Monatsarchive: Februar 2009

Rauf und Runter, Part 3

Ich kam heute morgen im Dienst noch gut runter, aber dann machte es „knäck“ und ich kam nicht mehr gut rauf. Ein Umstand, der mich neben dem Wochenenddienst und mangelnder Alternative für die Mädchen wohl um das Spiel bringen wird. Ätzend und passt zum heutigen „grau in grau“. Also bleibt gleich der Wärmesack und die IBU, mit einem Hauch von BIT. Alles zur Entspannung. Daumen rauf übrigens auch noch für den FC Middlesborough, der sich bei seinen Fans mittlerweile für den abstrusen Brief entschuldigt hat. Daumen runter für den Stuttgarter Timo Gebhard, der nach seinem schönen Tor einmal mehr gezeigt hat, dass die vorher einstudierte Torjubelchoreo manch Fußballer wichtiger erscheint als die restliche Spielzeit und das Ergebnis. Meine Güte, fallt Euch um den Hals und dann gehts direkt weiter. Dieser Catwalk auf Stollen wird immer mehr zum Ärgernis.

Rauf und Runter, Part 2

Der RWE, selten ging es rauf, um so öfter dafür runter. Im Fahrstuhl der Ligenpyramide zwischen Erdgeschoß und Keller angekommen gab es gestern eine Meldung, mit der nun wirklich keiner mehr gerechnet hätte (Und die meisten glauben es auch erst, wenn die Bagger rollen): Der Verein bekommt das neue Stadion! So wird es am 04. März beschlossen, und das Bild zum Stadion wurde gleich mitgeliefert. Sogar derer zwei: Zum einen der Bau für den Keller und das Erdgeschoß und zum anderen eine endgültige Version, sollte jemals der Fahrstuhl in höhere Ligen genommen werden. Zeitgleich findet in Essen eine große Plakataktion zu Gunsten des Vereines statt, gibt es T-Shirts mit dem abgekupferten Slogan: „Kein Stadion ist auch keine Lösung“ zu kaufen. Und zu guter letzt finden Morgen vor dem Spiel gegen den Tabellenführer an der Hafenstrasse selbst noch einige Aktionen statt. Man könnte heulen, in Anbetracht dieser gebündelten guten Nachrichten und Maßnahmen, laufen sie doch immer wieder ins Leere, wenn die Mannschaft auf dem Rasen in Punkte gerechnet nicht mitkommt. Wäre das Spiel letzte Woche nicht so dämlich abgegeben worden, ja dann hätten die Fans ihrem Verein ob dieser ganzen Aktionen die „Bruchbude“ eingerannt. So regiert der latente Fatalismus in rot und weiss weiter und steht zu befürchten, dass das schon erloschene Fünkchen Hoffnung Morgen nach Spielschluß nicht wieder reanimiert wird. Wenn doch, ja dann sind wir natürlich übermorgen schon wieder deutscher Meister. RWE, mehr als nur ein Verein.

Rauf und Runter, Part 1

Oh welch passender Titel für die Ereignisse der letzten Tage. „Rauf und Runter“: Eine neue CD zum Beispiel hört man so umschrieben sehr oft. Das habe ich heute nach Feierabend getan: U2`s neues Werk lag pünktlich am Erscheinungstermin im Briefkasten. Und, meine Erwartungen haben sich bestätigt: Der Song „Get On Your Boots“ tanzt im Kontext der CD ein wenig aus der Reihe. Sonst hat sich U2 zum Glück nicht neu erfunden, und ein bisweilen befürchtetes „Zooropa reloaded“ blieb mir erspart. Trotzdem kommen zu den bekannten Stilelementen immer wieder kleine, aber feine neue Ideen. Dazu eine wunderschöne Verpackung. Ich bin glücklich. Zudem hat die offizielle U2 Seite endlich ein neues Design bekommen. Die alte Fassung war dem Ruf der Band längst nicht mehr gerecht geworden.

