Kontraste


11. | (11.) | RW Essen | 23 | 9 | 7 | 7 | 9 | 28:19 34 | |
12. | (12.) | Eintracht Braunschweig | 23 | 8 | 8 | 7 | 2 | 36:34 32 |
So in der Art sah es auch vor dem Spiel in Ahlen aus: Einen Sieg, und man hält den Verfolger auf Distanz. Bei einem Unentschieden bleibt alles wie es ist, und bei einer Niederlage rutscht man einen Platz tiefer. Also ich plädiere einfach mal für einen RWE Sieg und dann gehts Mittwoch schon entspannter nach Emden zum Nachholspiel. Der Anruf auf der RWE Geschäftsstelle signalisierte übrigens vorab schon einmal Entspannung in Sachen Eintrittskarten. Auch ohne Vorbestellung sind noch genug Gästekarten vorhanden.
„Fußball ist unser Leben, ja König Fußball regiert die Welt“ mit dieser „gesungenen“ Weisheit zur WM 1974 könnte ich eigentlich den Gästeblock schon wieder verlassen und einfach nur meine beiden Vereine, Rot Weiss Essen und den lokalen SV Eintracht Nordhorn als Fakt hinterlassen. Doch, so einfach ist das auch nicht. Der Weg an den heimischen Heideweg zum SV Eintracht war väterlicherseits vorgezeichnet. (Ebenso anscheinend die Trennung unserer Sackgasse in „unten: HSV“ und „oben: FC Bayern“, Aber dem Druck der Bayern, da „oben“ wohnend konnte ich langfristig erfolgreich widerstehen, Gottseidank.). Aber etwas ließ mir keine Ruhe, nämlich die Geräusche, die bei gutem Wind von einem Fußballspiel in erreichbarer Nähe zeugten. Es waren die Geräusche aus der „Bernhard-Niehues Kampfbahn“, dem heutigen Eintracht Stadion am Heideweg. Das war so im Alter von 6 Jahren Mitte der 70ziger. Wir sind also öfters hin, und wenn nicht am Platz, dann wurden Fahnen tragende Jugendliche auf dem Rad nach dem Ergebnis befragt. Die Ergebnisbeschaffung war zu diesen Zeiten noch ungleich schwerer. Der SV Eintracht hatte damals eigentlich auch eine recht gute Szene und der ewige Rivale war blau-weiß, kommt aus dem Emsland und sollte später mal eine Dekade in der 2. Bundesliga verbringen. Aber Anfang der 80iger bekam ich auch den Blick für den Fußball außerhalb der Grafschaft und irgendwie radelte ich des öfteren „R-R-RWE“ grölend durch Nordhorn. Vorzugsweise nach einigen Pils. RWE war Essen, Hafenstraße, Gewalt und somit fußballerischer „Gruseleffekt“ pur. Ich war also bis dato nie da und wusste doch immer Bescheid. Der Szene in Nordhorn trat ich auch nicht direkt bei, sondern ließ mich nur an den Spieltagen blicken. Aktiv wurde ich dann doch, und zwar Anfang der 90iger. Man konnte sich halt hier in Nordhorn nicht aus dem Weg gehen und die Zeit der aktiven Stehtraversengestaltung begann. Hilfreich dazu mein Beruf als Pädagoge, denn so konnte ich unter dem pädagogischen und integrativen Aspekt viel Material basteln. Und so rief ich die Faninitiative „stureNordhorner“ ins Leben, denn die Fans wurden immer älter, immer weniger und Nachwuchs kam nicht dazu. Dieser trug mittlerweile Trikots aus Herne-Ost, Dortmund oder natürlich München. Keine Chance also, um Fußball Nordhorn wieder ein wenig zu reanimieren. Zudem schöpfte und schöpft der heimische Handballbundesligist mittlerweile den Rahm ab. Somit stand fest: Fußball Nordhorn bleibt weiterhin stur. RWE hatte ich aber weiterhin zu jeder Zeit fest im Blick und war über jedes Spiel informiert, nicht zuletzt durch einen Eintracht Fan, der den Fußball lebt wie kein zweiter und aus dem Ruhrgebiet stammend….RWE Fan ist. Und eines Tages bin ich dann endlich mit, nach Essen. Und nach dem Spiel fühlte ich mich, als ob ich endlich zu Hause angekommen bin. Hört man sich im RWE Umfeld um, so ist der Mythos Hafenstraße längst Geschichte, für mich existiert er noch, und lässt mich mit mittlerweile über 40 Jahren eine Gefühlswelt durchleben, die es in Nordhorn so nicht gibt, oder geben wird. Der SV Eintracht ist und bleibt mein lokaler Verein, Der RWE aber ist mein Zuhause, nur habe ich über 20 Jahre gebraucht, um das zu erkennen.