Der Vorstand Sport, der aus dem Fenster stieg und verschwand

Ich mag nicht mehr. Es gibt nichts, aber auch gar nichts, was diese Saison nun noch beschönigen könnte. Und das, obwohl wir gar Tabellenführer waren. In diesen schicken Meistertrikots. Wenn ich nun schreibe, dass ich nicht mehr mag, mag es diesen Blog vielleicht unbeliebt machen, oder auf auf die Liste derer gesetzt, die nun mit einem „big dislike“ leben müssen. Egal! Ich mag aber nicht mehr reflexartig „Fascher raus“ tippen, das ist mir zu einfach.

Freitag griffen nicht die erhofften Mechanismen nach einer wichtigen Entscheidung. Der erwartete Sieg, er konnte nicht eingespielt werden. Viel schlimmer: Es war nach Augenzeugenberichten ein grottiges Spiel unserer Mannschaft. Es war auch nicht der Trainer, der gehen musste, sondern der Vorstand Sport, welcher uns verlassen durfte. Und wenn wir nun zwischen den Zeilen lesen, zudem unseren gesunden Menschenverstand bemühen, einfach mal alles Revue passieren lassen; so bleibt schlicht und ergreifend Verunsicherung.

Und diese Verunsicherung sagt mir gerade, nicht weiter auf denjenigen „einzuprügeln“, welcher sicherlich nicht immer die beste Figur abgegeben hat. Ich kenne Herrn Fascher nicht persönlich und Respekt gegenüber anderen ist eines meiner höchsten Güter. Ergo muss ich einen schwierigen Spagat wählen, den Menschen respektieren und den Trainer kritisieren. Doch bevor ich dieses Spiel verliere, höre ich lieber auf. Wir wissen alle, dass diese Saison Grütze ist. So viel Hoffnung, so viel Frust. Wir wären doch kollektiv bescheuert, würden wir glauben, ein Trainer möchte nicht mit dem RWE aufsteigen.

Es hat aber nicht sollen sein. Somit hat unter dem Strich etwas nicht gepasst, was vielleicht in der Summe als Vorstand Sport benannt werden könnte. Ach ja, unser aller Konjunktiv. Das Elixier aller Fußballfans. Welch Ironie eigentlich: Der Sportpsychologe ist gegangen und benötigt wird wohl dringend ein Psychologe. Oder eine Kiste Stauder in der Kabine. Besser derer zwei. Da musst Du auf dem Platz sowie den Rängen erst einmal klar kommen, mit einer Saison dieser Extreme.

Das ist eigentlich kaum auszuhalten, rechtfertigt Schaum vor dem Mund aber trotzdem nicht. Selbst die Abstiegssaisons 2007 oder 2008 waren schöner. Ist so. Warum? Nun, weil immer noch Hoffnung da war. Es gab spannende Spiele, nicht den Krampf dieser Saison. Wir lebten auf und neben dem Platz. Auch wenn wir auf den Tribünen noch glaubten, dass Verträge und Emblem gleich Einsatz bedeuten. Lübeck 08`, Ihr wisst schon.

Burghausen 07` aber zum Beispiel: Das bislang letzte Heimspiel in der zweiten Liga: Was haben wir um den Ausgleich gebettelt, bis er denn in der 92. Minute endlich fiel. Die „Nord“ sackte kollektiv in ihrem Gemisch aus Schweiß, Tränen und Bier zusammen. Kaum einer vermochte das Stadion ohne eine Träne in den Augen verlassen. Wenn er oder sie es überhaupt zeitnah verließ.

Aber liebe Spieler von heute: Das waren wenigstens noch Emotionen. Wir wurden mitgenommen auf eine Reise, die stetig nach unten ging, aber wir traten diese Reise zusammen an. Mehr wollen wir im Grunde genommen gar nicht. Es ist unser Verein. Wir sind schließlich immer da. Und weil wir immer da sind, sollten wir es irgendwie hinbekommen, diese Saison mit Anstand zu beenden.

So wie es sich gerade darstellt, tut es einfach nur weh. Alle gegen alle? Das ist nicht mehr meine Hafenstraße. Wir haben nicht viele Jahre so viel Dreck gefressen, um nun überhaupt nicht mehr miteinander klarzukommen. Und so möchte ISDT in seiner sportlichen Unzufriedenheit wenigstens das respektvolle Miteinander gewahrt wissen. Ich weiss nicht, was unserem RWE gerade helfen kann. Lasst uns reden. Wenigstens das mit Erfolg. Der Drops ist gelutscht, da hilft weder plumpe Pöbelei noch blinde Wut.

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