Der Anfang vom Ende

Ich bin noch richtig geschockt von dieser kurzen Meldung auf Stadionwelt.: Meines Erachtens werden dort die Grundrechte der Fans vom eigenen Verein im übertragenen Sinne mit Füßen getreten: Worum gehts? Der Verein Middlesborough FC hat sich in einem Schreiben an eigene Fans gewandt, und zwar besonders an diejenigen von ihnen, die im „Stimmungsblock“ des Riverside stadiums zu Hause sind. Leider wurde den Fans nicht für ihre Treue und Unterstützung gedankt, sondern: Der Verein bittet die EIGENEN FANS, nicht ständig zu singen oder sich auch in aufregenden Spielsituationen gemäßigt zu verhalten. Gemäßigtes Verhalten bedeutet in diesem Falle, daß sich Supporter „XY“ wohl kurz spontan von seinem Sitz erheben darf, seinen spieltechnischen Erregungspegel aber sofort wieder herunterfahren soll, um sich umgehend wieder zu setzen. Grundsätzlich sei das Singen und Aufstehen nur noch bei aufregenden Situationen gestattet. Begründet wird die Bitte mit Sicherheitsbedenken. Sicherheitsbedenken bei zu lautem Singen? Besteht etwa die Angst vor fliegendem Zahnersatz oder haben wir schon den 1. April? Der moderne Fußball enrfernt sich gerade im Mutterland immer mehr von denen, die die Seele des Sports ausmachen, ihn lieben und mit ihm leiden. Das Singen verbieten beim Fußball, schlimmer darf es nicht mehr werden.

Echolot

Da habe ich an diesem sowieso schon verkorksten Samstag noch Glück gehabt: Ich hatte vor, bei Ndr 2 Karten zu gewinnen für die Echo Verleihung in Berlin. Einziger Sinn dieser Teilnahme: Die relativ geringe Lebenschance, einmal annähernd in der Nähe von Bono und Co. sein zu dürfen. Aber, ich verschiebe diesen Lebenstraum gerne, habe ich natürlich nicht gewonnen, und überzeugte mich das Moderatorenduo Schöneberger/Pocher sehr schnell davon, daß es besser war, nicht vor Ort gewesen zu sein. Lieblos wurde U2 gleich als erster Liveact angekündigt. Das war dann insofern gut, konnte recht schnell der Fernseher ausgeschaltet werden. Warum bekommt ein Oliver Pocher immer wieder solche Formate zugeteilt ?, scheint doch seine einzige Kunst darin zu liegen, verbal andere zu beleidigen. Gerade in Zeiten, wo das Internet den gesellschaftlichen Aspekt zu verrohen droht, sollte von Moderatorenseite anders agiert werden. Barbara Schöneberger, zu selbstverliebt und überdreht um einen qualitativen Gegenpart zu Pocher zu schaffen. Alle gesehenen Preisträger grüssten Berlin und fragten sich bisweilen zurecht, was sie sagen sollten. Im Falle von Florian Silbereisen und Jeanette Biedermann hätte ich folgenden Tip von Dieter Nuhr parat: „Wenn man keine Ahnung hat,…..“. Die hatte ich heute Abend auch nicht: Ich habe für uns den Film „BURN AFTER READING“ ausgeliehen. Die Besetzungsliste sollte uns endlich das erhoffte TV Event des Wochenendes bringen. Wieder Fehlanzeige: Ein Film wohl nur für Fans der Protagonisten. Weil: Brad Pitt als grenzdebiler Fitnesscouch, George Clooney als paranoider Frauenversteher und der unvergleichliche John Malkovich als geschasster CIA Agent, jeder auf seine Art glänzt hier. Doch der Film als solcher kommt nur schwach poliert daher und läßt einen beim Abspann ratlos fragen: „Und worum ging es jetzt?“.

