Monatsarchive: Oktober 2008

Gib mich die Kirsche

das „ISDT Archiv“ wurde wieder um zwei weitere sehenswerte DVD`s rund um den Fußball erweitert:Zum einen habe ich es endlich geschafft, die wunderschöne Dokumentation aus dem Jahre 2002 „Im Westen ging die Sonne auf“ von Wolfgang Ettlich mein Eigen zu nennen. Im Untertitel heißt es da: „Kleine Geschichten von Kohle und Fußball“. Der Begriff der Kohle ist hier definitiv doppelt belegt, geht es doch um die Verquickung der Ruhrgebietsvereine mit den Zechen, aber auch um den sportlichen Niedergang der genannten Vereine im Einklang mit dem wirtschaftlichen Abstieg der Bergbauindustrie. Der RWE nimmt einen großen Raum ein, ohne aber den Film zu dominieren. Der SV Sodingen, Westfalia Herne, die Sportfreunde aus Katernberg und die Spielvereinigung aus Erkenschwick, das sind die weiteren Vereine um deren Werdegang es hier geht und um Menschen, die gestern wie heute ihre Zeit für den Verein opfern. Leider bleibt ihnen nur die Wahl, von sportlichen Erfolgen zu träumen oder daran in Erinnerungen zu schwelgen. Auch die zweite DVD mit dem köstlichen Namen „Gib mich die Kirsche! Die 1.deutsche Filmrolle“ kommt nicht ohne den RWE aus: Dieser Film befasst sich mit der Zeit zwischen der Gründung der Bundesliga und der Weltmeisterschaft 1974. Gezeigt wird skurriles, modisches und schönes aus einer Zeit, in der Günter Netzers Frisur noch genauso aussah wie heute. Der RWE, wie gesagt, ist auch vertreten und zwar durch seine Fans. Hier wurden die Passagen aus der WDR Dokumentation „Die Jungs aus der Westkurve“ übernommen. Den Besuchern des Pokalspiels des SV Eintracht gegen den SV Werder dürfte dieser Film noch bekannt vorkommen.

Schubladendenken

Freitag war ja die Wormatia aus Worms an der Hafenstrasse zu Gast. Und mit der Mannschaft auch ihre Fans. Geschätzte 100 an der Zahl, also zwei Busse voll. Die „Sups Worms“ haben sich extra schick gemacht, frei nach dem Motto: „Schlips it“. In der zweiten Halbzeit wurde dann etwas die Contenance verloren, denn im Angesicht der Niederlage und dem Pegel Tribut zollend, zogen einige Fans nicht nur den Schlips aus. Genauer gesagt, bei einem blieb nur der Schlips über. Ich fand es albern, hätte aber nicht den folgenden Polizeieinsatz nach sich ziehen müssen. Soweit die Ereignisse, die ich auf der anderen Seite des Blockes verfolgen konnte. Eher primitiv, aber niemals gewalttätig. Soweit die Fakten. Und nun hat die große Boulevardzeitung sich eines Fotos befleissigt, und daraus die Story „Ekel Fans bei RWE“ gestrickt. Danke einmal mehr für fundierten Journalismus. Zum einen ist der Begriff Ekel hier arg überzogen, und zum anderen sollte schon eine Differenzierung gleich in der Überschrift vorgenommen werden, aus welchem Lager die Fannudisten kommen. Somit suggeriert die Überschrift doch schon wieder altbekanntes: Alle RWE Fans sind ja sowas von böse. Was geht nur in den Köpfen von Redakteuren vor, die so einen Schwachsinn verfassen und die niederen Instinkte bedienen? Das finde ich Ekeljournalismus….