses Stilmittel, eine Mannschaft im Spielverlauf positiv zu verändern, verpufft bei RWE dermaßen zuverlässig, so dass es einen am Spielfeldrand fast verzweifeln lässt. Wir hätten also noch Tage weiter „spielen“ können, ein Tor wäre daraus nicht entstanden. Und somit geht das schlechteste Saisonspiel verdient verloren. I don`t like Mondays!

Nach dem Spiel:

Den Stream direkt mit Abpfiff ausgeschaltet. Einerseits erleichtert, dass das Spiel endlich ein Ende gefunden hatte, mag ich aber auch nicht mit ansehen, wie sich der verständliche Fanfrust nun über unserer Mannschaft entlädt. Das geht zu oft unter die Gürtellinie! Schließlich muss man zudem erstmal selbst damit klarkommen, was ein solcher Auftritt nun für die nahe Zukunft bedeuten könnte. Mir fehlt die Phantasie, dass es mit diesem Matchplan zu einem Erfolg gegen die Zwote aus Dortmund reichen könnte. Der wäre aber dringend erforderlich, denn ansonsten sind wir wieder mitten drin in der Verlosung Abstiegskampf. Und ob wir das können, wage ich aktuell ganz ernsthaft zu bezweifeln.

Mir schüttelt es bei dem Gedanken daran, dass unsere Mannschaft nun in kurzer Zeit alles einreissen könnte, wofür vor allem der Verein und wir alle lange, lange vierzehn Jahre gekämpft haben. Na ja, jetzt werden erstmal aus Gründen die „Boomtown Rats“ gehört, bis sich der Blutdruck wieder auf ein normales Level eingependelt hat. Und da, wie ich gerade festgestellt habe, justament die „Reds“ und „Toffees“ ihr Merseyside Derby spielen, besteht ja noch die Hoffnung auf einige Minuten guten Fußball. 

Der Auftritt von Rot-Weiss Essen an diesem Montag Abend: Machste nix dran, muss man aber nicht verstehen.

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