Linderung

Wohl dem, der auch noch einen Heimatverein vorzuweisen hat. Und somit konnte der heimische SV Eintracht ein wenig zur Linderung meiner sportlichen Gesamtsituation beitragen. Das Auswärtsspiel beim SV Bad Rothenfelde wurde mit 2:1 gewonnen. Laut Liveticker auch verdient, stand es doch schon nach 12 Minuten 2:0 für die weinroten. Übrigens gibt sich neben den SV Werder im Pokal nun eine weiterer Bundesligist in dieser Saison am Heideweg die Ehre: Die Borussia aus Dortmund kommt zu einem freundschaftlichen Vergleich nach Nordhorn. Viel wichtiger wird aber wohl die Weichenstellung des Vereines für die Zukunft zu sein. Jeder extra Cent kann da nur hilfreich sein. Lohn des heutigen Sieges: Platz 2 und Punktgleich mit dem Tabellenführer aus Oldenburg.

Blick zurück

Und so war das früher, Anfang der 80ziger Jahre, als beide Vereine noch auf Augenhöhe in einer Liga spielten , und die Arena noch nicht mal auf dem Reissbrett existierte. Fehlt eigentlich nur, daß irgendwo „Schimi“ zu Beginn des Berichtes aus einer Kneipe torkelt und sofort mitmischt. Ohne eigentlich genau zu wissen, worum es geht. Einfach mal gucken:

Das Ende aller Hoffnungen

Der Spielbesuch begann schon mit einer Hiobsbotschaft: Ich mußte den Weg in die „verbotene Stadt“ ohne Peter antreten. Seine körperliche Verfassung ließ einen Spielbesuch einfach nicht zu. Das war schon einmal ein Schlag ins Kontor und trübte meine Vorfreude enorm. Früh an der so titulierten größten Turnhalle im Lande angekommen gab es aber wieder enormes: Mehr als 10.000 (!) Essener Fans wollten sich das Auswärtsspiel bei der Zweitvertretung des früheren Erzrivalen nicht entgehen lassen. Block um Block mußte von der Polizei weiter freigegeben werden, um allen rot weissen auch gebührend und dem Eintrittspreis entsprechend Platz zu verschaffen. Eigentlich hätte schon ein soziokultureller Blick auf die anwesenden Fans den Besuch zu einem Erlebnis gemacht: Manch einer wirkte mit seinem Fanoutfit wie direkt aus den Ruinen der Westkurve auferstanden; Manch anderer durfte vielleicht schon seit geraumer Zeit nicht mehr in das heimische Stadion an der Hafenstrasse, dazu Mitglieder eines lokalen Motorradclubs, aber auch viele Familien mit Kindern oder älter Paare und, und,und. Also der gsamte Querschnitt dessen, was den RWE so faszinierend macht. Leider konnte die Mannschaft diese Faszination auf dem Spielfeld nicht umsetzen, denn dieses ach so wichtige Auftaktspiel wurde mit 1:2 verloren. Das Spiel war kein schönes, jegliches spielerisches Niveau wurde vergeblich gesucht. Viele,viele Stockfehler, Pässe ins Nirvana des Feldes von beiden Seiten und kaum Torchancen. Das ganze wurde zwar durch die Führung des RWE unterbrochen, und für ein paar Minuten war auch die druckvolle verbale Macht einer 10.000 köpfigen Kurve zu hören und körperlich spüren. Dumm nur, daß die Führung das Spiel der Essener nicht beruhigen konnte. In der zweiten Halbzeit ging es unverändert weiter, unverändert schlecht leider. Als Folge dessen kamen der Ausgleich und der Siegtreffer vom Elfmeterpunkt für den Schalker „Nachwuchs“ zustande. Bei beiden Treffern spielte der Schiedsrichter eine wesentliche Rolle, waren es ganz unverständliche Entscheidungen. Da nun der RWE Fan aber gerne seine Viertklassigkeit in dem Wirken anderer zu begründen sucht, gehe ich darauf nicht weiter ein, denn es wäre zu einfach: Die Mannschaft in den ruhmreichen rot weissen Trikots hat heute einfach schlecht gespielt. Punkt. Diese Niederlage hat alle aufkommenden Hoffnungen im Keim erstickt, hat 10.000 Fans einmal mehr an ihrem Verein verzweifeln lassen und den Abstand auf Dortmund und Kaiserslautern weiter ansteigen lassen. Grausam, den Fußball kann man einfach nicht erklären.

