Monatsarchive: Juni 2008

Silberstreif am Horizont

In der 105. Minute entdecke ich diesen berühmten Silberstreif in der Partie der beiden Fußballnationen Italien vs Spanien noch nicht. Im Vergleich zum gestrigen Spiel ein echter Langweiler, wenngleich doch auf taktisch hohem Niveau. Aber halt nicht telegen. Und das gibt mir schon mal Gelegenheit, über das Fernsehprogramm nach der EM zu grübeln. Ich habe dieses Turnier doch wieder so richtig lieb gewonnen und die WM damit endgültig abgehakt, und nun graut es mir natürlich schon vor der Zeit „danach“, wenn wieder Casting und Konsorten die Programmhoheit übernehmen. Aber, zum einen muß man ja nicht gucken und zum anderen gibt es ja ab und an einen Lichtblick: Diesen haben wir nun entdeckt, denn ab Dienstag beginnt die 2. Staffel von Dr.Psycho. Perfekt besetzt in der Hauptrolle mit Christian Ulmen, der schon in FC Venus geglänzt hat, kann man hier noch mehr Details über diese Serie erfahren. Vom Feuilleton hoch gelobt, hielten sich die TV Quoten anfangs noch in Grenzen. Von daher bin ich sehr froh, dass die Serie überhaupt weitergeführt wird. Auf der Jagd nach Quote wird ja manch Serie schon abgesetzt, bevor es überhaupt eine Chance gab, sie zu sehen. Staffel 1 übrigens ist nun auch auf DVD zu haben.

Fjodor Tjutschew

Seit fünf Minuten weiß ich, daß Fjodor Tjutschew einer der größten Lyriker der russischen Literatur war. Ich kannte bis dato ja höchstens „Krieg und Frieden“. Auf jeden Fall hat Herr Tjutschew in zwei Sätzen das erklärt, was uns Fußballfans und vor allem den bedauernswerten Spielern der „Elftal“ gestern Abend in Basel widerfahren ist: „Russland ist mit dem Verstand nicht zu begreifen. Mit der gewöhnlichen Elle nicht auszumessen;Es hat einen besonderen Charakter – An Russland kann man nur glauben.“ Natürlich hat nach nach der ersten herben Niederlage gegen Spanien keiner mehr an Russland geglaubt, selbst „Mütterchen“ nicht mehr. Aber gestern sind wir eines Besseren belehrt worden. Waren die Russen so gut, oder die Holländer so schlecht? Ich glaube, ersteres. Und vor allem in der Verlängerung offenbarten die russischen Spieler, kaum der Pubertät entwachsen, eine Physis und Spielfreude, die jenseits der 90 Minuten wohl selten zu erleben ist. Klar, Verlängerungen sind ja auch selten. Und dazu diese präzisen Schüsse auf das holländische Tor. „In der Tat“: ein verdienter Sieg. Bemerkenswert einmal mehr, dass völlig in der Unterzahl anwesende „gegnerischen“ Fans die orangene Wand in Grund und Boden gesungen haben. Noch vermag ich nicht daran glauben, dass uns die Italiener und Spanier heute Abend ein ebenso faszinierendes Fußballspiel zeigen werden, zudem noch ohne Signore Gattuso, aber ich freue ich mich trotzdem auf das letzte Viertelfinalspiel. Die Holländer holen derweil ihre Fahnen ein und wollten auch heute morgen im Nordhorner Tierpark so gar nichts von Fußball wissen. Nichts mehr mit „Oranje boven“. Aber, hier so zwei Kilometer Luftlinie zur Grenze wohnend: Ein wenig fühlen wir schon mit ihnen.