Fjodor Tjutschew
Seit fünf Minuten weiß ich, daß Fjodor Tjutschew einer der größten Lyriker der russischen Literatur war.
Ich kannte bis dato ja höchstens „Krieg und Frieden“. Auf jeden Fall hat Herr Tjutschew in zwei Sätzen das erklärt, was uns Fußballfans und vor allem den bedauernswerten Spielern der „Elftal“ gestern Abend in Basel widerfahren ist: „Russland ist mit dem Verstand nicht zu begreifen. Mit der gewöhnlichen Elle nicht auszumessen;Es hat einen besonderen Charakter – An Russland kann man nur glauben.“ Natürlich hat nach nach der ersten herben Niederlage gegen Spanien keiner mehr an Russland geglaubt, selbst „Mütterchen“ nicht mehr. Aber gestern sind wir eines Besseren belehrt worden. Waren die Russen so gut, oder die Holländer so schlecht? Ich glaube, ersteres. Und vor allem in der Verlängerung offenbarten die russischen Spieler, kaum der Pubertät entwachsen, eine Physis und Spielfreude, die jenseits der 90 Minuten wohl selten zu erleben ist. Klar, Verlängerungen sind ja auch selten. Und dazu diese präzisen Schüsse auf das holländische Tor. „In der Tat“: ein verdienter Sieg. Bemerkenswert einmal mehr, dass völlig in der Unterzahl anwesende „gegnerischen“ Fans die orangene Wand in Grund und Boden gesungen haben. Noch vermag ich nicht daran glauben, dass uns die Italiener und Spanier heute Abend ein ebenso faszinierendes Fußballspiel zeigen werden, zudem noch ohne Signore Gattuso, aber ich freue ich mich trotzdem auf das letzte Viertelfinalspiel. Die Holländer holen derweil ihre Fahnen ein und wollten auch heute morgen im Nordhorner Tierpark so gar nichts von Fußball wissen. Nichts mehr mit „Oranje boven“. Aber, hier so zwei Kilometer Luftlinie zur Grenze wohnend: Ein wenig fühlen wir schon mit ihnen. 