Lets get loud

Nur noch vier Tage, dann startet der RWE in die restliche Rückrunde. Und das gleich bei dem Verein, der als schuldiger für alles Erlebte herzuhalten hat. Es geht, na klar, in die Veltins Arena. Zu meiner großen Freude werde ich auch zu diesem, moralisch so wichtigem Derby, noch mit Peter fahren. Ich würde es ihm sehr gönnen, und hoffe daß nichts dazwischenkommt. Nach den vielversprechenden Test- und Pokalspielen sehe ich den RWE als Favorit in diesem Spiel. Ich setze auf Sieg, allein schon aufgrund der Tatsache, daß die Verantwortlichen des RWE für den darauffolgenden Knaller gegen den Tabellenführer mächtig die Werbetrommel rühren. Mit Vorbands und Lärminstrumenten soll eine möglichst laute Spieluntermalung geschaffen werden. Ja, es ist eine Aufbruchstimmung zu spüren, die hoffentlich nicht gleich kommenden Samstag einen jähen Dämpfer erfährt. Auf die Atmosphäre in der sicherlich spärlich gefüllten Arena bin ich mal sehr gespannt. Dem Essener Anhang wird die gesamte Südtribüne zur Verfügung gestellt, geparkt werden sollte auf den unten markierten Flächen.

Randerscheinung

Der samstägliche 3:1 Sieg des SV Eintracht vor 400 Fans am Heideweg gegen die Reserve des VfL Osnabrück war ein mühsam erspielter, so Augenzeugen. Aber in Anbetracht dessen, was sportlich zwischen Freitag und Sonntag noch so in Nordhorn für Schlagzeilen sorgte, gerieten diese 90 Minuten gänzlich zur Randerscheinung: Zum einen waren wir Kloatscheeten (Dazu an anderer Stelle mehr) und kam mir diese handballbedingte Spielverlegung auf den Samstag somit nicht gelegen. Und zum anderen haben die Handballer der HSG massive wirtschaftliche Probleme und planen ihre Insolvenz. Ich darf und will mir kein Urteil über die HSG erlauben, nur wundere ich mich schon, wie scheinbar lethargisch die Fans diese permanenten Negativschlagzeilen über ihren Verein hinnehmen. Aber auch, wie ruhig Nordhorn generell bleibt. Diese Meldungen über den SV Eintracht, Steuerfahnder noch dazu , ausbleibende Zahlungen etc……der Verein würde sprichtwörtlich innerstädtisch in der Luft zerissen werden. Scheinbar haben die schönen sportlichen Erfolge vieles übertüncht und lenken von der Realität ab. Das Schicksal der HSG sollte aber den Verantwortlichen des SV Eintracht Warnung genug sein, denn auch in weinrot ist sicher nicht alles rosarot.

