Pflichtveranstaltung
Es gibt so Spiele, zu denen zieht es den Fan nicht, weil man den Besuch in Ansätzen begründen könnte. Es ist eher diese irrationale „Fandenke“: Pflichtgefühl verbunden mit der zukünftigen Argumentation, wenn man mal wirklich keine Lust hat: „Aber ich war gegen den Tabellenletzten da, und Du nicht“. In meinem Falle eigentlich völliger Humbug: Ich fahre lieber von Haus aus zu solchen Spielen als zu den vermeintlichen Spitzenspielen, Lust hatte ich auch nicht, denn einen Abend zuvor habe ich die fast gleiche Strecke schon einmal absolviert inklusive Dienst und kaum Schlaf. Und rechtfertigen müsste ich mich hier in Nordhorn auch nur vor einem RWE Fan, denn es gibt ja kaum weitere. Egal, wir sind natürlich doch hin und schon beim Anblick der Flutlichtmasten und dem Umfeld des Stadions kribbelte es schon wieder. Das kann man nicht beschreiben, das muß man erleben. Und weiteren 7632 Zuschauern ging es genauso, und somit wurde meine These vom schwächsten Besuch seit vielen Jahren gründlich widerlegt. 5:0 hat der RWE die tapfere Wormatia aus Worms verdient besiegt, und noch mehr Tore wären locker drin gewesen. Nach 3 Minuten stand es schon 2:0, was jeden Versuch von Grund auf zerstörte, den berühmten Beton anzurühren. sofern die Wormser dieses geplant hatten. Die Atmosphäre war heute sehr komisch. Klare Führung, und einige regen sich bis kurz vor Exitus auf, weil der Ball nicht den geforderten Spieler findet. Wenige gemeinsame Anfeuerung wich einem permanenten „Sirren“ von Unterhaltungen, die sich nicht nur mit dem Spiel beschäftigten. Es gab heute die verschiedensten soziokulturellen Faktoren zu beobachten, was mir den Eindruck vermittelte, dass das Spiel ein wenig an uns vorbeilief. Nach dem Spiel gab es dennoch den verdienten Jubel und zu meiner Freude wich die überstrapazierte „Humba“ einem neuen Hüpfjubel, was auch den Vorteil mit sich bringt, dass im Herbst die Spieler sich nicht erkälten sondern in Bewegung bleiben. In der 2. Halbzeit haben wir uns auch in Bewegung gesetzt und einen Blockwechsel vollzogen. Wie zu sehen nagt auch da schon der Zahn der Zeit an der Tribüne. Nächste Woche geht es dann zum Saisonhighlight auf Fanebene nach Münster. Nach den Vorkommnissen einige Jahre zuvor ein brisantes Spiel. An Brisanz außerhalb habe ich kein Interesse, wohl aber an dem Spiel und auch an dem Stadion, welches ja in seiner „körperlichen“ Verfassung durchaus dem Georg Melches Stadion gleicht. 