Entwicklungen

Google Earth hat gerade für Fußballfans viel zu bieten: So kann man ziemlich fix all seine besuchten Stadien nochmal ansteuern, das Stadion seiner Träume (Anfield) eben interaktiv besuchen, die erstaunliche Nähe der konkurrierenden Vereine und deren Stadien in Dundee bewundern, oder auch eine fast klaustrophobische Nähe der Stadien im holländischen Spakenburg feststellen. In der neuen Version kann man auch noch auf Zeitreise gehen. Leider nicht gerade hier in Nordhorn, stammt das Bildmaterial immer noch aus dem Jahre 2005. In Essen ist der Abriß der Westkurve mittlerweile schon wieder so lange her, da lag google noch als Quark im Schaufenster. Aber, in London, da funktioniert die Zeitleiste ganz gut: Zwar auch nicht von „heute“, aber doch so weit auseinander, so daß der Weg von Highbury zum „New Emirate“ Stadion nachvollzogen werden kann. Apropo England: Bei meinen Betrachtungen zur premier league auf DSF stelle ich immer mehr fest, daß vermehrt Plätze in den Stadien frei bleiben. Die Schere driftet doch sehr auseinander. Die Kaufwut der fremden Investoren und die daraus folgenden Eintrittspreise vertreiben nun auch die „Mittelschicht“ aus den Stadien. Leider werden den Vereinen eines Tages ein bis zwei Generationen Fans fehlen.

Der Satz des Pythagoras

Den Satz des Pythagoras habe und werde ich wohl nie als Lieblingssatz bezeichnen können. Allerdings ist er mir wesentlich lieber als der folgende lange Satz des Grauens, den ein Blick in die Fernsehzeitung einer Woche offenbart: „bigbrother, germanysnexttopmodel, deutschlandsuchtdensuperstar, frauentausch, dschungelcamp, bauersuchtfrau, thebiggestloser, gerichtshows, misterperfect usw,usw“. Natürlich gibt es noch qualitativ hochwertiges Fernsehen; Leider verkommt ein solches aber immer mehr zum Nischenprogramm. Somit übernehmen Formate die Prime Time, welche jede normale Ausbildung scheinbar zur Farce verkommen lassen oder talentfreie Menschen der Lächerlichkeit preisgeben usw. Befeuert wird diese Art Unterhaltung noch von der Boulevard Presse, die zum Beispiel die an Verachtung grenzenden Kommentare einer Casting Show genußvoll in dicken Lettern auf Seite 1 bringt. Aber, ich muß es ja zum Glück nicht gucken, und das Medium DVD bietet ja die Möglichkeit, sich ein eigenes Programm zu schaffen. So werden auch weiterhin vermehrt alte Erfolge aus öffentlich rechtlicher Produktion auf Scheibe gepresst. Auf die Serie „Um die 30“ warten zwar noch immer viele Fans, aber den Ruhrpott Proll Horst Schimanski zum Beispiel, den gibt es jetzt in Form seiner beiden Tatort Kinoverfilmungen auch auf DVD und bietet eine gute Alternative zum Trash im TV.

Vorboten

5.45 Uhr heute früh: Kratzen war angesagt auf dem Weg zur Arbeit. 17.00 Uhr heute Nachmittag: Auf dem Weg in den Feierabend sprangen mir die Vorboten eines, den Temperaturen zum Trotz, kommenden Frühlings in die Augen und den Seitenspiegel: Satt leuchtete noch die Sonne, Vögel schwärmten nur so herum. Vorboten auf den Ligaauftakt auch in Essen: In einem Testspiel wurde gegen den polnischen Erstligisten Legia Warschau mit 1:2 auf dem Ente Lippens Platz verloren. Das erscheint mir ein absolut respektables Ergebnis, lag der RWE zudem bis zwei Minuten vor Schluß noch mit 1:0 in Front. In der Nähe des RWE ist Optimismus zwar zumeist fehl am Platze, trotzdem habe ich nach den Ergebnisssen gegen höherklassige Teams in den letzten Wochen ein kleines Fünkchen Hoffnung, die Lauterer doch noch irgendwie zu ärgern. Alles steht und fällt mit dem Auftakt beim Verein mit der gehackten Vereinsseite. Der kommende Gegner hatte seinerseits auch einen Vorboten zum Testspiel gegen Legia geschickt: Der einstige Publikumsliebling Willi Landraf war zu Spionagezwecken (vermute ich einfach mal) vor Ort. Seine sympathische Ausstrahlung hat er aber auch nicht in der Nachbarschaft verloren.

Kontrastmittel

Meine aktuelle Bettlektüre könnte unterschiedlicher kaum sein: Hier der „elder statesman“ aus Hamburg, dort der „former hooligan“ aus London. Natürlich braucht es keine Rechtfertigung, eine Biographie über einen großen Staatsmann zu lesen. Flüssig geschrieben spart Hans Joachim Noack auch nicht mit Kritik am umtriebigen und bisweilen harschen Politiker. Wie ein roter Faden zieht sich die Ungeduld eines Helmut Schmidts mit seiner jeweiligen Lebenssituation durch das Buch. Langatmige Plenarsitzungen bleiben dem Leser erspart, differenzierte Darstellungen der charismatischen Troika Wehner/Brandt/Schmidt aber leider auch. In Anbetracht der Tatsache, daß so viele Jahre beleuchtet werden müssen, aber zu verkraften. Für mich allein wäre aber auch schon das Titelbild ein Kaufgrund: Welch sympathisches Bild eines brillianten Geistes. Von allen guten Geistern verlassen schien dagegen viele Jahre der Autor des zweiten Buches: Viele „dritte Halbzeiten“ verschafften ihm in seiner Jugend keinen Posten auf politischer Ebene, sondern als Politikum hinter Gittern. Ich lese trotzdem gerne diese Bücher aus England mit ihren autobiographischen Zügen. Blendet man nun alle Gewalttaten rund um den Fußball aus, bietet sich dem Leser ein recht schmissiger Eindruck der Jugendkultur in England über mehrere Jahrzehnte hinweg. Wie auch bei John King geht es abseits des Fußballs um den Style, die Musik und dem Leben in den verschiedensten Regionen der britischen Insel. Die spinnen nicht nur, die Briten, sondern sie haben auch was. Für mich wenigstens. Leider konnte ich nicht ergründen, warum immer wieder auch Fußballgewalttäter (und nichts anderes war Cass Pennant) solchen Kultstatus in England einnehmen. Vielleicht liegt es wirklich in dem Inselstatus der Briten begründet, und ihrer geschichtlich verbrieften Neigung, keinem Ärger aus dem Wege zu gehen und andere Orte erobern zu wollen.

Im Westen nichts neues.

Unglaubliches hatten die Meppener auf die Beine gestellt, um in ihrem Sprudel Stadion eine Wahnsinnskulisse von 8700 Zuschauern begrüßen zu dürfen. Werbung und Freikartenaktion heißt das Zauberwort, welches hier am Heideweg mit einem Fluch belegt ist. Dergleichen findet in ähnlicher Form nämlich kaum bis überhaupt nicht statt. Und natürlich wurde auch wie gehabt das Spiel gegen den Rivalen aus Nordhorn gewonnen. Mit 1:4 verlor die heimische Eintracht recht deutlich im Emsland. Zum Spiel vermag ich nicht viel zu sagen, war ich doch nicht vor Ort und gibt es auch fast keine Stimmen zum Spielgeschehen. Vielmehr widmet man sich den Zeichen der Zeit und somit dem Aktionismus abseits des Spielfeldes und der eigenen Darstellung. Das Spiel selber verkommt bisweilen immer mehr zum Statisten, gilt es doch Stimmung, Boykotte und sonstiges zu kommentieren. Auf Wiedersehen also im nächsten Jahr. Vielleicht sollte ich dann doch mal wieder hinfahren, hat doch mein Aberglaube in dieser Begegnung auch noch nicht gefruchtet.

Rückrunde

Der heimische SV Eintracht startet am Sonntag in seine Rückrunde. In seine deshalb, da diese eigentlich schon letzte Woche mit einem Heimspiel in Angriff genommen werden sollte, das Spiel aber den Bodenverhältnissen zum Opfer fiel. Somit wird der von Lutz Jahnke gezeichnete Gipfelsturm am kommenden Sonntag ausgerechnet in Meppen gestartet. Da in den letzten Jahren ja nur das eine Spiel im Emsland gewonnen wurde, bei dem ich nicht zugegen war, boykottiere ich seit einiger Zeit das Heimstadion des ehemaligen Zweitligisten. Genützt hat es bislang nichts, aber für Sonntag bin ich doch optimistisch gestimmt. Zum einen hat der SV Meppen beim „noch näher Nachbarn“ in Lingen verloren, und zum anderen hat der SVE eine Testspielblamage unter der Woche gutzumachen. An Pokalgelder, Lizensierungsantrag und möglichen Aufstieg mag ich nun gar nicht denken, denn zunächst gilt die alte Fußballweisheit: Rot – Weiss muß Blau – Weiss besiegen und alles wird gut.

Langzeitbelichtung

Mann,Mann,Mann: Manchmal hat man eine Idee und setzt diese um, nur um dann festzustellen: Die Idee ist gut, nur nicht so einfach umzusetzen. Ein Satz für die Ewigkeit, stelle ich gerade fest. Also, ich wollte mich der Fotografie in der dunklen Jahreszeit annähern und habe mir dafür ein Dreibeinstativ angeschafft. Der Plan schien denkbar einfach: Sobald das Stativ da ist, fahre ich in Nordhorns Innenstadt, richte Kamera und Stativ auf das architektonisch hochinteressante und hell erleuchtete neue „Heemann“ Gebäude, stelle auf „M“ und drücke ab. Ein an sich guter Plan, doch noch nicht in die Tat umgesetzt. Ich war dann doch so schlau, und habe hier im und rund um unser Haus ein paar Probeaufnahmen gemacht. Ich bilde mir doch schon ein, mittlerweile Motive zu sehen und ab und an gelungene und durchdachte Fotos zu „schießen“, aber die ersten stativen Versuche waren eine Katastrophe. Also nichts mit knackscharfen und gut ausgeleuchteten Nachtbildern, sondern ab in die Bücherei und Lehrmaterial über das Zusammenspiel von Blende und Lichteinfall besorgt. Und auch die Bedienungsanleitung meiner Kamera habe ich wiederentdeckt. Das Problem ist jetzt nur: Bis ich alles durchgelesen und auch verstanden habe, ist die dunkle Jahreszeit vorbei. Trotzdem macht es Spaß, auch wenn es momentan eine weitere Investition bedeutet: Einen Infrarot Fernauslöser, der allein dem Zwecke dient, Verwackler zu vermeiden. Faszination Foto.

Quo Vadis

Die beste Mannschaft der Welt, lange war es still um sie: Der WFCG 04 im fünften Jahr seines Bestehens eine Mannschaft ohne Heimat: Der Platz hinter dem Schülerhaus des Wittekindshofes: Die Tore wurden abgebaut. Die geduldete Nutzung eines Platzes auf dem Geländes der SG Gronau: Wegen „Eigenbedarf“ gekündigt. Nächster Stop war eine Sporthalle, die uns auch wetterunabhängiges Training ermöglichte. Der Stop war nicht von allzulanger Dauer, ist integrativer Sport, beziehungsweise die Vorstellung, daß auch behinderte Menschen Sport ausüben und daran Spaß haben können, noch nicht gesellschaftlich fundiert. Die beginnende dunkle Jahreszeit bedingte dann, daß wir den Trainingesbetrieb Ende September komplett einstellen mußten. Trotzdem wurden wir Woche für Woche gefragt, wann es denn endlich wieder losgeht. Ergo war Handeln angesagt, und das tat dann unser Manager auch: Nach diesen schönen fünf Jahren löschen wir den WFCG aus dem imaginären Vereinsregister und finden Aufnahme als Mannschaft und Vereinsmitglieder bei der DJK Arminia Gronau. Das integrative Hallenfußballturnier der Lebenshilfe Nordhorn am 28.März bestreiten wir aber noch als WFCG. Und vielleicht können wir ja den überraschenden 8.Platz wiederholen.

real existierender Fußball

Wir schreiben die 25. Minute im Rückspiel des FA Cup Derbys in Liverpool. Und erst jetzt wird das Spiel flüssig, wie es Uwe Morawe formuliert. Egal, nun schreibe ich weiter, denn ich ertappe mich dabei, daß ich mich schon wieder mehr über den Moderator aufrege, als mich auf das Spiel zu konzentrieren. Und abgesehen davon habe ich nach langen Wochen der Abstinenz tatsächlich wieder realen Fußball in einem Stadion „genossen“. Ganz kurzfristig hatte der SV Eintracht hier am Heideweg in Nordhorn ein Testpiel gegen den höherklassigen SV Wilhelmshaven anberaumt. Für 22 Spieler und ganze 55 Zuschauer wurde sogar der Hauptplatz benutzt und entsprechend ausgeleuchtet. Das war ein teurer Test, zumal auch noch mit 0:6 verloren wurde. 3 Tore habe ich in der zweiten Halbzeit gesehen, allesamt über die linke Seite als Konter plaziert. Also keine gelungene Generalprobe für das Spiel in Meppen am Sonntag. Und nun kann ich mich wieder dem Fernseh – Spiel widmen. Wärmer ist es allemal.

Muß das sein?

Da die eigentlichen Rivalen aus Köln und Gelsenkirchen Lichtjahre entfernt scheinen, haben sich Fortuna und RWE Fans wohl auf eine Art Ersatzrivalität geeinigt, trifft man doch wenigstens zuverlässig aufeinander. Wenn nicht in einer Liga, dann mindestens im Verbandspokal. Und da schlugen in der Vergangenheit schon mal die Emotionen hoch und unliebsame Gegenstände auf dem Rasen auf. Also wird das Spiel als Risikospiel von den Sicherheitskräften gehändelt und mit einem enormen Aufwand betrieben, wie folgende jawattdenn Bilder belegen. Ich finde den Aufwand erschreckend, handelt es sich doch um ein Viertelfinalspiel eines unterklassigen Pokalwettbewerbes. Keine Partie für den Briefkopf, sondern die einzige Möglichkeit in den lukrativen DFB Pokal zu gelangen. Aber leider leben wir in Zeiten, wo sogar Freundschaftspiele und Hallenturniere aus Sicherheitsgründen abgesagt werden müssen. Etwas Gelassenheit auf beiden Seiten (also auf Seiten der Fans und der Polizei) täte da vielleicht Not.

Elfer raus

Das neue Kalenderjahr hat sportlich für den RWE mehr als gut begonnen: Neben dem ermutigenden Interview von Thomas Strunz, der Vertragsverlängerung von Sascha Mölders und den Neuverpflichtungen gab es im gestrigen Niederrheinpokal einen Sieg zu verbuchen: Ein Pokalerlebnis mit Knalleffekt: Die Düsseldorfer Fortuna wurde im Elfer schießen rausgekegelt, und zwar mit sage und lese 11 : 10. Laut Augenzeugen gab es nur in Halbzeit 1 ordentlichen Fußball, was aber eher dem Untergrund geschuldet war. Dieser erinnerte in Farbe und Konsistenz an Schmierseife und sorgte für mangelhafte Standfestigkeit. Neben der Option, sich wieder für den DFB Pokal qualifizieren zu können, bleibt auch oder gerade die Erkenntnis, daß mit den Kickers aus Emden und der Fortuna nacheinander zwei Spitzenteams der 3. Liga besiegt wurden. Das sollte Mut machen für den restlichen Verlauf der Saison. Allerdings, und das ist leider ein Produkt der schlechten Hinrunde, gelingt dies nur unter Mithilfe vieler Punktverluste der beiden führenden Teams. Also: Kämpfen für Essen.